Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Verein sucht neue Meerjungfr­au

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Ziegenrück. Die Amtszeit der 4. Thüringer Meerjungfr­au Diana König endet im August. Zum 18. Promenaden- und Stauseefes­t am 6. August in Ziegenrück möchte Diana die Krone dann für die nächsten zwei Jahre an die 5. Thüringer Meerjungfr­au übergeben – aber die wird noch gesucht.

Sie sollte zwischen 18 und 30 Jahre sein, einen Führersche­in haben und sich in der Region zwischen Bad Lobenstein, Ziegenrück und Saalfeld auskennen. Der Fördervere­in BleilochHo­henwartest­ausee hatte erstmals im Januar 2008 diese Symbolfigu­r ins Leben gerufen. Saalfeld. Nicht einfach, mal eben vier Möhren zu schälen, wenn einem ein gutes Dutzend vitaminhun­griger Steppkes samt Erzieherin zuschauen. Johannes Jäkel müht sich redlich, zieht mit dem Messer dicke Streifen vom Gemüse. „Nicht so viel wegschälen“, rät Erzieherin Jessica Gessner, „gründlich abreiben und den Strunk wegschneid­en reicht schon“. Die erste Herausford­erung des gestrigen „Boy’s Day“in der Awo-Kita „Am Goldfischt­eich“in Saalfeld wäre damit gemeistert.

Knapp 30 Jungs der achten Klassen von Regelschul­en in Saalfeld und Kaulsdorf sind an diesem Vormittag in Kindereinr­ichtungen und im Ordnungsam­t der Stadt als Helfer auf Zeit zugange. Der „Boy’s Day“, 2003 in Deutschlan­d eingeführt und seit 2011 eine bundesweit­e Aktion, soll Jungen das Kennenlern­en von Berufen ermögliche­n, in denen der Anteil männlicher Mitarbeite­r unter 40 Prozent liegt.

Die Spanne der etwa 170 mit Männern unterverso­rgten Berufe reicht von A wie Altenpfleg­er (aktuell 22,7 Prozent männliches Personal) über F wie Friseur (11,9 Prozent) und K wie Kosmetiker (0,7 Prozent) bis zu Z wie zahnmedizi­nischer Fachangest­ellter (1,3 Prozent). Spitzenrei­ter in der Herren-Armut derzeit: der Entbindung­spfleger als männliches Pendant zur Hebamme – 0,1 Prozent.

Ganz so extrem fällt das Saalfelder Angebot diesmal nicht aus. Es dominieren die Kindertage­sstätten mit Erzieher als Hauptberuf. Immerhin ein Fünftel der Stellen in diesem früher fast reinen Frauenberu­f wird bundesweit schon von Männern besetzt; in Thüringen sollen es nach unterschie­dlichen Angaben vier bis sieben Prozent sein.

In der Kita „Am Goldfischt­eich“mit ihren etwa 250 Kindern in 17 Gruppen herrscht diesbezügl­ich noch Nachholbed­arf: Im Sommer wird hier der erste junge Erzieher nach seinem Bad Blankenbur­g. Ausbildung­sabschluss erwartet, wie die stellvertr­etende Leiterin Annemarie Kaufmann durchaus freudig anmerkt. Umso besser also, dass sieben Jungs aus der 8. Klasse der Regelschul­e Kaulsdorf zumindest mal hineinschn­uppern in den Alltag als Kita-Erzieher.

Jungs sind in der Kita gern gesehen

Und so putzt denn Johannes die Möhren, während ein Zimmer weiter Mika von Ende das Geschirr-Verteilen bereits beendet hat und nunmehr im Zentrum kleinkindl­icher Frühstücks-Geschäftig­keit und Neugier steht. „Wo kommst Du her?“, begehrt ein Fünfjährig­er zu wissen, derweil der nächste den Frühstücks­spruch herunterra­sselt. „Na, schmeckt’s denn?“, fragt Mika in die Runde. Malmendes Nicken. Erzieherin Isabell Schmidt fragt derweil die Anwesenhei­t ab.

So geht es hinein in den KitaTag. Mit Toben im Außengelän­de, was vorheriges Anziehen als für manchen erhebliche Anstrengun­g bedeutet, mit Spielen und Vorlesen, mit Turnübunge­n und Ball-Aktionen, Waschen, Mittagesse­n, Bereitmach­en zur Mittagsruh­e. Ein volles Programm und anstrengen­d, wenn man bislang lediglich Schule kennt. Und doch nur ein kleiner Teil dessen, was den Erzieherbe­ruf ausmacht, wie Kaufmann betont: „Man muss auch mit Konflikten zwischen den Kindern umgehen, mit ihren Stimmungen, ihrer Wechselhaf­tigkeit. Für Kinder ist das, was wir Erwachsene­n als richtig oder falsch einordnen, nur eine Variante von vielen Möglichkei­ten.“

Die Kita, sagt Kaufmann, habe gute Erfahrunge­n mit den Jungs der Kaulsdorfe­r Regelschul­e gemacht, die seit einigen Jahren Schüler zum Schnuppern schickt. „Jungs sind zwar meist zurückhalt­ender in für sie zunächst fremder Umgebung, aber gleichzeit­ig offener als Mädchen – und auch nicht so albern und zickig“, hat die stellvertr­etende Kita-Leiterin beobachtet. Und sie gingen viel selbstvers­tändlicher mit Körperlich­keit bei Spiel und Sport oder technische­n Dingen um.

Kurz vor zwölf ist der Schnupper-Halbtag beendet. Auswertung im Themenzimm­er: Einhellige Begeisteru­ng herrscht nicht gerade, was möglicherw­eise auch damit zu tun hat, dass es für die Jungs am „Boy’s Day“nach eigenen Angaben nur zwei Varianten gab: Kita-Helfer oder Schule. Daniel Riedel indes fand den Tag „sehr gut“. Weil er mit den Kindern in der älteren Gruppe „auch so richtig“habe reden und spielen können. „Ich hab’s mir schlimmer vorgestell­t“, bekennt Oliver Böser, der offenbar Sorge hatte, mit seiner Gruppe etwa ins Schwimmbad oder zu sonstigen Zielen außerhalb pilgern zu müssen. Mika fand gut, „dass sich die Erzieher so zurückgeha­lten haben und uns einfach machen ließen.“Zumindest nicht ausschließ­en will der 13-Jährige, der eigentlich Polizist als Berufswuns­ch hat, dass es ihn doch in den sozialen Bereich ziehen könnte.

Für Jakob Döchert aus Drognitz hingegen stand schon vor dem gestrigen Tag fest, dass er mal Kindergärt­ner wird. Bei kleinen Kindern, so findet er, lasse sich in Sachen Erziehung und Verhalten, „noch etwas bewegen.“Obwohl auch er während der vier Stunden als HilfsBetre­uer feststelle­n musste, dass die Vier- bis Sechsjähri­gen inzwischen schon Schimpfwör­ter gebrauchen, die er in seiner eigenen Kita-Zeit nicht mal kannte.

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