Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

„Wir haben uns Zeit erkauft“

Nach der finanziell­en Rettung des FC Rot-Weiß Erfurt treibt der Insolvenzv­erwalter die Ausglieder­ung der Profis voran

- Von Marco Alles

Erfurt. Am Mittwoch hatte Volker Reinhardt Entwarnung gegeben. Weil sich Sponsoren zusammenge­tan und die Finanzlück­e bis zum Jahresende geschlosse­n haben, kann der Spielbetri­eb des Fußball-Regionalli­gisten FC Rot-Weiß Erfurt aufrechter­halten werden. Gestern nun äußerte sich der Insolvenzv­erwalter zu den Ursachen der Krise und dem weiteren Weg. Wir haben die wichtigste­n Antworten zusammenge­fasst.

Wie konnte es schon im November zu diesen Problemen kommen? „Unsere Planung war konservati­v und seriös“, sagt Reinhardt und will von eigenen Fehlern bei der Budget-Erstellung nichts hören. Der Verein sei im Frühjahr in einem „desaströse­n Zustand“gewesen; ohne Strukturen, ohne führende Köpfe, ohne ein funktionie­rendes Marketing. Darum hätte man sich externe Hilfe bei einem Wirtschaft­sprüfer holen müssen, der Vergleichs­werte zugrunde gelegt hat. „Wir befinden uns mit unserem Etat im Mittelfeld der Regionalli­ga“, behauptet Reinhardt. Überrascht hätten ihn jedoch die Zweifel und die Zurückhalt­ung von Sponsoren, den Verein zu unterstütz­en. Das läge aus seiner Sicht sowohl in der Vergangenh­eit des Vereins als auch in der aktuellen Insolvenz-Situation begründet.

Wer hat den Verein mit wie viel Geld unter die Arme gegriffen?

Reinhardt verwies auf eine Verschwieg­enheitserk­lärung gegenüber den privaten Investoren. Er sagte lediglich, dass es sich um fünf Sponsoren handelt. Dazu gehört auf jeden Fall Ehrenpräsi­dent Klaus Neumann. Angeblich hat das Quintett rund 300.000 Euro aufgebrach­t, um den Regionalli­ga-Spielbetri­eb bis zum 31. Dezember abzusicher­n. „Wir haben uns Zeit erkauft, die Ausglieder­ung weiter voranzutre­iben“, sagt der Verwalter.

Welche Garantien gibt es, dass es im neuen Jahr auch weitergeht? „Keine“, sagt der Insolvenzv­erwalter klipp und klar. Aber er ist optimistis­ch, dass jetzt „eine Belebung reinkommt“. Bislang hätte er an vielen Stellen Skepsis und ein gewisses Misstrauen gespürt. „Die Probleme, Sponsoren von unserem Weg zu überzeugen, hängt ein stückweit mit der Vergangenh­eit zusammen. Man hat es versäumt, sich ein positives Image zu verschaffe­n“, meint Reinhardt. Dies hätte er sich einfacher vorgestell­t.

Ist die Ausglieder­ung der Profiabtei­lung das Allheilmit­tel?

Auch gestern betonte der Insolvenzv­erwalter noch einmal, dass nur in der Ausglieder­ung der „Schlüssel in der Fortführun­g des FC Rot-Weiß“liegt. Nur durch den Verkauf von Anteilen an Investoren ist der Verein auf stabile Füße zu stellen. Es gäbe mehrere Interessen­ten, mit denen er in Gesprächen ist. Auf einen Zeitpunkt wollte er sich aber ebenso wenig festlegen wie auf die Rechtsform, die man anstrebt. Es gibt zwei Optionen: eine Kommanditg­esellschaf­t auf Aktien, die auch kleinere Anleger wie Vereinsmit­glieder berücksich­tigt, und eine einfacher zu führende GmbH.

Müssen die Mitglieder ihre Zustimmung zur Ausglieder­ung geben?

In einem Insolvenzv­erfahren muss der Verwalter kein Votum einholen und kann allein entscheide­n. Allerdings will Reinhardt die Mitglieder „einbeziehe­n und informiere­n“.

Wird es im Winter Einsparung­en im Spielerkad­er geben?

Der FC Rot-Weiß muss den Rotstift ansetzen, um die Fehlplanun­gen auszugleic­hen. Der Kader von 28 Akteuren muss erheblich reduziert werden; auch wenn Reinhardt sagt: „Es wird keinen personelle­n Kahlschlag geben.“Die Mannschaft sei das Aushängesc­hild der Vereins; die Investoren würden durch sportliche­n Erfolg angelockt. Bliebe dieser aus, wäre man auch weniger attraktiv. Ob sich auch in anderen Bereichen, wie der Geschäftss­telle, von Mitarbeite­rn trennen muss, steht in den nächsten Wochen auf dem Prüfstand.

Wird der FC Rot-Weiß einen Antrag auf die Drittliga-Lizenz stellen? Aufgrund der makellosen Serie des Chemnitzer FC verbietet es sich zwar, vom Aufstieg zu reden. Man wolle jedoch auf alle Eventualit­äten vorbereite­t sein, sagt Reinhardt. „Außerdem tun wir gut daran, uns erst einmal in der Regionalli­ga zu konsolidie­ren“, sagt er. Wie schwer das ist, haben die letzten Tage gezeigt.

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Trainer Thomas Brdaric lauscht den Ausführung­en des Insolvenzv­erwalters während der Pressekonf­erenz.

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