Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Todesstrei­fen ist jetzt Naturmonum­ent

Landtagsbe­schluss nach Jahren der Diskussion

- Von Dirk Löhr

Erfurt. Die frühere innerdeuts­che Grenze zwischen Thüringen und Bayern, Hessen sowie Niedersach­sen ist jetzt Nationales Naturmonum­ent. Der Landtag beschloss am Freitag in Erfurt mit der rot-rot-grünen Regierungs­mehrheit ein Gesetz, das dem sogenannte­n Grünen Band diesen besonderen Schutzstat­uts verleiht.

Auf einer Länge von 763 Kilometern und einer Gesamtfläc­he von etwa 6500 Hektar soll der Grenzstrei­fen künftig als ein einzigarti­ges Denkmal der deutschen Teilung und Wiedervere­inigung und als der längste Biotopverb­und Deutschlan­ds geschützt und erhalten werden.

Während die Regierungs­koalitione­n im neuen Naturmonum­ent den gelungenen Versuch sehen, diese beiden Anliegen zu verbinden, sprechen AfD und CDU von einer vertanen Chance. Die Eigentümer würden in ihren Rechten beschnitte­n und die Kommunen bei ihren Planungen behindert, kritisiert­en die Vertreter der Opposition.

„Ich freue mich sehr, dass wir die Chance genutzt haben und fast 30 Jahre nach der friedliche­n Revolution dieses Zeichen setzen“, erklärte Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne). Zur Aufarbeitu­ng der SED-Diktatur werde das Grüne Band einen wichtigen Beitrag leisten — gemeinsam mit den Erinnerung­sstätten und Grenzlandm­useen.

„Heute ist ein großer Tag für den Schutz der biologisch­en Vielfalt in Thüringen und in Deutschlan­d“, kommentier­te Hubert Weiger, der Vorsitzend­e des Umweltverb­andes BUND den Beschluss. Die Entscheidu­ng sei ein Meilenstei­n zum Erhalt dieses einmaligen Biotopverb­undes und lebendigen Denkmals.

Mit 1393 Kilometern stelle der ehemalige Todesstrei­fen den einzigen länderüber­greifenden Biotopverb­und Deutschlan­ds dar. Er biete Lebensraum für mehr als 1200 gefährdete und teils vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenar­ten, wie Schwarzsto­rch, Fischotter oder Wildkatze, Trollblume oder Küchensche­lle.

Nach den Ivenacker Eichen in Mecklenbur­g-Vorpommern 2016 und den Bruchhause­r Steinen in Nordrhein-Westfalen 2017 ist das Grüne Band Thüringen bundesweit erst das dritte Nationale Naturmonum­ent. Mit der erst 2010 eingeführt­en Schutzkate­gorie soll die Lücke zwischen den Naturdenkm­älern und den Nationalpa­rks geschlosse­n werden.

Das Grüne Band Thüringen besteht aus etwa 13.000 Flurstücke­n mit einer Vielzahl von Eigentümer­gemeinscha­ften. Rund 44 Prozent der Flächen gehören der Stiftung Naturschut­z des Landes, die sich zum Erhalt und zur Entwickelu­ng der ihr vom Freistaat im Jahr 2009 übertragen­en Flächen verpflicht­et hat. An diese ungefähr 2900 Hektar im Nationalen Naturmonum­ent grenzen weitere Stiftungsf­lächen im Umfang von etwa 1100 Hektar direkt an. (epd)

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