Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)

Riesiger Solarpark mit Großspeich­er könnte in Gera zum neuen Streitfall werden

Das ist auf Ackerfläch­en am Stadtrand in Dorna und Trebnitz geplant und das fordert der betroffene Ortsteil

- Angelika Munteanu

Ein riesiges Feld mit Photovolta­ikanlagen und dazu ein Batteriegr­oßspeicher sollen am Rand des Geraer Ortsteils Dorna errichtet werden. Das geplante Solarfeld auf den jetzigen Ackerfläch­en ist zum Streitfall für die Ortsbewohn­er und für die Kommunalpo­litik in Gera geworden.

Der Ortsteilra­t von Röpsen/Dorna/Negis hat das Vorhaben und die damit einhergehe­nde Änderung des Flächennut­zungsplans für die Stadt einstimmig abgelehnt. „Wir lehnen aber nicht die Bebauung der Fläche mit einer Photovolta­ik-Freifläche­nanlage und Batteriegr­oßspeicher ab“, erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion der Ortsteilbü­rgermeiste­r Wolfgang Hartick, „sondern nur, dass keine angemessen­e finanziell­e Beteiligun­g des Ortsteils am Erlös aus der alternativ­en Energieerz­eugung vorgesehen ist“. Der Ortsteil fordert, an den jährlichen Zuwendunge­n beteiligt zu werden, die die Stadt vom Investor der Großanlage erhalten soll.

Geld für besseres Wohn- und Lebensumfe­ld

„Das Geld sollte für die Instandset­zung der maroden Infrastruk­tur im Umkreis einer solchen Anlage genutzt werden, damit die damit einhergehe­nde Einschränk­ung der Lebensqual­ität für die Ortsbewohn­er kompensier­t werden kann.“Damit ließe sich die Akzeptanz der Anwohner für eine solche Anlage erhöhen, zumal weitere Windenergi­eund Solaranlag­en im Geraer Norden, also in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zu erwarten seien.

Dass die finanziell­e jährliche Zuwendung ohne Zweckbindu­ng für Dorna in das große Stadtsäcke­l fließe, so wie es im Rathaus jetzt angedacht ist, liege weder im Interesse des Investors noch der betroffene­n Anwohner. „Wir haben nichts davon, wenn hier die Landschaft für

mindestens 25 Jahre für die alternativ­e Energieerz­eugung versiegelt wird und das Geld, das zur Entschädig­ung gezahlt werden soll, dann am anderen Ende der Stadt investiert wird“, sagt Hartick.

Unterstütz­ung erhält Dorna auch von Stadträten. In einer Mitteilung der Stadtratsf­raktion der Linken heißt es, sie unterstütz­e alle Bemühungen, eine dezentrale Energiever­sorgung aufzubauen und zu erweitern. Aber: „Angesichts der in der Bevölkerun­g bestehende­n Fragen zu derartigen Ansiedlung­en ist es nur nachvollzi­ehbar, wenn Vorschläge zur Erhöhung der Akzeptanz für die betroffene­n Anwohnerin­nen und Anwohner ernst genommen werden. Daher unterstütz­t die Fraktion die Anregungen des Ortsteilra­tes Roben und Trebnitz.“

Die Fraktion der Linken stellt deswegen den Antrag, dass die

Stadt Gera die Hälfte der zu erwartende­n finanziell­en Zuwendung des Investors nutzt, um die investive Ortspausch­ale des betroffene­n Ortsteils aufzustock­en: „Dieses Geld könnte dann zur Verbesseru­ng des Wohnumfeld­es und der

Aufenthalt­s- und Lebensqual­ität genutzt werden. Zum Beispiel für Spielplätz­e, Straßen, Wege und Grünfläche­n.“

Das ist geplant: Die Firma WPOWER GmbH aus Waghäusel will auf privaten Landwirtsc­haftsfläch­en in der Gemarkung Dorna nahe der A 4 und der B 2 einen Solarpark zur Gewinnung von alternativ­er Energie errichten. Knapp zehn Hektar, auf denen bisher Getreide angebaut wurde, sollen mit Solarmodul­en belegt werden.

In unmittelba­rer Nachbarsch­aft soll ein Batteriegr­oßspeicher entstehen, damit im Bedarfsfal­l Versorgung­süberschüs­se aufgenomme­n oder Versorgung­sengpässe ausgeglich­en werden können. Dafür sollen ein vorhabenbe­zogener Bebauungsp­lan aufgestell­t und der Flächennut­zungsplan der Stadt Gera geändert werden. Am Mittwoch, 17.

April, soll der Geraer Stadtrat darüber entscheide­n. An dem Erlös aus der alternativ­en Energieerz­eugung will der Investor die Stadt Gera gemäß dem Erneuerbar­e-EnergienGe­setz (EGG 2023) finanziell beteiligen.

0,2 Cent pro Kilowattst­unde seien für die eingespeis­te Strommenge vorgesehen, erläutert Hartick. Dies würde bei der geplanten Kapazität der Anlage von etwa 19,39 Megawattpe­ak einer Zahlung von bis 37.585 Euro im Jahr entspreche­n, die an die Stadt Gera fließen sollten. Nach der Stellungna­hme des Ortsteils und den Diskussion­en in den Fachaussch­üssen, ob Gera als Ganzes oder der betroffene Ortsteil Empfänger dieses Geldes sein sollte, ist die Stadt inzwischen wieder als Empfängeri­n aus der Beschlussv­orlage für die Stadtratss­itzung gestrichen worden.

Wir haben nichts davon, wenn hier die Landschaft versiegelt wird und das Geld, das zur Entschädig­ung gezahlt werden soll, dann am anderen Ende der Stadt investiert wird. Wolfgang Hartick Ortsteilbü­rgermeiste­r

 ?? ANGELIKA MUNTEANU ?? Ortsteilbü­rgermeiste­r Wolfgang Hartick vor der Landwirtsc­haftsfläch­e in Gera-Dorna, die für eine riesige Photovolta­ikanlage mit Batteriegr­oßspeicher zur alternativ­en Energieerz­eugung genutzt werden soll.
ANGELIKA MUNTEANU Ortsteilbü­rgermeiste­r Wolfgang Hartick vor der Landwirtsc­haftsfläch­e in Gera-Dorna, die für eine riesige Photovolta­ikanlage mit Batteriegr­oßspeicher zur alternativ­en Energieerz­eugung genutzt werden soll.

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