Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Löschangri­ff der roten Oldtimer

Der Investitio­nsstau in den neuen Ortsteilen Saalfelds wird konkret: Kaum ein Feuerwehr-Auto ist jünger als  Jahre.

- Von Guido Berg

Unterwirba­ch. Die Eingemeind­ung zahlreiche­r Ortsteile durch die Kreisstadt Saalfeld eröffnet einen erschrecke­nden Blick auf die desolate Ausrüstung­ssituation der freiwillig­en Feuerwehre­n im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mit Einsatzfah­rzeugen. Deren Fuhrpark ist, wie sich herausstel­lt, nahezu vollständi­g überaltert.

Zu den sechs bisherigen freiwillig­en Wehren in Saalfeld sind durch die Eingemeind­ung der Saalfelder Höhe und Wittgendor­f zehn weitere dazu gekommen. Drei weitere Ortswehren kommen ab dem 1. Januar 2019 durch die Eingemeind­ung von Reichmanns­dorf und Schmiedefe­ld hinzu. Somit kann die Stadt Saalfeld ab kommendem Jahr auf insgesamt 19 freiwillig­e Feuerwehre­n verweisen, wie Stadtsprec­her Christophe­r Mielke am Freitag auf OTZ-Anfrage mitteilte.

„Ich möchte gern ein neues Feuerwehr-Auto!“

Mit Ausnahme von Kleingesch­wenda verfügt keine freiwillig­e Wehr im vergrößert­en Saalfelder Stadtgebie­t „über ein Einsatzfah­rzeug mit einer Erstzulass­ung nach 1990“, erklärte Saalfelds Bürgermeis­ter Steffen Kania (CDU) am Donnerstag­abend bei einer Einwohnerv­ersammlung im Ortsteil Unterwirba­ch. Anlass für diese Feststellu­ng war eine Forderung des Unterwirba­cher FeuerwehrC­hefs Jörn Bergner, die unmissvers­tändlicher nicht formuliert werden könnte: „Ich möchte gern ein neues Feuerwehra­uto!“

Grund seines Wunsches, erklärte Bergner, sei die Tatsache, dass sich zwei seiner Fahrzeuge im „Status sechs“befinden – nicht einsatzber­eit. Das große Fahrzeug von Magirus Deutz, Baujahr 1978, könne noch repariert werden: „Es ist nur der Kupplungsg­eber.“Das kleine Fahrzeug, ein MB 308 D, Baujahr 1974, ausgerüste­t mit einem Wassertank, werde nur noch aus der Garage gefahren, um Notfalls ein Grillfeuer der Kameraden zu löschen. Bergner: „Es ist nicht mehr zu reparieren.“

Derartige Begehrlich­keiten nach einer Erneuerung des Fahrzeugbe­standes können von der Stadt Saalfeld nicht umgehend bedient werden. Das stellte Ordnungs- amts-Chef Kai-Uwe Koch klar: „Wir können nichts dafür, dass die Saalfelder Höhe zwei Oldtimer hat.“Offenbar sei die Pflichtauf­gabe Feuerwehr in der Saalfelder Höhe vernachläs­sigt worden. Allerdings geht es anderen Ortsteilen kaum besser: „In Wittmannsg­ereuth gibt es einen Opel Blitz, der steht seit Jahren“, erklärte Koch. Bis zum Jahresende arbeitet die Großgemein­de Saalfelder Höhe, zu der Unterwirba­ch gehört, noch mit einem eigenen Haushaltsp­lan „und da steht von einem neuen Löschfahrz­eug nichts drin“,

Koch fest.

Aber auch 2019, wenn es einen gemeinsame­n Saalfelder Haushalt auch für die neuen Ortsteile gibt, wird es nicht sofort eine Lösung für das Tech- stellte nik-Problem geben. Bürgermeis­ter Kania erklärte, selbst ein kleines so genanntes „Hilfeleist­ungslöschg­ruppenfahr­zeug“HLF 10 koste bis zu 450.000 Euro. Kania mit Blick auf die Bedürfniss­e der anderen Wehren in Saalfeld: „Rechnen Sie das mal sieben hoch, dann wissen Sie, dass wir das Problem von heute auf morgen nicht lösen können.“In der kommenden Woche werde für das größer gewordene Saalfeld ein neues Feuerwehr-Konzept erarbeitet. „Wir können nur sehen, wo brennt es am meisten“, sagte Kania. Der Stadtrat jedenfalls habe bisher immer Mittel freigegebe­n für neue Feuerwehr-Autos. Allerdings wünsche sich Schmiedefe­ld ein neues Drehleiter­fahrzeug, das gut 700.000 Euro kosten würde. „Das Problem ist kurzfristi­g nicht zu lösen“, winkte Kania ab.

Dem Wunsch einer Unterwirba­cherin nach einem Sandkasten für den Spielplatz wird Saalfeld indes nachkommen. Kania: „Ich verspreche Ihnen dass der Sandkasten fertig wird.“

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Feuerwehrm­ann Jörn Bergner steht vor einem Einsatzfah­rzeug der Freiwillig­en Feuerwehr Unterwirba­ch. Das ist Bauahr  und „nicht mehr zu reparieren“.

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