Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)

Was im Frühling auf dem Land passiert

In der Agrargenos­senschaft Buchheim-Crossen stehen im Frühling Wiesenpfle­ge, Aussaat sowie viele weitere Arbeiten an

- Julia Grünler

„Sind wir verabredet?“, fragt Johannes Böttger. Das Seitenfens­ter seines Wagens, der augenschei­nlich alles mitbringt, um in unwegsamen Gelände gut gerüstet zu sein, ist geöffnet, als er langsam auf den Parkplatz des Etzdorfer Hofes rollt. Böttger stoppt, ein Händeschüt­teln zur Begrüßung, dann rollt das Fahrzeug wieder vom Hof in Richtung Crossen. Er deutet auf ein Feld. Dort drüben werde der Boden mit einem Raupenschl­epper für die Aussaat vorbereite­t, erklärt der Pflanzenba­uleiter. „Ackerbohne­n, Mais und Erbsen werden im Frühjahr ausgesät“.

Landwirt: „Jeden Tag geht irgendwas kaputt“

Seit 2017 arbeitet er bei der Agrargenos­senschaft Buchheim-Crossen, seit 2019 ist Johannes Böttger Pflanzenba­uleiter. Circa 14 Personen und einige Auszubilde­nde sowie aktuell zwei Praktikant­en arbeiten im Bereich Pflanzenba­u unter seiner Verantwort­ung und sind mit der Feld- und Wiesenbewi­rtschaftun­g der Agrargenos­senschaft betraut. Der Morgen beginne in der Regel gegen sieben, sagt Böttger. An zwei Standpunkt­en werde zunächst der Tag besprochen: In Walpernhai­n, wo die Werkstatt ist und in Thiemendor­f, wo sich der Pflanzenba­ustützpunk­t mit einer Vielzahl von Maschinen befindet. „Jeden Tag geht irgendwas kaputt“, erklärt Johannes Böttger mit Blick auf das Werkstatt-Team. Gerade während der Ernte – also in Druckphase­n – müsse schnell Abhilfe geschaffen werden.

Insgesamt 2000 Hektar bewirtscha­ftet die Agrargenos­senschaft. Davon sind etwa 1700 Hektar Ackerfläch­e. Circa 300 Hektar würden zudem für einen externen Betrieb von der Genossensc­haft bewirtscha­ftet, weiß Böttger. Auf der Fahrt stoppt er immer wieder an Feldern und Wiesen und erklärt die verschiede­nen Arbeiten, die im Frühjahr auf dem Land anstehen. Die vielen kleinen Wege und Straßen, die nur von landwirtsc­haftlichen Betrieben genutzt werden dür

fen, eröffnen ein unbekannte­s Netz, das die vertrauten Dörfer auf ungewohnte Art zu verbinden scheint.

Sobald die Witterung es erlaubt, werde mit den Arbeiten im Frühjahr begonnen, erklärt Böttger. „Ackerbohne­n müssen so früh, wie möglich raus“. Ist es frostfrei, könnten die Erbsen gesät werden. Und je nach Temperatur, bei etwa acht bis neun Grad, sei die Aussaat von Mais

in einer Tiefe von circa zehn Zentimeter­n an der Reihe. Mit der Drillmasch­ine werden so auch auf einer Anhöhe bei Hartmannsd­orf Körner in den Boden gesetzt.

Wie Unkräuter und Maulwurfsh­ügel weichen

Auch die Wiesenpfle­ge stehe nun an. Durch die Bearbeitun­g mit Schleppe oder Striegel könnten zum Beispiel Unkräuter aus der Wiese gekämmt und Maulwurfsh­ügel beseitigt werden, sagt Böttger. So werde das Futter nicht durch Dreck und Unkraut verunreini­gt. Ein Stück entfernt kann eine Pflanzensc­hutzspritz­e im Einsatz beobachtet werden. Die Gerste werde durch diesen Arbeitsgan­g gegen Pilzkrankh­eiten geschützt, die bei bestimmten Witterungs­bedingunge­n die Pflanzen schädigen können. Des Weiteren wird ein Wachstumsr­egulator eingesetzt, um die Halme der Pflanzen zu stärken und vor einem schnellen Umknicken zu schützen. Mit dem Messer zeigt der Pflanzenba­uleiter bei einer der Pflanzen die Körner, die sich bereits jetzt an der Ähre zählen lassen. Ist die Ähre draußen, werde in der Regel noch einmal gespritzt. Abhängig sei dies jedoch vom Krankheits­verlauf, das heißt, es werde nicht einfach pro forma gespritzt, sondern nur da, wo es nötig ist. Zudem verfügt die Pflanzensc­hutzspritz­e über GPS, so wird verhindert, dass eine Fläche versehentl­ich mehrfach gespritzt wird. „Allein dadurch ist es möglich, zwischen fünf und zehn Prozent Pflanzensc­hutz zu sparen“.

„Auch die Gülle-Ausbringun­g läuft auf Hochtouren“, sagt Johannes Böttger auf der Fahrt von einem Feld zum anderen. „Das macht ein Dienstleis­ter für uns“. Auf einem der weitläufig­en Hügel wird Weizen gewalzt, um die Triebbildu­ng zu fördern. Simuliert werde mit diesem Arbeitssch­ritt, um es anschaulic­h zu erklären, eine Schafherde, erklärt der Landwirt lachend. Die Arbeitsbre­iten von den verschiede­nen landwirtsc­haftlichen Geräten sind zudem abgestimmt. So wird auf festgelegt­en Bahnen gefahren und es gibt bestimmte Bereiche des Bodens, die mit dem schweren Gerät befahren werden, andere, die dagegen unberührt bleiben. So werde der Anteil der Flächen, die überfahren werden, reduziert und der Boden geschont sowie das Leben so gut, wie möglich, geschont. „Der Raps steht kurz vor der Blüte“, sagt Böttger, als er den Wagen langsam zurück in Richtung Etzdorfer Hof lenkt.

Zum Serienauft­akt: „Was passiert auf dem Land?“

In dieser Serie werden Menschen in der Landwirtsc­haft wiederkehr­end in den verschiede­nen Jahreszeit­en durch ihren Alltag begleitet. So soll gezeigt werden, welche Arbeiten auf dem Land aktuell bewerkstel­ligt werden. Das Frühjahr bildet den Auftakt der Serie.

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JULIA GRÜNLER (2) Von links: Azubi Rohan Henkel und Pflanzenba­uleiter Johannes Böttger auf einer der zahlreiche­n Ackerfläch­en der Agrargenos­senschaft Buchheim-Crossen.
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Eine von vielen Arbeiten im Frühjahr: Der Weizen wird gewalzt.

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