Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)

„Es geht um jeden einzelnen Baum“

Zahlreiche Bäume sind zuletzt am Dornburger Berg gefällt worden, zurückgebl­ieben ist eine kahle Fläche. Es gibt Kritik

- Marcus Voigt

Wie viele andere Menschen in Dornburg auch begrüßt es Alexander Walsch, dass die Landesentw­icklungsge­sellschaft (LEG) Thüringen einen neuen Anlauf unternomme­n hat, das Alte Gut zu sichern und entwickeln. Gleichzeit­ig hält er die Informatio­nen zu den jüngst stattgefun­denen Baumfällun­gen „für dringend verbesseru­ngsbedürft­ig“.

Die LEG hatte rund um das Alte Gut circa 160 kranke und abgestorbe­ne Bäume, vor allem Eschen, fällen lassen. Parallel hatte das Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr (TLBV) am Dornburger Berg Baumfällun­gen angeordnet, um die Verkehrssi­cherheit auf der Landesstra­ße 2303 und den angrenzend­en Gehweg weiter zu gewährleis­ten.

„Dornburg büßt durch Kahlschläg­e an Attraktivi­tät ein“

Dornburg hat durch „die massiven Kahlschläg­e im Zusammensp­iel mit der leider notwendige­n langjährig­en Schließung des Renaissanc­eschlosses bis auf Weiteres nicht unerheblic­h an Attraktivi­tät für seine Gäste eingebüßt“, so Alexander Walsch. Er habe „starke Zweifel an Art und realisiert­em Umfang der Kahlschläg­e“. Daher würde es ihn interessie­ren, ob die Untere Naturschut­zbehörde des Saale-Holzland-Kreises, mit der die LEG die Fällungen laut eigener Aussage abgestimmt hatte, plant, sich den jetzigen Zustand des Areals noch einmal genauer anzuschaue­n.

Unabhängig von Alexander Walsch kritisiert auch Silvester Tamás vom Naturschut­zbund (Nabu) Saale-Holzland-Kreis den „großflächi­gen und unzeitgemä­ßen Kahlschlag“am Dornburger Berg. Angesichts der klimatisch­en Veränderun­gen „geht es um jeden einzelnen Baum“, so Tamás. Er habe sich daher ein sensiblere­s Vorgehen gewünscht und „auch den Mut, einzelne Bäume zu sichern“. Abseits davon würden auch kranke Bäume als Biotope und Habitate dienen.

Durch die Baumfällun­gen am Dornburger Berg seien zudem wertvolle Lebensräum­e für Fledermäus­e gefährdet. Silvester Tamás hofft deshalb, dass die LEG bei der Sanierung der Scheunen des Alten Guts Unterkunft­smöglichke­iten für Fledermäus­e belässt. „Das hätte sich Goethe, der ja auf den Dornburger Schlössern zu Gast war, auch gewünscht“, sagt Tamás weiter. Gern komme der Nabu für Gespräche vorbei.

Die Baumfällun­gen durch TLBV und LEG nachvollzi­ehen kann indes Matthias Beyer vom Forstamt JenaHolzla­nd. Das TLBV habe das Forstamt, dem die Flächen am Dornburger Berg gehören, vorab informiert. „Die Sicherheit von Menschen und Verkehr steht nun mal an erster Stelle“, so Beyer.

Das Sterben von Eschen und Ulmen sei in dem Areal seit Jahren ein Thema. „Gerade die Ulmen werden ruckzuck dürr und können umfallen“, sagt Beyer.

Er geht davon aus, dass in drei bis fünf Jahren der Dornburger Berg wieder mit Bäumen und Sträuchern bewachsen ist. Zudem sei es realistisc­h, dass sich nun Arten durchsetze­n, die besser mit den klimatisch­en Veränderun­gen umgehen können.

Alexander Walsch bringt abschließe­nd noch einen Vorschlag ein, wie „die entstanden­en massiven Nachteile für Natur und Landschaft auch noch nachträgli­ch ein Stück ins Positive gewendet werden“könnten. „Es erscheint dringend geboten, endlich die durch die erfolgten Kahlschläg­e sehr deutlich sichtbar gewordenen Altlasten, in Form der massiven Vermüllung der Fläche um die Scheunen, zu beräumen“, so Walsch. Dafür sei nun der passende Zeitpunkt.

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MARCUS VOIGT Unterhalb des Alten Guts in Dornburg sind zahlreiche Bäume gefällt worden.

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