Ostthüringer Zeitung (Saale-Holzland-Kreis)
Riesiger Solarpark mit Großspeicher könnte in Gera zum neuen Streitfall werden
Das ist auf Ackerflächen am Stadtrand in Dorna und Trebnitz geplant und das fordert der betroffene Ortsteil
Ein riesiges Feld mit Photovoltaikanlagen und dazu ein Batteriegroßspeicher sollen am Rand des Geraer Ortsteils Dorna errichtet werden. Das geplante Solarfeld auf den jetzigen Ackerflächen ist zum Streitfall für die Ortsbewohner und für die Kommunalpolitik in Gera geworden.
Der Ortsteilrat von Röpsen/Dorna/Negis hat das Vorhaben und die damit einhergehende Änderung des Flächennutzungsplans für die Stadt einstimmig abgelehnt. „Wir lehnen aber nicht die Bebauung der Fläche mit einer Photovoltaik-Freiflächenanlage und Batteriegroßspeicher ab“, erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion der Ortsteilbürgermeister Wolfgang Hartick, „sondern nur, dass keine angemessene finanzielle Beteiligung des Ortsteils am Erlös aus der alternativen Energieerzeugung vorgesehen ist“. Der Ortsteil fordert, an den jährlichen Zuwendungen beteiligt zu werden, die die Stadt vom Investor der Großanlage erhalten soll.
Geld für besseres Wohn- und Lebensumfeld
„Das Geld sollte für die Instandsetzung der maroden Infrastruktur im Umkreis einer solchen Anlage genutzt werden, damit die damit einhergehende Einschränkung der Lebensqualität für die Ortsbewohner kompensiert werden kann.“Damit ließe sich die Akzeptanz der Anwohner für eine solche Anlage erhöhen, zumal weitere Windenergieund Solaranlagen im Geraer Norden, also in unmittelbarer Nachbarschaft zu erwarten seien.
Dass die finanzielle jährliche Zuwendung ohne Zweckbindung für Dorna in das große Stadtsäckel fließe, so wie es im Rathaus jetzt angedacht ist, liege weder im Interesse des Investors noch der betroffenen Anwohner. „Wir haben nichts davon, wenn hier die Landschaft für
mindestens 25 Jahre für die alternative Energieerzeugung versiegelt wird und das Geld, das zur Entschädigung gezahlt werden soll, dann am anderen Ende der Stadt investiert wird“, sagt Hartick.
Unterstützung erhält Dorna auch von Stadträten. In einer Mitteilung der Stadtratsfraktion der Linken heißt es, sie unterstütze alle Bemühungen, eine dezentrale Energieversorgung aufzubauen und zu erweitern. Aber: „Angesichts der in der Bevölkerung bestehenden Fragen zu derartigen Ansiedlungen ist es nur nachvollziehbar, wenn Vorschläge zur Erhöhung der Akzeptanz für die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner ernst genommen werden. Daher unterstützt die Fraktion die Anregungen des Ortsteilrates Roben und Trebnitz.“
Die Fraktion der Linken stellt deswegen den Antrag, dass die
Stadt Gera die Hälfte der zu erwartenden finanziellen Zuwendung des Investors nutzt, um die investive Ortspauschale des betroffenen Ortsteils aufzustocken: „Dieses Geld könnte dann zur Verbesserung des Wohnumfeldes und der
Aufenthalts- und Lebensqualität genutzt werden. Zum Beispiel für Spielplätze, Straßen, Wege und Grünflächen.“
Das ist geplant: Die Firma WPOWER GmbH aus Waghäusel will auf privaten Landwirtschaftsflächen in der Gemarkung Dorna nahe der A 4 und der B 2 einen Solarpark zur Gewinnung von alternativer Energie errichten. Knapp zehn Hektar, auf denen bisher Getreide angebaut wurde, sollen mit Solarmodulen belegt werden.
In unmittelbarer Nachbarschaft soll ein Batteriegroßspeicher entstehen, damit im Bedarfsfall Versorgungsüberschüsse aufgenommen oder Versorgungsengpässe ausgeglichen werden können. Dafür sollen ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt und der Flächennutzungsplan der Stadt Gera geändert werden. Am Mittwoch, 17.
April, soll der Geraer Stadtrat darüber entscheiden. An dem Erlös aus der alternativen Energieerzeugung will der Investor die Stadt Gera gemäß dem Erneuerbare-EnergienGesetz (EGG 2023) finanziell beteiligen.
0,2 Cent pro Kilowattstunde seien für die eingespeiste Strommenge vorgesehen, erläutert Hartick. Dies würde bei der geplanten Kapazität der Anlage von etwa 19,39 Megawattpeak einer Zahlung von bis 37.585 Euro im Jahr entsprechen, die an die Stadt Gera fließen sollten. Nach der Stellungnahme des Ortsteils und den Diskussionen in den Fachausschüssen, ob Gera als Ganzes oder der betroffene Ortsteil Empfänger dieses Geldes sein sollte, ist die Stadt inzwischen wieder als Empfängerin aus der Beschlussvorlage für die Stadtratssitzung gestrichen worden.
Wir haben nichts davon, wenn hier die Landschaft versiegelt wird und das Geld, das zur Entschädigung gezahlt werden soll, dann am anderen Ende der Stadt investiert wird. Wolfgang Hartick Ortsteilbürgermeister