Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Thüringer in Vereinen aktiv
Gera. Denkmal, Karneval oder Flüchtlingshilfe: In Thüringen werden nach Angaben der hiesigen Ehrenamtsstiftung immer wieder neue Vereine gegründet. Dennoch geht deren Zahl insgesamt zurück – weil Nachwuchs fehlt, wie Stiftungsgeschäftsführerin Birgit Manke sagt. Mit rund 19 000 Vereinen liegt der Freistaat gemessen an der Einwohnerzahl bundesweit auf Platz 3 hinter dem Saarland und Rheinland-Pfalz. Vor sechs Jahren waren es 20 400 VereineMehr als 800 000 der gut zwei Millionen Thüringer engagieren sich ehrenamtlich. In Dörfern und kleinen Städten sind vor allem Kirmes-, Karneval-, Feuerwehrund Kirchenbauvereine aktiv. „Das wird sogar innerhalb der Familie weitergegeben“, schildert Manke. Spitzenreiter unter den Kreisen ist Schmalkalden-Meiningen, wo 2016 mit fast 1300 die meisten Vereine registriert waren – gefolgt vom Saale-Holzland-Kreis (1134), Gotha (1132) und Greiz (1126).
In den Städten schließen sich Menschen nach Einschätzung der Stiftung vor allem für konkrete Projekte zusammen. In Erfurt beispielsweise ist laut Stadtverwaltung die Zahl der KitaFördervereine auf fast 20 deutlich gestiegen. Zur Vorbereitung der Bundesgartenschau 2021 hat sich ein Verein der Freunde und Förderer gegründet. Die etwa 5000 Flüchtlinge in der Stadt werden durch mittlerweile sieben Nachbarschaftsvereine unterstützt. Nach Angaben des Stifterverbandes gibt es in Erfurt mehr als 1700 Vereine.
Der 2012 gegründete Spittelverein in Großengottern (Unstrut-Hainich-Kreis) hat sein Ziel schon fast erreicht und das historische Hospitalensemble des Ortes vor dem Verfall gerettet. Bald im Vereinsregister steht auch die Initiative „Hand in Hand“in Bad Langensalza. Die Aktiven möchten mitten in der Stadt einen Bürgerpark errichten und parallel dazu helfen, die Stadt sauber zu halten oder Gemeinwohl zu fördern.
Nicht selten liegen einer Vereinsgründung auch politische Anlässe zugrunde – wie bei „Thüringer gegen Südlink“in Fambach (Kreis SchmalkaldenMeiningen). Der Verein will die Stromtrasse durch Westthüringen verhindern. In Kölleda (Kreis Sömmerda) war die Bürgermeisterwahl im April Auslöser der Gründung von „Gemeinsam für Kölleda“. Das Wahlkampfteam um Daniela Hofmann hat sich so gut verstanden und so viel Spaß gehabt, dass es unbedingt weitermachen wollte. Der junge Verein habe 25 Mitglieder und viele Ideen, sagt Hofmann. Eine Halloweenparty am 31. Oktober für die Kinder und Jugendlichen der Stadt soll nur der Anfang sein.
In Mühlhausen will der Verein „Kinderhilfe“seit 2017 dort helfen, wo Eltern trotz Arbeitseinkommens finanziell überfordert sind: Musikschule, Klassenfahrten oder Fahrrad werden unbürokratisch finanziert.
In Thüringen haben viele Vereine ein Nachwuchsproblem. Dennoch finden sich immer wieder Menschen zusammen, um sich für die Kirche, den Kindergarten oder die Dorfkirmes einzusetzen.