Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Liebe Leserinnen und Leser, was kommt, wissen wir nicht. Im November mit seinen verschiedenen Gedenktagen, die sich mit der Vergänglichkeit des Lebens beschäftigen, wird uns das besonders deutlich.
Was kommt, wissen wir nicht. Denn wir haben nicht alles in der Hand. Wir können planen, unsvielesvornehmen–aberwie es dann wirklich kommt, liegt nicht nur an uns. So schnell kann etwas dazwischenkommen bei unseren Plänen.
Was kommt, wissen wir nicht. Und darum finde ich es ganz wichtig, Dinge nicht aufzuschieben und jetzt das zu tun, was uns froh macht und am Herzen liegt. So zu leben, dass wir heute zufrieden sind und mögliches Glück nicht auf morgen oder nächstes Jahr verschieben. Dabei geht es gar nicht um große Dinge wie eine Weltreise oder eine besondere Anschaffung. Es sind oft ganz „normale“Sachen, zu denen wir uns nicht durchringen, die wir aufschieben oder wo wir Ausreden haben, sie nicht zu tun.
Wenn nicht jetzt, wann dann? Endlich zum Telefon greifen und die Freundin anrufen, die ich bestimmt fünf Jahre lang nicht gesehen habe. Beim Gespräch feststellen, wie schön es ist, wieder zu plaudern, von der anderen zu erfahren und selbst zu erzählen. Die alte Nähe ist noch da. Und plötzlich sind zwei Stunden rum und heiter und irgendwie leicht lege ich das Telefon weg. Wir haben ausgemacht, wann wir uns wiedersehen.
Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Bibel sagt dazu die Zeit auskaufen. Es ist oft das ganz „Normale“, was uns froh macht, und oft hat es mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun. Wer sagt „wenn nicht jetzt, wann dann?“, überwindet die eigene Trägheit. Das tut gut. Wenn nicht jetzt, wann dann: Das betrifft manchmal auch die unbequemen Dinge, die nun einmal getan werden müssen.
Was kommt, wissen wir nicht. Aber das muss uns keine Angst machen. Ja, wir haben nicht alles in der Hand. Ja, manchmal läuft das Leben ganz anders als wir es geplant hatten. Aber es liegt auch an uns, wie wir unsere Zeit nutzen und füllen. Mit Abwarten, Aufschieben und Ausreden – oder damit, Zeit und Leben reich zu machen. Das Leben zu genießen – jetzt.
Wenn nicht jetzt, wann dann: ich wünsche uns, dass wir das oft sagen können – uns selbst und anderen auch. Und dass wir es nicht nur sagen. Sondern die Freude spüren, die in der Verwirklichung liegt.