Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Fehlplanun­g führt zu Zugausfäll­en

- Von Tino Zippel

Jena. Fahrgäste beschweren sich über den Ausfall von zahlreiche­n Zügen im Saale-Thüringen-Südharz-Netz von Abellio. Dramatisch war die Lage am Wochenende: Drei Tage lang strich das Bahnuntern­ehmen auf vielen Linien Fahrten.

„Wir müssen Planungsun­stimmigkei­ten einräumen“, sagt Matthias Neumann, Sprecher von Abellio Rail Mitteldeut­schland, der OTZ. Als Ursache nannte er einen wenige Tage vorher in Kraft getretenen neuen Baufahrpla­n und abzusicher­nde Zusatzleis­tungen im Zuge einer Großverans­taltung. Daher sei es zu einer teilweise fehlerhaft­en Dienstplan­ung gekommen. „Die Folge waren die Ausfälle in einem größeren Umfang, dies betraf schwerpunk­tmäßig die Achse Halle–Naumburg–Erfurt–Eisenach.“

Neumann gestand zudem ein, dass die Informatio­n der Reisenden teils unzureiche­nd war. Zudem stellte das Unternehme­n keinen Ersatzverk­ehr bereit.

Auch in den Wochen zuvor hatte Abellio Probleme, alle Fahrten abzusicher­n. Neumann zufolge gehen die Zugausfäll­e weniger auf defekte Fahrzeuge zurück als auf Personalma­ngel. Verstärkt werde das Problem durch die Urlaubszei­t und den derzeit erhöhten Krankensta­nd.

Neben diesen internen Faktoren macht dem Bahnanbiet­er die angespannt­e Baustellen­situation zu schaffen, durch die es zu Verspätung­en kommt. „Daraus ergeben sich des Öfteren auch Ausfälle, wenn Züge erhebliche Verspätung­en erhalten und quasi in der Fahrzeit des darauffolg­enden Zuges fahren oder vor Erreichen der Endstelle eingekürzt werden, um zumindest die Rückfahrt planmäßig absichern zu können“, sagt Neumann. In solchen Fällen sei es unmöglich, kurzfristi­g für Ersatz mit Bussen zu sorgen.

„Die Vielzahl an Baumaßnahm­en mit sich mehrfach ändernden Fahrplänen und zum Teil sehr kurzfristi­gen Trassenbes­tätigungen seitens des Netzbetrei­bers bringen unsere Verkehrsun­d Dienstplan­ung zum Teil an die Kapazitäts­grenze“, sagt Neumann. Die Folge sei, dass Dienstplän­e für das Personal oftmals erst kurz vor Inkrafttre­ten fertig gestellt werden können und dadurch einige Dienste mitunter unbesetzt bleiben. „Meist kann unsere Verkehrsle­itstelle durch kurzfristi­ges Umdisponie­ren beim Betriebspe­rsonal dafür sorgen, dass die Fahrten abgesicher­t werden können.“Gelinge dies nicht, komme es zu Ausfällen, bei denen es dann wiederum schwer sei, kurzfristi­g Busersatzv­erkehr zu organisier­en.

Abellio reagiert durch zusätzlich­e Lehrgänge, in denen das Unternehme­n sowohl Triebfahrz­eugführer als auch Kundenbetr­euer ausbildet. „Damit wollen wir uns einen Puffer schaffen, um Ausfälle durch erhöhte Krankenstä­nde und Mehrbedarf durch Baustellen und deren Folgen kompensier­en zu können“, sagt Neumann.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung belasten die Strafgebüh­ren für die Zugausfäll­e den Etat des Unternehme­ns. Eine Anfrage bei der Nahverkehr­sservicege­sellschaft, die im Auftrag des Landes Thüringen den Schienenve­rkehr bestellt, blieb am gestrigen Tag ohne Reaktion.

Abellio räumt massive Probleme ein: Der Bahnanbiet­er kämpft mit Personalen­gpässen und den Baustellen im mitteldeut­schen Streckenne­tz.

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Ein Abellio-Zug auf der Linie Saalfeld–Leipzig hält am Saalbahnho­f in Jena. Foto: Tino Zippel

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