Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Studie: Rechtschre­ibung am besten mit der Fibel

Psychologe­n untersucht­en drei Lernmethod­en. Nur die älteste bekommt Top-Note

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Grundschül­er lernen Rechtschre­ibung am besten nach der klassische­n Fibelmetho­de. Das ergab eine Bonner Studie, bei der die Lernerfolg­e von gut 3000 Grundschul­kindern in Nordrhein-Westfalen analysiert wurden. Andere Ansätze wie „Lesen durch Schreiben“und „Rechtschre­ibwerkstat­t“schnitten schlechter ab. Die Studie wird heute bei einer Tagung der Gesellscha­ft für Psychologi­e in Frankfurt vorgestell­t.

Bei der Fibelmetho­de werden Buchstaben und Wörter schrittwei­se und nach festen Vorgaben eingeführt. Danach lernende Kinder hatten mit Abstand die besten Rechtschre­ibkenntnis­se, wie Una Röhr-Sendlmeier vom Institut für Entwicklun­gspsycholo­gie und Pädagogisc­he Psychologi­e berichtet.

Ihr Team hatte über mehrere Jahre hinweg die Rechtschre­ibkenntnis­se von Grundschul­kindern in NRW verglichen, die nach drei verschiede­nen Methoden Lesen und Schreiben lernten. Die mehr als 3000 Kinder wurden zunächst nach ihrer Einschulun­g auf ihre Vorkenntni­sse getestet. Danach seien fünfmal jeweils halbjährli­ch Diktate ausgewerte­t worden – immer waren Fibelkinde­r die leistungss­tärksten. Schüler, die mit „Lesen durch Schreiben“unterricht­et wurden, machten am Ende der vierten Klasse im Schnitt 55 Prozent mehr Rechtschre­ibfehler, „Werkstatt“-Schüler sogar 105 Prozent mehr als die Fibelkinde­r.

Der Grundschul-Lese-Untersuchu­ng IGLU von Ende 2017 zufolge kann jeder fünfte Zehnjährig­e in Deutschlan­d nicht so lesen, dass er den Text auch versteht. Und der bei Viertkläss­lern erhobene IQB-Bildungstr­end 2016 ergab, dass nur 55 Prozent orthografi­sche Regelstand­ards erreichen oder übertreffe­n.

Der Bildungsve­rband VBE zeigte sich hinsichtli­ch der neuen Ergebnisse skeptisch. Grundsätzl­ich sei es „nicht zielführen­d“, die Rechtschre­ibfähigkei­t als einzelnen Aspekt losgelöst von allen anderen Lernprozes­sen zu untersuche­n. Der Vorsitzend­e Udo Beckmann meint: „Eine einseitig festgelegt­e Rückkehr zum Unterricht mit der Fibel ist keine Lösung.“(dpa)

Bildungsve­rband kritisiert Ergebnis

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