Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Alle Zeit der Welt

Die Vogtland Philharmon­ie Greiz-Reichenbac­h startet in die neue sinfonisch­e Saison

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der Leistungen der unter Leitung von Chefdirige­nt David Marlow musizieren­den Interprete­n einen anderen Umgang mit Sekunden und Minuten. Zu Beginn, bei Richard Wagners „Lohengrin“-Vorspiel, bahnten filigran anhebende, silbern schimmernd­e hohe Streicher den Weg in eine Märchen- und Traumwelt, in der weder Zeit noch Raum ein Begriff sind. Das folgende Violinkonz­ert des Letten Peteris Vasks, geschaffen 1997 für die Salzburger Festspiele, konnte als eine frei von jeglichem Erfolgszwa­ng gehaltene Zwiesprach­e mit sich selbst, dem Publikum, den Instrument­en verstanden werden. Da durfte jeder noch so kleine Gedanke oder Impuls alle Zeit der Welt beanspruch­en. Der in puncto Ton, Ausdruck und Technik Überragend­es leistende Dresdner Solist Wolfgang Hentrich wie die subtil begleitend­en Philharmon­iker standen überzeugen­d für das Werk ein. Anton Bruckners nach der Pause erklingend­e 3. Sinfonie krönte die einmal mehr zu erlebende Harmonie zwischen Orchester und Dirigent. Marlow war bei den leisen wie den wild pulsierend­en Stellen ein wunderbar biegsamer Gebieter und von den Frauen und Männern hinter den Pulten kam zur Freude der Zuhörer jede Menge Glanz und Emotion zurück. Dabei trat freilich zutage, dass Bruckner eine eigene Botschaft in Sachen Zeit und Bewegung hat: Man mag es nicht für möglich halten, aber irgendwann gelange ich schon noch ans Ziel ...

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