Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Achtklässler zur Zeit des Attentats in London
Schüler des Gymnasiums Fridericiaum erfahren bei Englandreise von dem Anschlag aus Telefonaten von Zuhause
wir aus Telefonaten aus Deutschland erfahren, was passiert ist. Wir wussten erstmal gar nicht, was genau da los ist. Daraufhin haben wir entschieden, wie geplant in das Museum zu gehen, weil wir das für einen sicheren Ort hielten“, beschreibt Lehrer Thorsten Zunft am gestrigen Vormittag in einem Telefonat mit Schulleiter Roland Arendholz die Situation. Natürlich seien die Jugendlichen sehr verunsichert gewesen. „Wir haben den Schülern noch gesagt, sie sollen sich zu Hause melden, damit man dort weiß, dass es uns gut geht“, berichtet der Lehrer. Auch am Plan, das Musical „Der König der Löwen“zu besuchen, hielt man fest. „Wir sind zu Fuß vom Museum zum Theater gegangen“, sagt er. Die Möglichkeit, den Bus zu erreichen, bestand auf Grund des großen Polizeiaufgebotes zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht.
Erst in der Nacht konnte die Gruppe die Hauptstadt in Richtung ihrer Quartiere in Hastings verlassen. Den gestrigen Tag verbrachten Schüler und Lehrer im Seebad Brighton, heute geht es über Canterbury zur Fähre. Am Sonnabendfrüh werden sie in Rudolstadt zurück erwartet.
Für Aufregung in den sozialen Medien hatte indes ein Vater gesorgt. Er hatte am Mittwochabend bei Facebook einem Lehrer vorgeworfen, nicht richtig gehandelt zu haben. Die Schüler hätten Schüsse gehört und er sei mit der Gruppe seelenruhig weiter durch die Stadt zum Musical gegangen und hätte damit die Schüler einer Gefahr ausgesetzt, postete er.
Das entspricht, so haben die Recherchen gestern ergeben, nicht der Wahrheit. „Nein, Schüsse haben wir nicht gehört“, so der Lehrer auf Nachfrage. „Wir und die Lehrer haben zuerst nichts mitbekommen. Man hat wirklich nichts gemerkt. Wir haben es dann erst zwei Stunden später, als Anrufe kamen, mitbekommen“, schreibt seine Tochter bei Facebook und bemerkt noch, er möge nicht wütend auf den Lehrer sein, versehen mit einem Smiley.
Am Rudolstädter Gymnasium war man sehr erleichtert nach der Nachricht, dass es allen gut geht. Über die Meldungen bei Facebook wurde die Schulleitung gestern früh von einer Mutter informiert, die ebenfalls mit in London war. „Nach der Information, dass es allen gut geht, waren wir beruhigt. Nach Rücksprache mit dem Lehrer sind wir überzeugt, dass die Kollegen ordnungsgemäß gehandelt haben und die Schülerinnen und Schüler in keiner Weise gefährdet waren“, so Schulleiter Roland Arendholz. Auch unter den Abiturienten waren die Nachrichten aus Facebook schnell Gesprächsthema Nummer eins. Sie waren die einzigen, die gestern an der Schule waren. Alle anderen hatten Wandertag.