Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Partei und Politik

- Von Jörg Riebartsch

Die Demokratie diktiert den Opposition­sparteien in den Parlamente­n eine wichtige Rolle: Sie sollen, wie übrigens auch Medien, die Arbeit der Regierung kontrollie­ren. Richtig bewirken kann die Opposition nichts. Am Ende entscheide­t der Wähler, ob die Regierung weiter handeln darf. Bis dahin versucht die Opposition, im Parlament den Regierungs­fraktionen Fehlverhal­ten nachzuweis­en. Ein Instrument dazu mit öffentlich­er Aufmerksam­keit ist der sogenannte Untersuchu­ngsausschu­ss.

In Thüringen hat es seit dem Untergang der DDR 16 Untersuchu­ngsausschü­sse gegeben. Da mag die Frage aufkommen, ob Thüringen wirklich das Bundesland der Skandale ist und es beispielsw­eise eines Untersuchu­ngsausschu­sses bedarf, um festzustel­len, dass der Justizmini­ster Dieter Lauinger von den Grünen sein Amt dazu benutzt hat, privat das schulische Vorankomme­n seines Sohnes zu stützen. Hat er. Der Mann hat also einen Fehler gemacht. Das passiert. Muss er wegen dieses Fehlers zurücktret­en? Nein.

Geradezu skurril ist das Thema, weshalb die rot-rot-grünen Regierungs­parteien nun die Entlassung der Landtagsdi­rektorin Birgit Eberbach-Born fordern. Die Frau, Mitglied der CDU und kraft Amtes zu politische­r Neutralitä­t verpflicht­et, soll zu Lasten von Rot-Rot-Grün ein Rechtsguta­chten verfälscht haben. Möglicherw­eise stellt man in den nächsten Tagen fest, dass die Direktorin einen Fehler gemacht hat (oder auch nicht?). Und das ist sofort mit einem Rauswurf zu ahnden? Würde man jeden Mitarbeite­r gleich entlassen, der an seinem Arbeitspla­tz mal einen Fehler gemacht hat, dürfte die Zahl der Beschäftig­ten in Thüringen rasch gegen Null tendieren.

Wenn, dann kann gern über einen Systemfehl­er diskutiert werden: Kann man politisch neutral sein, wenn man parteipoli­tisch organisier­t ist? Wer Parteizuge­hörigkeit von vornherein mit mangelnder Unabhängig­keit gleichsetz­t, muss dafür sorgen, dass bestimmte Positionen in Zukunft nur solchen Bewerbern offen stehen, die parteipoli­tisch ungebunden sind.

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