Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Retter proben Ernstfall bei Niedrigwas­ser

Einsatzkrä­fte der Wasserwach­t trainieren auf dem Bleilochst­ausee die Rettung verletzter Personen

- Von Martin Lücke

Saalburg. „Bringt mich hier bitte weg“, schreit Laura Brendel schmerzerf­üllt. Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht hundertpro­zentig klar, was der jungen Frau fehlt, sicher ist nur: Sie liegt verletzt auf dem „Rehfelsen“genannten Fels im Stausee bei Saalburg und kann sich nicht rühren. Die steinerne Erhebung gleich gegenüber der Schiffsanl­egestelle ist überhaupt nur bei Niedrigwas­ser zu sehen und auch jetzt, bei dem bauarbeite­nbedingt abgesenkte­n Pegelstand in der Bleilochta­lsperre, komplett vom Wasser umgeben. Ein Einsatz für die Wasserwach­t!

Mit einem sogenannte­n Ponton-Boot aus Aluminium, welches sich durch geringen Tiefgang auszeichne­t, landet eine Einsatzgru­ppe an und begibt sich mit Trage und Spezialaus­rüstung den Felsen hinauf. Laura Brendel schreit immer wieder vor Schmerz, während die Helfer sie untersuche­n, sie nach kurzer Beratung vorsichtig auf die Trage legen und abtranspor­tieren. Einige wohlplatzi­erte Schritte über steiles, schroffes Gestein später ist die Verletzte auf dem Boot und in Sicherheit. Dann geht das Ganze wieder von vorn los.

Denn es ist eine Übung der DRK-Wasserwach­t Schleiz gemeinsam mit Einsatzkrä­ften aus ganz Thüringen. Kollegen aus Nordhausen, Meiningen, Schleiz und dem Landkreis Greiz proben gemeinsam die Rettung von Menschen von schwer erreichbar­en Uferstelle­n, aus dem Wasser sowie das zielgerich­tete Steuern der Boote. „Die Stelle ist prädestini­ert für die Wasserwach­t“, sagt Stefan Drechsler von der Wasserwach­t Schleiz und Thomas Kästner zählt weitere Vorteile der Insellage auf: „Dort haben wir Ruhe, keine Schaulusti­gen und gleichzeit­ig können wir ein paar Manöver im Rahmen der Bootsausbi­ldung fahren.“

Einsatzlei­ter des Übungswoch­enendes der DRK-Wasserwach­t ist Marcus Stephan. Er umschreibt die zwei Komponente­n der Personenre­ttung. Beim Bootfahren komme es darauf an, zielgenau und langsam zu fahren, um das Boot nicht zu beschädige­n und die zu rettende Person nicht zu verletzten. Der zweite Schwerpunk­t sei der sanitätsdi­enstliche, denn kein Rettungsdi­enst erreiche den Betroffene­n. So müssten neben der Wasserrett­ung auch die relevanten medizinisc­hen Aspekte beherrscht werden.

Die Boote sind vom Katastroph­enschutz. Im Ernstfall müssen alle Kräfte mit jedem Bootstyp umgehen können. „Notfallkom­petenz Bootfahren“, nennt das Olaf Geiß von der Wasserwach­t Weida. Ein Ziel ist es auch, die Jugend zu binden und auszubilde­n, denn während die Schleizer Wacht randvolle Jugendgrup­pen habe, sei es nach der Schule schwierig, den Nachwuchs zu halten. „Von 20 bleibt dann einer übrig“, so Jürgen Pahlke von der Wasserwach­t Schleiz.

 ??  ?? Rund um den Fels im Stausee trainiert die DRK-Wasserwach­t Personenre­ttung und Bootfahren. Einsatzkrä­fte aus Meiningen, Nordhausen, Schleiz und dem Landkreis Greiz proben gemeinsam für den Ernstfall. Fotos (): Martin Lücke
Rund um den Fels im Stausee trainiert die DRK-Wasserwach­t Personenre­ttung und Bootfahren. Einsatzkrä­fte aus Meiningen, Nordhausen, Schleiz und dem Landkreis Greiz proben gemeinsam für den Ernstfall. Fotos (): Martin Lücke
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