Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
„Unterhalb der zweiten Liga ist der Fußball ein Verlustgeschäft“
FCC-Präsident Klaus Berka im Interview über die sportliche und wirtschaftliche Entwicklung des Drittligisten
Jena. Klaus Berka, der Präsident des FC Carl Zeiss Jena, will sich auch von einem neuerlichen Auswärts-0:2, diesmal in Braunschweig, die gute Laune nicht verderben lassen. Über den gelungenen Saisonstart der Mannschaft und positive Signale aus dem Umfeld spricht er mit unserer Zeitung.
Herr Berka, zehn Punkte nach sieben Spielen, das Team liegt auf Rang neun. Alles in Butter?
Wir haben einen sehr guten Start hingelegt. In manchen Spielen zeigen wir noch unnötige Unsicherheiten. Die Mannschaft ist aber gefestigt, spielerisch gut aufgestellt.
Welche Unsicherheiten meinen Sie?
Wir haben hier und da kleinere Schwächen in der Abwehr zu verzeichnen, dazu nutzen wir unsere Chancen im Angriff nicht konsequent genug.
Ist es die berühmte Konstanz, die noch fehlt?
Sie fehlt nicht, wir sind dabei sie uns zu erarbeiten. Schauen wir nur mal das Spiel in Braunschweig an. Die zweite Halbzeit war sehr gut. Wir haben den Gegner in der eigenen Hälfte gehalten, haben ein gutes Spiel gemacht und sind nicht belohnt worden. Das ist Fußball. So müssen wir auch mit der Niederlage leben. Ich denke, wir stehen gut da und Mark Zimmermann erkennt die Stellen, an denen er mit der Mannschaft arbeiten muss. Am Ehrgeiz mangelt es den Spielern nicht.
Reden wir mal übers Geld. Roland Duchâtelet hat den nächsten Besserungsschein über zwei Millionen Euro ausgestellt, weshalb man bei der nächsten Mitgliederversammlung ein geschöntes Plus von 400 000 Euro statt der gemachten 1,6 Millionen Euro Miese verkünden darf.
Es ist keine Schönfärberei der Bilanz, aus meiner Sicht zeigt es das Engagement von Roland Duchâtelet. Er ist bereit, in den Fußball zu investieren. Und es ist ein gutes Signal auch an weitere Sponsoren, sich hier zu engagieren, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Wir brauchen zusätzliches Geld, um unseren Fußball wieder in Regionen zu führen, die wir uns alle wünschen.
Roland Duchâtelet hat vor kurzem in einem belgischen Magazin gesagt, dass es der größte Fehler seines Lebens war, in den Fußball zu investieren. Da würde man sein Geld verbrennen. Wie bewerten Sie diese Aussage?
Wenn man das auf den Fußball als solchen herunterbricht, kann man das nachvollziehen. Unterhalb der zweiten Liga ist es ein Verlustgeschäft; darüber muss man sich im Klaren sein. Das ist es, was Roland Duchâtelet als Geschäftsmann sieht. Er sieht sein Modell von Sint Truiden, einen wirtschaftlich ausgerichteten Fußball, wohl als Beispiel für andere Vereine. Andere Vereine wie Charlton Athletic? Dort brennt der Baum, weil er den Nachwuchsspielern das Trinkwasser gestrichen hat, sie sollen aus der Leitung trinken, die Mitarbeiter auf Teile ihres Gehaltes warten, sich mit den protestierenden Fans verbrüdern. Ein komplett anderes Gebaren als er es in Jena zeigt. Sind Sie ganz froh über die 50+1-Regel, die Jena vor solchen Zuständen bewahrt?
Diese Regelung ist eine gute Variante. Gesellschaftsrechtlich gehören ihm in Jena ja trotzdem 95 Prozent der SpielbetriebsGmbH. Und ein Unternehmer, der so viele Anteile besitzt, wird immer versuchen, diese GmbH weiterzubringen. Das heißt: junge Spieler weiterzuentwickeln, sie zu verkaufen, weitere Einnahmen im Stadion zu generieren. Das ist das Modell, was er verfolgt. Da sieht er in Jena Chancen – und ist deswegen dem FC Carl Zeiss Jena wohlgesonnen.