Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Neue Trassen für mehr Strom
Zwischen Remptendorf und Röhrsdorf soll die bestehende -kV-Hochspannungsleitung ersetzt werden. Diskutiert wird auch Bündelung mit Südostlink
Projekte als Planungs- und Genehmigungsbehörde zuständig ist, den Aufgabenträger zur Prüfung einer solchen Möglichkeit auffordert. Wenn, dann werde das im Planungsverfahren zum Südostlink gemacht. Aber dann, spinnt Happe den Gedanken weiter, müssten außer den zwei mal drei Leiterseilbündeln für die Wechselstromtrasse auch die dicken Gleichstromseile an die Masten. Ein Pluskabel, eines für Minus.
Es gebe bereits solche Hybridmasten, die imstande sind, diese Last zu tragen. Aber die seien noch mal etwa 15 Meter höher. Und dann würden auch veränderte Kriterien für die Trassenfindung gelten. Zum Beispiel gebe es keine metergenauen Abstandsregelungen zu Siedlungen für Wechselstromleitungen. Für Gleichstromtrassen, wenn sie ausnahmsweise als Freileitung daherkommen sollen, aber sehr wohl. Die vorgeschriebenen Mindestabstände finden sich im Paragraf 3 Absatz 4 des Bundesbedarfsplangesetzes. Danach muss die Gleichstrom-Freileitungsstrippe wenigstens 200 Meter Abstand halten zu einem einzelnen Wohngebäude im sogenannten Außenbereich kommunaler Bauplanung. Bei geschlossenen Bebauungen, die überwiegend dem Wohnen dienen, sind sogar 400 Meter Platz zu lassen.
Außerdem ist ein häufiges Hüpfen zwischen Erdkabel und luftiger Höhe nicht ratsam. Sowohl aus Kostengründen, aber auch in der technischen Ausführung. Denn jeder Übergang vom Gleichstrom-Erdkabel zur Gleichstrom-Freileitung und umgekehrt braucht eine Kabelübergangsanlage. Das ist kein Transformatorhäuschen, sondern ein Bauwerk mit 30 mal 60 Meter Kantenlänge. Manchmal auch 60 mal 100 Meter. Dann noch einen Zaun drumherum, eine Zufahrt. . . Man könne sich das vorstellen wie ein kleines Umspannwerk, sagt Axel Happe. Auf jeden Fall brauche eine solche Anlage Platz.
Bürgermeister ordern Informationsbrief
Das alles will ins Kalkül gezogen sein, noch bevor der an sich vernünftige Gedanke einer Trassenbündelung irgendwo zwischen Weida und Schleiz ernsthaft erwogen wird. Entscheiden muss letztlich die Bundesnetzagentur bei beiden Projekten über den besten Korridorverlauf, der Mensch und Umwelt in Ostthüringen am wenigsten belastet. Beachten müssen die Planer auch Engstellen und Querriegel, wie sie Straßen, Bahnlinien, Flüsse und Wohnorte, aber auch bedeutsame Naturschutzgebiete darstellen.
So haben zum Beispiel Hinweise in der immer noch frühen Planungsphase dazu geführt, dass das Projekt Röhrsdorf– Weida–Remptendorf vom Bestandskorridor ab Weida etwas abweicht. Die Planer lassen hier die alte Leitung nördlich liegen
und folgen stattdessen einer 110-kV-Freileitung des Verteilnetzes. Dadurch gewinnt die Höchstspannungstrasse Abstand zum Frießnitzer See, der mit Millionenaufwand renaturiert und zum Lebensraum zahlreicher Wasservögel wurde. Bei Harth-Pöllnitz schwenken die
Planer wieder auf den Bestandskorridor ein.
So ist es nachzulesen im Infoletter von 50 Hertz, dem noch weitere vier Ausgaben folgen sollen. Auf dem Internetportal www.50hertz.com steht die erste schon zum Herunterladen bereit. Interessierte Bürgermeister
und VG-Chefs können den Infobrief aber auch in Papierform ordern, um sie für die Bürger in den Verwaltungen auszulegen. Für den Abschnitt Weida– Remptendorf seien etliche Pakete schon unterwegs, bestätigte Dirk Manthey von 50 Hertz ein durchaus reges Interesse.