Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Hoeneß schimpft über Bellarabi: „Geisteskrank“und „Dummheit“
FC-Bayern-Präsident fordert lange Sperre für den Leverkusener. Neben Rafinha verletzt sich auch Weltmeister Tolisso
München. Uli Hoeneß hatte etwas zu sagen. Das passiert nicht mehr so häufig nach Spielen des FC Bayern, meistens schreitet der Präsident mit einem Gruß vorbei an Kameras. Aber am Samstag blieb er stehen. Natürlich ging es ihm nicht um den 3:1-Sieg der Münchener im Bundesliga-Spiel gegen Bayer Leverkusen, vielmehr wollte er das DFB-Sportgericht wissen lassen, welches Strafmaß er für Karim Bellarabi angemessen hält.
Der Leverkusener hatte sieben Minuten nach seiner Einwechslung Rafinha von hinten rüde in die Hacken getreten und dafür Rot gesehen. Als „geisteskrank“bezeichnete Hoeneß das Foul, bei dem sich der Außenverteidiger eine Innenbandverletzung im Sprunggelenk zuzog. „Vorsätzliche Körperverletzung“, polterte Hoeneß, „das gehört drei Monate gesperrt – und zwar für Dummheit.“In der Wortwahl leicht abgeschwächt reagierte Trainer Niko Kovac: „Das war nicht Rot, das war Doppel-Rot.“ Der Vorfall in der 80. Minute war der größte Aufreger in einem zwar einseitigen Spiel, mit dessen Ende beide Mannschaften haderten. Leverkusen, weil die dritte Niederlage den schlechtesten Bundesligastart in der Klubgeschichte bedeutet. Die Bayern, weil Rafinha nicht der einzige Verlust war vor dem Champions-League-Auftakt am Mittwoch bei Benfica Lissabon.
Bereits kurz vor der Pause hatte es Corentin Tolisso erwischt – noch schlimmer als den brasilianischen Kollegen. Der Franzose zog sich seinem Kreuzbandriss zu und wird den Münchenern mehrere Monate fehlen. Allerdings – und da enden die Parallelen mit Rafinha – war der Blessur kein Foul vorausgegangen, Tolisso erlitt sie bei einem von ihm selbst initiierten regelkonformen Zweikampf.
Dennoch wiederholten die Bayern ihren Vorwurf, dass die Gegner nun eine härtere Gangart wählen würden. „Ich habe das Gefühl, dass wir Freiwild sind“, sagte Kovac. „Langsam reicht es mir.“Beim Auftakt gegen Hoffenheim hatte sich Kingsley Coman nach einem rüden Foul von Hoffenheims Neu-Nationalspieler Nico Schulz schwer verletzt.
Immerhin gaben die Bayern zu, dass am Samstag Bellarabi die unrühmliche Ausnahme war. „Das Spiel war okay sonst, das war normale Bundesliga-Härte, nur die Szene von Bellarabi war komplett unnötig“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Trainer Herrlich fand die Attacke von Bellarabi „unglücklich“, hielt aber immerhin den Platzverweis für berechtigt: „Die Rote Karte kann man geben.“
Auf den Ausgang des Spiels hatte sie ohnehin keinen Einfluss mehr. Leverkusen war zwar früh in Führung durch Wendell gegangen, der einen Handelfmeter verwandelte. Danach hatten es die Rheinländer aber „Geschenke verteilt und die auch noch schön verpackt mit einer Schleife“, wie Sven Bender zugab. Vom ersten Präsent profitierte der später so schwer verletzte Tolisso zum Ausgleichstreffer.
Noch vor der Pause drehte Arjen Robben, dessen überragende Leistung angesichts der Verletzungen in den Hintergrund rückte, die Partie mit einem sehenswerten Treffer, begünstigt
Tritt gegen Rafinha war nur die Ausnahme
durch eine verkorkste Kopfballabwehr von Jonathan Tah. Leverkusen hatte nun Glück, dass der FC Bayern mit Blick auf die Englischen Wochen das Tempo drosselten, erst in Überzahl fiel der dritte Treffer von James Rodriguez.
Der Titelverteidiger hat sich oben in der Tabelle schon wieder bequem eingerichtet, als einzige Mannschaft mit drei Siegen nach drei Spielen. „Die Mannschaft hat es sehr souverän nach Hause gespielt“, befand Hoeneß genüsslich. Er hätte sich aber gewünscht, „dass die anderen zwischendurch auch mal versucht hätten, ein Tor zu schießen“, sagte er in Richtung des mutlosen Gegners.
Auch das musste Hoeneß noch loswerden an diesem aufregenden Samstag.