Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Danke, ihr Kätzchen in Mexiko!
Kennen Sie das? Sie stehen am Flaschenpfandautomaten, haben Ihr Leergut aufgegeben, den grünen Knopf gedrückt und – da passiert es: Der Bon über fünf Euro und fünfzehn Cent entgleitet Ihren Fingern und segelt auf das Förderband für die Pfandkästen. So dünn und leicht er auch ist, löst er doch die Lichtschranke aus. Das Band ruckt an und befördert den Bon dreißig Zentimeter weiter. Sie müssen in die Knie gehen, um ihn mit ausgestreckter Hand noch zu erreichen, was abermals die Lichtschranke auslöst. Ruckeldizuck – nun entgleitet er endgültig. Sie können nur noch ohnmächtig zuschauen, wie Ihre fünf Euro fünfzehn zwischen den Transportbändern verschwinden – auf Nimmerwiedersehen.
Nein, das war nicht mein Tag, neulich in der Kaufhalle. Zumal mir solche Malheurs in jüngster Zeit häufiger passieren. Ich habe auch schon mal auf meinen Flaschenpfand verzichtet, zugunsten des hinter mir Stehenden. Ich weiß nicht mal, ob Männlein oder Weiblein. Jedenfalls schob ich, in Gedanken versunken und ohne den Knopf zu drücken, ab. Niemand rief mir nach, dass ich meinen Bon vergessen habe.
Ich kann nicht behaupten, dass ich selbstlos wäre, obgleich der Kaufhallenbesitzer Grund dazu hätte, mich zu seinem besten Kunden zu küren. Vor ungefähr einem Jahr habe ich ihm ein Sixpack „Waldquell“geschenkt – um nicht zu sagen: zurückgegeben. Ich hatte die vollen Flaschen unter meinem Einkaufswagen vergessen, den ich nach dem Entleeren ordnungsgemäß in einen anderen schob.
Aber haben wir, die wir ab und an mal was vergessen, Grund zur Klage? Der Kühlschrank ist trotzdem voll!
Dennoch ärgere ich mich über meine Sorglosigkeit. An jenem Pechtag griff ich in die Hosentasche, wo mein Einkaufszettel hätte sein müssen. Doch der lag noch daheim auf dem Tischenzwisch. Pardon, Zwischentisch! Prompt fehlte hernach all das, was ich nicht im Kopf hatte: Milch, Joghurt und Kürbiskerne.
Bitte, sag’ jetzt nichts, flehe ich, als mir K. mit meinem hellblauen T-Shirt in der Hand entgegentritt, auf dem die Soßenspritzer vom letzten Spaghetti-Essen auch nach dem Waschen noch gut zu erkennen sind. Ich weiß, irgendwann brauch’ ich ein Lätzchen.
Doch K. lächelt nur und reicht mir ihr Smartphone. Willst du mal was Schönes sehen?
Oh ja, das will ich. Es ist ein kurzer Gruß von T. aus Mexiko. Das Video zeigt zwei süße Katzenkinder, wie sie auf einer Stuhllehne herumklettern und einander spielerisch jagen. Das ist wirklich schön, denke ich. T. hatte sich, als sie noch bei uns war, immer eine Hauskatze gewünscht. Doch das klappte nie, und schließlich ging sie nach Mexiko. Wo die Kätzchen im Büro schon auf sie warteten.
Heute ist mein Glückstag, rufe ich.