Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
„Wir haben uns Zeit erkauft“
Nach der finanziellen Rettung des FC Rot-Weiß Erfurt treibt der Insolvenzverwalter die Ausgliederung der Profis voran
Erfurt. Am Mittwoch hatte Volker Reinhardt Entwarnung gegeben. Weil sich Sponsoren zusammengetan und die Finanzlücke bis zum Jahresende geschlossen haben, kann der Spielbetrieb des Fußball-Regionalligisten FC Rot-Weiß Erfurt aufrechterhalten werden. Gestern nun äußerte sich der Insolvenzverwalter zu den Ursachen der Krise und dem weiteren Weg. Wir haben die wichtigsten Antworten zusammengefasst.
Wie konnte es schon im November zu diesen Problemen kommen? „Unsere Planung war konservativ und seriös“, sagt Reinhardt und will von eigenen Fehlern bei der Budget-Erstellung nichts hören. Der Verein sei im Frühjahr in einem „desaströsen Zustand“gewesen; ohne Strukturen, ohne führende Köpfe, ohne ein funktionierendes Marketing. Darum hätte man sich externe Hilfe bei einem Wirtschaftsprüfer holen müssen, der Vergleichswerte zugrunde gelegt hat. „Wir befinden uns mit unserem Etat im Mittelfeld der Regionalliga“, behauptet Reinhardt. Überrascht hätten ihn jedoch die Zweifel und die Zurückhaltung von Sponsoren, den Verein zu unterstützen. Das läge aus seiner Sicht sowohl in der Vergangenheit des Vereins als auch in der aktuellen Insolvenz-Situation begründet.
Wer hat den Verein mit wie viel Geld unter die Arme gegriffen?
Reinhardt verwies auf eine Verschwiegenheitserklärung gegenüber den privaten Investoren. Er sagte lediglich, dass es sich um fünf Sponsoren handelt. Dazu gehört auf jeden Fall Ehrenpräsident Klaus Neumann. Angeblich hat das Quintett rund 300.000 Euro aufgebracht, um den Regionalliga-Spielbetrieb bis zum 31. Dezember abzusichern. „Wir haben uns Zeit erkauft, die Ausgliederung weiter voranzutreiben“, sagt der Verwalter.
Welche Garantien gibt es, dass es im neuen Jahr auch weitergeht? „Keine“, sagt der Insolvenzverwalter klipp und klar. Aber er ist optimistisch, dass jetzt „eine Belebung reinkommt“. Bislang hätte er an vielen Stellen Skepsis und ein gewisses Misstrauen gespürt. „Die Probleme, Sponsoren von unserem Weg zu überzeugen, hängt ein stückweit mit der Vergangenheit zusammen. Man hat es versäumt, sich ein positives Image zu verschaffen“, meint Reinhardt. Dies hätte er sich einfacher vorgestellt.
Ist die Ausgliederung der Profiabteilung das Allheilmittel?
Auch gestern betonte der Insolvenzverwalter noch einmal, dass nur in der Ausgliederung der „Schlüssel in der Fortführung des FC Rot-Weiß“liegt. Nur durch den Verkauf von Anteilen an Investoren ist der Verein auf stabile Füße zu stellen. Es gäbe mehrere Interessenten, mit denen er in Gesprächen ist. Auf einen Zeitpunkt wollte er sich aber ebenso wenig festlegen wie auf die Rechtsform, die man anstrebt. Es gibt zwei Optionen: eine Kommanditgesellschaft auf Aktien, die auch kleinere Anleger wie Vereinsmitglieder berücksichtigt, und eine einfacher zu führende GmbH.
Müssen die Mitglieder ihre Zustimmung zur Ausgliederung geben?
In einem Insolvenzverfahren muss der Verwalter kein Votum einholen und kann allein entscheiden. Allerdings will Reinhardt die Mitglieder „einbeziehen und informieren“.
Wird es im Winter Einsparungen im Spielerkader geben?
Der FC Rot-Weiß muss den Rotstift ansetzen, um die Fehlplanungen auszugleichen. Der Kader von 28 Akteuren muss erheblich reduziert werden; auch wenn Reinhardt sagt: „Es wird keinen personellen Kahlschlag geben.“Die Mannschaft sei das Aushängeschild der Vereins; die Investoren würden durch sportlichen Erfolg angelockt. Bliebe dieser aus, wäre man auch weniger attraktiv. Ob sich auch in anderen Bereichen, wie der Geschäftsstelle, von Mitarbeitern trennen muss, steht in den nächsten Wochen auf dem Prüfstand.
Wird der FC Rot-Weiß einen Antrag auf die Drittliga-Lizenz stellen? Aufgrund der makellosen Serie des Chemnitzer FC verbietet es sich zwar, vom Aufstieg zu reden. Man wolle jedoch auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, sagt Reinhardt. „Außerdem tun wir gut daran, uns erst einmal in der Regionalliga zu konsolidieren“, sagt er. Wie schwer das ist, haben die letzten Tage gezeigt.