Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Einsatz im Irak braucht „langen Atem“
Verteidigungsministerin von der Leyen verspricht bei einem Besuch in Bagdad weitere Hilfen. Einsatz der Bundeswehrsoldaten soll verlängert werden
Bagdad. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen fordert einen langen Atem für den deutschen Militäreinsatz zur Stabilisierung des Irak. „Der Kampf gegen den IS hat tiefe Wunden und Narben im Land hinterlassen und dementsprechend braucht es auch Geduld, dass diese Narben wieder heilen und dass der Irak stark wird“, sagte die Ministerin am Sonntag bei einem Besuch des Militärstützpunkts Tadschi rund 30 Kilometer nördlich von Bagdad. Dort bildet die Bundeswehr seit einigen Wochen erstmals auch im Zentralirak Soldaten aus.
Die Extremistenmiliz „Islamischer Staat“sei zwar militärisch, aber nicht ideologisch besiegt, sagte von der Leyen. Sie drohe, sich im Untergrund Rückzugsorte zu schaffen. Die irakische Armee müsse stark gemacht werden, um dies zu verhindern. „Das ist eine Arbeit, die braucht langen Atem und Geduld, das ist der Wiederaufbau eines Landes auf all seinen Feldern.“
Die Bundeswehr hat rund 125 Soldaten im Irak stationiert und baut derzeit ihren Einsatz dort um. Nachdem die deutschen Soldaten in der Vergangenheit vorwiegend kurdische Peschmerga im Norden des Landes trainierten, leisten sie nun auch Ausbildungshilfe im Zentralirak. Seit Mitte August läuft dazu ein siebenwöchiger Pilotlehrgang auf dem Militärstützpunkt Tadschi. Rund ein Dutzend deutscher Soldaten trainiert dort etwa ebenso viele irakische Soldaten in der ABC-Abwehr und bringt ihnen bei, atomare, biologische und chemische Kampfstoffe aufzuspüren, sie zu identifizieren sowie Menschen und Material zu dekontaminieren. Die Iraker sollen später selbst als Ausbilder eingesetzt werden. Der IS hatte vor allem im Kampf um die Großstadt Mossul selbst gebaute Chemiewaffen eingesetzt.
Künftig will die Bundeswehr in Tadschi auch andere Lehrgänge anbieten. Die Zahl der deutschen Soldaten in Tadschi soll dazu bis Jahresende auf rund 50 anwachsen. Auch andere Nato-Partner bilden einheimische Soldaten aus. Insgesamt sind knapp 1000 ausländische Trainer im Irak eingesetzt. Das Bundestagsmandat für den Einsatz, das Ende Oktober ausläuft, soll verlängert werden. (rtr)