Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Retter proben Ernstfall bei Niedrigwasser
Einsatzkräfte der Wasserwacht trainieren auf dem Bleilochstausee die Rettung verletzter Personen
Saalburg. „Bringt mich hier bitte weg“, schreit Laura Brendel schmerzerfüllt. Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht hundertprozentig klar, was der jungen Frau fehlt, sicher ist nur: Sie liegt verletzt auf dem „Rehfelsen“genannten Fels im Stausee bei Saalburg und kann sich nicht rühren. Die steinerne Erhebung gleich gegenüber der Schiffsanlegestelle ist überhaupt nur bei Niedrigwasser zu sehen und auch jetzt, bei dem bauarbeitenbedingt abgesenkten Pegelstand in der Bleilochtalsperre, komplett vom Wasser umgeben. Ein Einsatz für die Wasserwacht!
Mit einem sogenannten Ponton-Boot aus Aluminium, welches sich durch geringen Tiefgang auszeichnet, landet eine Einsatzgruppe an und begibt sich mit Trage und Spezialausrüstung den Felsen hinauf. Laura Brendel schreit immer wieder vor Schmerz, während die Helfer sie untersuchen, sie nach kurzer Beratung vorsichtig auf die Trage legen und abtransportieren. Einige wohlplatzierte Schritte über steiles, schroffes Gestein später ist die Verletzte auf dem Boot und in Sicherheit. Dann geht das Ganze wieder von vorn los.
Denn es ist eine Übung der DRK-Wasserwacht Schleiz gemeinsam mit Einsatzkräften aus ganz Thüringen. Kollegen aus Nordhausen, Meiningen, Schleiz und dem Landkreis Greiz proben gemeinsam die Rettung von Menschen von schwer erreichbaren Uferstellen, aus dem Wasser sowie das zielgerichtete Steuern der Boote. „Die Stelle ist prädestiniert für die Wasserwacht“, sagt Stefan Drechsler von der Wasserwacht Schleiz und Thomas Kästner zählt weitere Vorteile der Insellage auf: „Dort haben wir Ruhe, keine Schaulustigen und gleichzeitig können wir ein paar Manöver im Rahmen der Bootsausbildung fahren.“
Einsatzleiter des Übungswochenendes der DRK-Wasserwacht ist Marcus Stephan. Er umschreibt die zwei Komponenten der Personenrettung. Beim Bootfahren komme es darauf an, zielgenau und langsam zu fahren, um das Boot nicht zu beschädigen und die zu rettende Person nicht zu verletzten. Der zweite Schwerpunkt sei der sanitätsdienstliche, denn kein Rettungsdienst erreiche den Betroffenen. So müssten neben der Wasserrettung auch die relevanten medizinischen Aspekte beherrscht werden.
Die Boote sind vom Katastrophenschutz. Im Ernstfall müssen alle Kräfte mit jedem Bootstyp umgehen können. „Notfallkompetenz Bootfahren“, nennt das Olaf Geiß von der Wasserwacht Weida. Ein Ziel ist es auch, die Jugend zu binden und auszubilden, denn während die Schleizer Wacht randvolle Jugendgruppen habe, sei es nach der Schule schwierig, den Nachwuchs zu halten. „Von 20 bleibt dann einer übrig“, so Jürgen Pahlke von der Wasserwacht Schleiz.