Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

  Thüringer in Vereinen aktiv

- Von Claudia Götze

Gera. Denkmal, Karneval oder Flüchtling­shilfe: In Thüringen werden nach Angaben der hiesigen Ehrenamtss­tiftung immer wieder neue Vereine gegründet. Dennoch geht deren Zahl insgesamt zurück – weil Nachwuchs fehlt, wie Stiftungsg­eschäftsfü­hrerin Birgit Manke sagt. Mit rund 19 000 Vereinen liegt der Freistaat gemessen an der Einwohnerz­ahl bundesweit auf Platz 3 hinter dem Saarland und Rheinland-Pfalz. Vor sechs Jahren waren es 20 400 VereineMeh­r als 800 000 der gut zwei Millionen Thüringer engagieren sich ehrenamtli­ch. In Dörfern und kleinen Städten sind vor allem Kirmes-, Karneval-, Feuerwehru­nd Kirchenbau­vereine aktiv. „Das wird sogar innerhalb der Familie weitergege­ben“, schildert Manke. Spitzenrei­ter unter den Kreisen ist Schmalkald­en-Meiningen, wo 2016 mit fast 1300 die meisten Vereine registrier­t waren – gefolgt vom Saale-Holzland-Kreis (1134), Gotha (1132) und Greiz (1126).

In den Städten schließen sich Menschen nach Einschätzu­ng der Stiftung vor allem für konkrete Projekte zusammen. In Erfurt beispielsw­eise ist laut Stadtverwa­ltung die Zahl der KitaFörder­vereine auf fast 20 deutlich gestiegen. Zur Vorbereitu­ng der Bundesgart­enschau 2021 hat sich ein Verein der Freunde und Förderer gegründet. Die etwa 5000 Flüchtling­e in der Stadt werden durch mittlerwei­le sieben Nachbarsch­aftsverein­e unterstütz­t. Nach Angaben des Stifterver­bandes gibt es in Erfurt mehr als 1700 Vereine.

Der 2012 gegründete Spittelver­ein in Großengott­ern (Unstrut-Hainich-Kreis) hat sein Ziel schon fast erreicht und das historisch­e Hospitalen­semble des Ortes vor dem Verfall gerettet. Bald im Vereinsreg­ister steht auch die Initiative „Hand in Hand“in Bad Langensalz­a. Die Aktiven möchten mitten in der Stadt einen Bürgerpark errichten und parallel dazu helfen, die Stadt sauber zu halten oder Gemeinwohl zu fördern.

Nicht selten liegen einer Vereinsgrü­ndung auch politische Anlässe zugrunde – wie bei „Thüringer gegen Südlink“in Fambach (Kreis Schmalkald­enMeininge­n). Der Verein will die Stromtrass­e durch Westthürin­gen verhindern. In Kölleda (Kreis Sömmerda) war die Bürgermeis­terwahl im April Auslöser der Gründung von „Gemeinsam für Kölleda“. Das Wahlkampft­eam um Daniela Hofmann hat sich so gut verstanden und so viel Spaß gehabt, dass es unbedingt weitermach­en wollte. Der junge Verein habe 25 Mitglieder und viele Ideen, sagt Hofmann. Eine Halloweenp­arty am 31. Oktober für die Kinder und Jugendlich­en der Stadt soll nur der Anfang sein.

In Mühlhausen will der Verein „Kinderhilf­e“seit 2017 dort helfen, wo Eltern trotz Arbeitsein­kommens finanziell überforder­t sind: Musikschul­e, Klassenfah­rten oder Fahrrad werden unbürokrat­isch finanziert.

In Thüringen haben viele Vereine ein Nachwuchsp­roblem. Dennoch finden sich immer wieder Menschen zusammen, um sich für die Kirche, den Kindergart­en oder die Dorfkirmes einzusetze­n.

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