Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
„Tschö Poldi“
Mit Lukas Podolski begann die heitere Zeit im deutschen Fußball. Nun nimmt er heute gegen England Abschied
Als Sohn polnischer Eltern, in Gliwice geboren, übersiedelte er mit zweieinhalb Jahren nach Deutschland. In Bergheim, im Speckgürtel von Köln, wuchs er auf und stieg auf zu einer Kölner Ikone. Die Vermessung seiner Nationalelfkarriere liest sich so: 129 Länderspiele für Deutschland. Insgesamt 48 Tore. Nur Miroslav Klose (71) und Gerd Müller (68) trafen öfter. Lediglich Klose (137) und Lothar Matthäus (150) spielten häufiger für Deutschland. Acht Turnierteilnahmen, darunter das Sommermärchen von 2006, das im kollektiven Gedächtnis fest mit „Poldi“mit seinem Kumpel Bastian Schweinsteiger verknüpft ist. „Ich möchte keine Momente besonders hervorheben, das wäre den anderen Momenten gegenüber nicht fair“, sagt Podolski. Ein wunderbarer Satz.
Aber die WM zu Hause, „die war mein Highlight“. Es war die Zeit, als der deutsche Fußball die Rumpelfüßler-Ära überwand und langsam begann, sich von grimmiger Entschlossenheit zu einem Lächeln zu wandeln. Und Podolski war der Mann dafür. Mit schmissigem Spiel und schmissigem Humor. Letzteres blieb auch so, als sein Spiel immer weniger in Löws Anfangself passte. 41 Mal wurde er in seiner Nationalelfkarriere nur eingewechselt – so viel wie kein anderer. Dass Podolski sich nie beschwerte, machte ihn aus.
„Lukas konnte manche schweren Dinge leicht machen“, sagt Löw. Das hat ihn jenseits seines sportlichen Werts wichtig für den Bundestrainer gemacht, der auch an ihm festhielt, als das kaum noch zu rechtfertigen war. Podolski war gut fürs Klima und sagte auch stets, was war. Dass sich doch alle mal an den Genitalien kraulen würden, nachdem Löw das 2016 öffentlich passiert war. Schweres ganz leicht. Solche Auftritte haben Podolski immer sehr nah an den Zuschauer heran gerückt. Auf „Prinz Poldi“konnten sich die Leute verständigen, egal ob er in Köln, München, London, Mailand oder Istanbul spielte.