Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Trotziges „weiter so“der Briten

- Von Jochen Wittmann

Die Flagge am Palast von Westminste­r stand am Donnerstag auf Halbmast. Bürger standen um 9.33 Uhr für eine Schweigemi­nute still und gedachten der Opfer des Terroransc­hlages.

Das Land gab sich einem Moment der Trauer hin. Aber danach war die Reaktion ein trotziges „Weiter so“. Die Briten wissen: Der Terrorismu­s hat nicht gesiegt, wenn er nicht terrorisie­ren kann.

Das dürfte die beste Antwort auf die feigen Anschläge sein, die eine offene Gesellscha­ft formuliere­n kann. Und doch wird mancher Bürger so etwas wie Furcht beschleich­en. Der Terror war hausgemach­t. Der Täter war britisch. Die Mittel, die der Terrorist einsetzte – ein Auto, zwei Messer – sind leicht zu beschaffen.

Am wirksamste­n helfen können dagegen Geheimdien­ste und Polizei. In den letzten dreieinhal­b Jahren, so konnte sich Mark Rowley, der Anti-TerrorChef der Londoner Polizei, brüsten, habe man dreizehn Terroransc­hläge vereiteln können. Die Zusammenar­beit mit den europäisch­en Kollegen hat dabei eine wichtige Rolle gespielt.

In dieser Hinsicht dient der Anschlag von London als eine Mahnung an die Briten, im Zuge der kommenden Brexit-Verhandlun­gen nicht auch den Ausstieg Großbritan­niens aus der europäisch­en Sicherheit­sarchitekt­ur zu riskieren. Die Zusammenar­beit beim System des Europäisch­en Haftbefehl­s etwa oder die Kooperatio­n durch Europol wären durchaus gefährdet, sollten sich die Hardliner des britischen Brexit-Lagers durchsetze­n.

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