Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Die Plage mit den Teenie-Geburtstagen
Ich gebe zu, dass ich manchmal Hilfe brauche. Eigentlich schon immer, doch mit zunehmendem Alter noch ein bisschen öfter. Oder kehren sich, wenn man die 60 überschritten hat, manche Dinge auch einfach bloß um?
Als ich jung war, wusste ich zum Beispiel nie, was ich meinen Eltern schenken sollte. Topflappen, Trabi-Waschschwamm, Schlüsselanhänger, FKKSkatblatt, Weinflaschenhalter, Bücherstopper, Rosenthaler Kadarka...? All das hatten sie schon zur Genüge. Heute weiß ich nicht, was ich jungen Leuten schenken soll. Die haben – von Laptop, Smartphone und diversen Flatrates einmal abgesehen – zwar fast nichts, aber worüber würden die sich wirklich freuen?
Leider gibt es in unserer Zeitung keinen Ratgeber für zeitgemäße TeenagerGeschenke. Also versuche ich es auf eigene Faust: He, Alter, worauf hast du
Bock? („Alter“ist geschlechtslos, bezieht sich auf Mädchen und Jungen gleichermaßen.) Also, Alter, sag, was soll ich dir schenken?
Ein gutes Buch?
Nein, sie lesen nicht.
Ein Zeitungs-Abo?
Nein, sie haben doch bald gar keinen festen Wohnsitz mehr.
Einen schönen Stift?
Ach, sie pflegen die Schreibschrift nicht.
Ein Tagebuch?
Sie posten das, was sie schreiben, doch eh gleich ins Netz.
Einen Fotoapparat?
Sie fotografieren lieber mit ihrem Smartphone.
Ein Video?
Sie schauen täglich Hunderte bei YouTube.
Eine CD?
Wo sollen sie die reinstecken? Sie haben keinen Player, brauchen sie auch nicht. Laden sich eh alles runter. Vielleicht eine Thai-Massage?
Oh ja, sie lassen sich gern verwöhnen! Eine separate Festplatte?
Prima, sie brauchen viel Speicher für ihre Fotos.
Coole Kopfhörer?
Ja, denn die verschwinden alle paar Wochen.
Einen Rucksack?
Ja, denn sie reisen ständig in der Welt herum.
Naja, ist doch nicht so hoffnungslos, wie ich anfangs dachte. Wahrscheinlich zermartern sie sich genau so den Kopf, wenn ihre Eltern Geburtstag haben: Was hättest du’n gern, Alter?
Tja. Wenn ich das wüsste.
Worüber haben wir uns als Teenager eigentlich am meisten gefreut? Klar, über Westjeans, einen Karl-May-Roman oder eine Stones-Platte. Und wenn’s das alles nicht gab? Na, dann über das, was wir nie genug hatten, aber ständig brauchten.
Oh, ich glaube, ich muss noch mal rasch zur Bank...