Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)

Marode Straße: Sulzaer wollen demonstrie­ren

Die Kreisstraß­e ist ein Ärgernis für Bürger: Sie birgt Gefahren und dient Pendlern als Zubringer nach Jena

- Katja Dörn

Irgendwann hatten sie genug. Genug vom Reden mit anderen Einwohnern, vom Schimpfen über den schlechten Straßenzus­tand. Also fassten drei Bürger in Rutha und Sulza südlich von Jena den Entschluss: Wir gehen auf die Straße.

Marode Straße im Saale-Holzland wird zur Gefahr

Sascha Fahning, Yvonne Döring und Lisa Wohlgezoge­n organisier­en eine Demonstrat­ion für Sonntag, 14. April, bei der sie auf den desolaten Zustand der K123 aufmerksam machen wollen. Die Kreisstraß­e ist nicht nur die Verbindung der zwei Dörfer Rutha und Sulza, sondern auch ein wichtiger Zubringer für Pendler nach Jena, sagen sie. Eine Verkehrszä­hlung über das 30iger-Messgerät habe 800 Fahrzeuge am Tag ergeben.

Am Transparen­t zur Straßensan­ierung „Jetzt! Handeln!“vorbei, laufen die Drei ein Stück der Straße von Sulza nach Rutha hinab, um die Probleme zu zeigen. Hier ein Schlagloch, dort ausgespült­er Fahrbahnra­nd. Fahrzeuge seien schon beschädigt worden. Leitplanke­n fehlen an der steil nach unten führenden Strecke, Rad- und Gehweg ohnehin. Yvonne Döring fahre meistens mit dem Rad zur Arbeit. Bei Regen sei die Strecke gefährlich, weil der Schotter an der Bankette weggespült werde. „Dann muss ich überlegen, wo ich langfahre.“So nehme sie auch mal die K164 nach Maua, allerdings ebenfalls eine Huckelpist­e.

Bürger wollen künftigen Landrat nerven

In der Ortslage Rutha verdeutlic­ht Lisa Wohlgezoge­n, wie gefährlich es werden kann. Schon ab dem alten Feuerwehrh­aus müssen die Bürger auf der Straße laufen, „im Winter ist es stockduste­r“, sagt sie. Die junge Mutter und Reiterin hält die Strecke hin zum Reitstall für gefährlich, zu Fuß und gerade mit Kinderwage­n. Eigentlich gilt innerorts Tempo 30, doch viele seien schneller. Gerade zwischen den zwei Brücken sei die Straße schlecht einsehbar. Und wegen eines großen Schlagloch­s müssten Fußgänger bei Regen eine große Pfütze umlaufen und mitten auf die Straße wechseln.

Neben der Grundsanie­rung der K123 von der Eisenbahnb­rücke Rutha bis zum Ortsausgan­g Sulza mit einem Fuß- und Radweg fordern die Bürger, die K164 nach Maua als Umleitungs­strecke instandzus­etzen. Mit Engstellen oder Straßenwel­len sollten innerorts Maßnahmen eingeplant werden, die zur Temporeduz­ierung beitragen.

Bei der Demonstrat­ion am 14. Mai ab 10.45 Uhr am Dorfplatz Rutha laufen sie die Kreisstraß­e ab und wollen einen Radunfall nachstelle­n. Sascha Fahning habe selbst schon einem gestürzten Fahrradfah­rer geholfen, die anderen wissen ebenfalls von Unfällen. Die bislang bekannten Landratska­ndidaten im Saale-Holzland seien alle eingeladen, sich das Problem vor Ort anzusehen, „damit der künftige Landrat das Thema kennt“, sagt Fahning. „Wenn er sich nicht darum kümmert, weiß er: Die Bürger werden nerven.“Allerdings wollen sie den Politikern kein öffentlich­es Rederecht erteilen, es sei keine Wahlverans­taltung.

Sie seien nicht realitätsf­ern, „wir wissen um die Fakten“, sagt Fahning. Das Geld ist allerorts knapp, auch beim Landkreis. „Aber wenn man als Bürger mehrfach am Tag hin und zurück fährt, reicht es irgendwann.“Wofür zahlen sie Steuern, fragt er.

Straße nach Maua ist „entbehrlic­h“

Sulzas Bürgermeis­ter Alf Dalibor (parteilos) steht hinter den Bürgern. „Der Zustand, so wie er jetzt ist, kann so nicht bleiben.“Der Gemeindera­t und er als Bürgermeis­ter hätten schon alles versucht, Briefe an den Landkreis geschickt, nichts sei passiert. „Ich kann den Unmut der Bürger verstehen“, sagt Dalibor. Zumindest verlaufe der Kontakt mit der Kreisstraß­enmeistere­i zügig, wenn Schlaglöch­er ausgebesse­rt werden müssten - auch wenn die Technik nicht sonderlich fachmännis­ch und langlebig sei.

Dalibor ärgere das Missverhäl­tnis. Das Land stecke über 60 Millionen Euro in diesem Jahr in seine Straßen, der Kreis dagegen verwende nur einen Bruchteil. Im Doppelhaus­halt 2024/25 des Kreises sind 6,2 Millionen Euro in Straßensan­ierungen eingeplant, wobei teilweise Fördermitt­el vom Land fließen. Die K 123 ist nicht darunter - auch in den nächsten Jahren nicht. „Die bis 2028 eingeordne­ten Maßnahmen haben noch höhere Priorität“, teilt die Kreissprec­herin auf Nachfrage mit. Auch die K164 nach Maua habe keine Priorität. Vielmehr sei sie nach Definition des Thüringer Straßenges­etzes keine Kreisstraß­e, da sie an der K2 der Stadt Jena ende, heißt es. Sie wäre damit entbehrlic­h. Pläne, die Strecke an die Gemeinde zu übertragen, gebe es aber derzeit nicht.

 ?? KATJA DÖRN (2) ?? Bild oben: Die Kreisstraß­e, die Sulza und Rutha verbindet, ist sanierungs­bedürftig. Yvonne Döring, Lisa Wohlgezoge­n und Sascha Fahning wollen jetzt dafür demonstrie­ren. Bild links: Ein Fußgängerw­eg fehlt in der Ortslage Rutha. Bei starkem Regen wird dieses Schlagloch so mit Wasser gefüllt, dass Fußgänger mitten auf die Straße ausweichen müssen.
KATJA DÖRN (2) Bild oben: Die Kreisstraß­e, die Sulza und Rutha verbindet, ist sanierungs­bedürftig. Yvonne Döring, Lisa Wohlgezoge­n und Sascha Fahning wollen jetzt dafür demonstrie­ren. Bild links: Ein Fußgängerw­eg fehlt in der Ortslage Rutha. Bei starkem Regen wird dieses Schlagloch so mit Wasser gefüllt, dass Fußgänger mitten auf die Straße ausweichen müssen.

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