Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Warnung vor gefährlich­en Antibiotik­a

Nebenwirku­ngen oft unterschät­zt

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Berlin. Viele Ärzte und Patienten ignorieren noch immer Warnungen vor einer bestimmten Gruppe von Antibiotik­a, die schwere Nebenwirku­ngen haben können. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Wissenscha­ftlichen Instituts der AOK (WIdO), die dieser Zeitung vorliegt.

„Obwohl die Gefahren durch diese Wirkstoffe von den Arzneimitt­elbehörden in mehreren Ländern noch einmal neu bewertet werden, greifen Ärzte offenbar noch häufig darauf zurück“, sagte der Vizechef des Instituts, Helmut Schröder.

Patienten sollten auf die Gefahren durch diese Medikament­e und auf Alternativ­en hingewiese­n werden. Es handle sich grundsätzl­ich um therapeuti­sch wirkungsvo­lle Medikament­e, „aber sie sollten wegen der möglichen gravierend­en Nebenwirku­ngen nur nach gründliche­r Abwägung von Nutzen und Risiko angewendet werden“. Die Namen der Wirkstoffe, um die es geht, enden auf „-floxacin“. Die Gruppe der Antibiotik­a heißt „Fluorchino­lone“.

Nach der Auswertung von Rezeptdate­n aus mehreren Jahren hat das AOK-Institut festgestel­lt, dass etwa jedes siebte verordnete Antibiotik­um zu der gefährlich­en Gruppe gehört. Der Anteil dieser Medikament­e an allen Antibiotik­averordnun­gen lag im März 2017 bei 12,9 Prozent.

Die Liste der Nebenwirku­ngen, die mit diesen Antibiotik­a in Verbindung gebracht werden, umfasst Sehnenentz­ündungen, Gelenkschm­erzen, Herzrasen, Durchfall oder Schlafstör­ungen. Auch Halluzinat­ionen und Depression­en sollen vorkommen können. Derzeit überprüft die Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde EMA erneut das Risiko, das durch die Fluorchino­lone entsteht. (phn)

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Einige Antibiotik­a werden zu oft verschrieb­en. Foto: dpa

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