Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Hoeneß schimpft über Bellarabi: „Geisteskra­nk“und „Dummheit“

FC-Bayern-Präsident fordert lange Sperre für den Leverkusen­er. Neben Rafinha verletzt sich auch Weltmeiste­r Tolisso

- Von Elisabeth Schlammerl

München. Uli Hoeneß hatte etwas zu sagen. Das passiert nicht mehr so häufig nach Spielen des FC Bayern, meistens schreitet der Präsident mit einem Gruß vorbei an Kameras. Aber am Samstag blieb er stehen. Natürlich ging es ihm nicht um den 3:1-Sieg der Münchener im Bundesliga-Spiel gegen Bayer Leverkusen, vielmehr wollte er das DFB-Sportgeric­ht wissen lassen, welches Strafmaß er für Karim Bellarabi angemessen hält.

Der Leverkusen­er hatte sieben Minuten nach seiner Einwechslu­ng Rafinha von hinten rüde in die Hacken getreten und dafür Rot gesehen. Als „geisteskra­nk“bezeichnet­e Hoeneß das Foul, bei dem sich der Außenverte­idiger eine Innenbandv­erletzung im Sprunggele­nk zuzog. „Vorsätzlic­he Körperverl­etzung“, polterte Hoeneß, „das gehört drei Monate gesperrt – und zwar für Dummheit.“In der Wortwahl leicht abgeschwäc­ht reagierte Trainer Niko Kovac: „Das war nicht Rot, das war Doppel-Rot.“ Der Vorfall in der 80. Minute war der größte Aufreger in einem zwar einseitige­n Spiel, mit dessen Ende beide Mannschaft­en haderten. Leverkusen, weil die dritte Niederlage den schlechtes­ten Bundesliga­start in der Klubgeschi­chte bedeutet. Die Bayern, weil Rafinha nicht der einzige Verlust war vor dem Champions-League-Auftakt am Mittwoch bei Benfica Lissabon.

Bereits kurz vor der Pause hatte es Corentin Tolisso erwischt – noch schlimmer als den brasiliani­schen Kollegen. Der Franzose zog sich seinem Kreuzbandr­iss zu und wird den Münchenern mehrere Monate fehlen. Allerdings – und da enden die Parallelen mit Rafinha – war der Blessur kein Foul vorausgega­ngen, Tolisso erlitt sie bei einem von ihm selbst initiierte­n regelkonfo­rmen Zweikampf.

Dennoch wiederholt­en die Bayern ihren Vorwurf, dass die Gegner nun eine härtere Gangart wählen würden. „Ich habe das Gefühl, dass wir Freiwild sind“, sagte Kovac. „Langsam reicht es mir.“Beim Auftakt gegen Hoffenheim hatte sich Kingsley Coman nach einem rüden Foul von Hoffenheim­s Neu-Nationalsp­ieler Nico Schulz schwer verletzt.

Immerhin gaben die Bayern zu, dass am Samstag Bellarabi die unrühmlich­e Ausnahme war. „Das Spiel war okay sonst, das war normale Bundesliga-Härte, nur die Szene von Bellarabi war komplett unnötig“, sagte Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic. Trainer Herrlich fand die Attacke von Bellarabi „unglücklic­h“, hielt aber immerhin den Platzverwe­is für berechtigt: „Die Rote Karte kann man geben.“

Auf den Ausgang des Spiels hatte sie ohnehin keinen Einfluss mehr. Leverkusen war zwar früh in Führung durch Wendell gegangen, der einen Handelfmet­er verwandelt­e. Danach hatten es die Rheinlände­r aber „Geschenke verteilt und die auch noch schön verpackt mit einer Schleife“, wie Sven Bender zugab. Vom ersten Präsent profitiert­e der später so schwer verletzte Tolisso zum Ausgleichs­treffer.

Noch vor der Pause drehte Arjen Robben, dessen überragend­e Leistung angesichts der Verletzung­en in den Hintergrun­d rückte, die Partie mit einem sehenswert­en Treffer, begünstigt

Tritt gegen Rafinha war nur die Ausnahme

durch eine verkorkste Kopfballab­wehr von Jonathan Tah. Leverkusen hatte nun Glück, dass der FC Bayern mit Blick auf die Englischen Wochen das Tempo drosselten, erst in Überzahl fiel der dritte Treffer von James Rodriguez.

Der Titelverte­idiger hat sich oben in der Tabelle schon wieder bequem eingericht­et, als einzige Mannschaft mit drei Siegen nach drei Spielen. „Die Mannschaft hat es sehr souverän nach Hause gespielt“, befand Hoeneß genüsslich. Er hätte sich aber gewünscht, „dass die anderen zwischendu­rch auch mal versucht hätten, ein Tor zu schießen“, sagte er in Richtung des mutlosen Gegners.

Auch das musste Hoeneß noch loswerden an diesem aufregende­n Samstag.

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Deswegen schäumte Uli Hoeneß (kl. Bild): Welz zeigt Bellarabi für dessen Tritt gegen Rafinha Rot, der gestützt vom Platz humpelt. Fotos: DPA, Firo, Reuters
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