Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)
Unmut wegen Brückensperrung
Die für Rothenstein und den Saaleradweg wichtige Brücke wird saniert. Bürger sammeln Unterschriften. Ist die Vollsperrung unumgänglich?
Matthias Kühne (parteilos) ist aufgebracht. „So etwas muss doch nach langer Planung geklärt sein“, sagt der Bürgermeister von Rothenstein und deutet auf die Brücke, die Rothenstein mit dem Ortsteil Oelknitz verbindet. Das Bauwerk muss ab dem 3. Juni für fast sechs Monate gesperrt werden – für Fahrzeuge, aber auch für Radfahrer und Fußgänger, berichtete diese Redaktion im Februar. Seitdem ist der Unmut groß in der Gemeinde und besonders im Ortsteil Oelknitz, der abgeschnitten wird.
Kühne ging nach früheren Gesprächen davon aus, dass Einwohner zumindest zu Fuß die Saalebrücke begehen können. Dass es nun anders kommt, „geht so nicht“. „Wir haben hier ältere Einwohner in Oelknitz, die kein Auto besitzen und zum Netto einkaufen gehen“, sagt er. Der Discounter liegt im Rothensteiner Ortsteil, ebenso wie die Arztpraxis, der Bahnhof, die Gaststätte Helenenstein und natürlich Familie und Freunde.
Auch die Grundschüler und Kindergarten-Kinder müssten von Oelknitz aus die knapp acht Kilometer lange Umleitung über Jägersdorf und den neuen Tunnel mit dem
Auto gefahren werden. Erschwerend kommt hinzu, dass auch die Feuerwehrleute aus Rothenstein das Gerätehaus in Oelknitz nicht laufend erreichen. „Auch Wandergruppen gehen über die Brücke“, sagt Kühne.
Saaleradweg in Rothenstein unterbrochen
Zudem nutzen einige Einwohner in Oelknitz das Rad, um nach Jena zur Arbeit zu gelangen – auch aus weiteren Dörfern wie Jägersdorf oder gar Kahla. Da die Saalebrücke Teil des ADFC-zertifizierten Saaleradweges ist, wird auch der touristische Radverkehr stark behindert. Die SaaleUnstrut Tourismus GmbH sei mit dem Landratsamt in Kontakt, sagt Irene Schmidt vom Tourismusverband. Eine Umleitungsstrecke müsse noch gefunden werden.
Die Gemeinde hat eine Unterschriftenaktion begonnen, bei der bis Mitte dieser Woche nach Angaben des Bürgermeisters schon 400 Bürger mitgemacht haben. Matthias Kühne steckte am Mittwoch überdies einen Offenen Brief an Landrat Andreas Heller (CDU) in die Post. Notfalls kursiert bereits der Gedanke, ein Volksbegehren zu starten. Die Gemeinde macht sich Gedanken um eine Lösung. Die liebste Variante für Bürgermeister Kühne wäre es, wenn ein Teil des Gehwegs weiter begehbar bliebe. Auch eine Pontonbrücke wurde beim Panzerbataillon in Gera angefragt, sagt er. Eine solche Schwimmbrücke als provisorische Lösung sei aber nicht verfügbar.
Im Landratsamt des Saale-Holzland-Kreises in Eisenberg sei man sich der Situation bewusst. „Das ist wirklich ein schwieriges Thema, und der Unmut der Einwohner ist verständlich“, teilt die Kreis-Sprecherin auf Nachfrage mit. Allerdings komme der Kreis als Baulastträger nicht um die Vollsperrung herum. Dies sei „aus Sicherheitsgründen“notwendig.
„Mit Beginn der Baumaßnahme wird das gesamte Baufeld an die bauausführende Firma übergeben. Diese ist während der Bauzeit für die Sicherheit innerhalb des Baufeldes verantwortlich. Die Baustelle wird in regelmäßigen Abständen durch die Berufsgenossenschaft überprüft und bei Verstößen mit empfindlichen Strafen belegt“, sagt die Kreis-Sprecherin.
Ohne solche klaren Regeln, die auch für den Fußgänger- und Radverkehr bestehen, „bestünde die Gefahr, dass wir entweder keine Angebote erhalten - oder in der Ausführungsphase
eine Baubehinderungsanzeige mit angekündigtem Baustopp“erhielten.
Für die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr würde die Baustelle aber im Einsatzfall fußläufig erreichbar bleiben, verspricht das Landratsamt.
Warum sind die Bauarbeiten notwendig? Das Brückentragwerk sei stark geschädigt. Ohne die Sanierung der Dichtungsschäden müsste „ein Abriss der gesamten Brücke erfolgen“, sagt die Kreissprecherin. Der Freistaat Thüringen habe dies erkannt und gebe eine 60-prozentige Förderung zum 600.000-EuroProjekt dazu.
Brücke wird bereits am 20. März gesperrt
Die Brücke werde bis auf das Tragwerk abgebrochen, neben dem Straßenaufbau beinhalte dies auch das Geländer und den Fußweg. Der Kreisausschuss werde in seiner Sitzung am 8. Mai die Aufträge vergeben. Die Bauzeit sei vom 3. Juni bis 30. November ausgeschrieben.
Einen ersten „Vorgeschmack“auf die Brückensperrung erhalten die Einwohner am Mittwoch, 20. März, von 12 bis 20 Uhr. Die Deutsche Bahn tauscht Schwellen am anliegenden Bahnübergang aus.