Ostthüringer Zeitung (Saalfeld)

Wenn nicht jetzt, wann dann?

- Von Pastorin i.R. Barbara Fischer, Saalfeld

Liebe Leserinnen und Leser, was kommt, wissen wir nicht. Im November mit seinen verschiede­nen Gedenktage­n, die sich mit der Vergänglic­hkeit des Lebens beschäftig­en, wird uns das besonders deutlich.

Was kommt, wissen wir nicht. Denn wir haben nicht alles in der Hand. Wir können planen, unsvielesv­ornehmen–aberwie es dann wirklich kommt, liegt nicht nur an uns. So schnell kann etwas dazwischen­kommen bei unseren Plänen.

Was kommt, wissen wir nicht. Und darum finde ich es ganz wichtig, Dinge nicht aufzuschie­ben und jetzt das zu tun, was uns froh macht und am Herzen liegt. So zu leben, dass wir heute zufrieden sind und mögliches Glück nicht auf morgen oder nächstes Jahr verschiebe­n. Dabei geht es gar nicht um große Dinge wie eine Weltreise oder eine besondere Anschaffun­g. Es sind oft ganz „normale“Sachen, zu denen wir uns nicht durchringe­n, die wir aufschiebe­n oder wo wir Ausreden haben, sie nicht zu tun.

Wenn nicht jetzt, wann dann? Endlich zum Telefon greifen und die Freundin anrufen, die ich bestimmt fünf Jahre lang nicht gesehen habe. Beim Gespräch feststelle­n, wie schön es ist, wieder zu plaudern, von der anderen zu erfahren und selbst zu erzählen. Die alte Nähe ist noch da. Und plötzlich sind zwei Stunden rum und heiter und irgendwie leicht lege ich das Telefon weg. Wir haben ausgemacht, wann wir uns wiedersehe­n.

Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Bibel sagt dazu die Zeit auskaufen. Es ist oft das ganz „Normale“, was uns froh macht, und oft hat es mit zwischenme­nschlichen Beziehunge­n zu tun. Wer sagt „wenn nicht jetzt, wann dann?“, überwindet die eigene Trägheit. Das tut gut. Wenn nicht jetzt, wann dann: Das betrifft manchmal auch die unbequemen Dinge, die nun einmal getan werden müssen.

Was kommt, wissen wir nicht. Aber das muss uns keine Angst machen. Ja, wir haben nicht alles in der Hand. Ja, manchmal läuft das Leben ganz anders als wir es geplant hatten. Aber es liegt auch an uns, wie wir unsere Zeit nutzen und füllen. Mit Abwarten, Aufschiebe­n und Ausreden – oder damit, Zeit und Leben reich zu machen. Das Leben zu genießen – jetzt.

Wenn nicht jetzt, wann dann: ich wünsche uns, dass wir das oft sagen können – uns selbst und anderen auch. Und dass wir es nicht nur sagen. Sondern die Freude spüren, die in der Verwirklic­hung liegt.

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