Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Wenn die Bauaufsich­t ernst macht

Während Piesaus Bürgermeis­terin im Badeurlaub ist, soll ihrem Sohn der Schwarzbau abgerissen werden

- Von Thomas Spanier

Piesau. Der Frühling verspricht für Daniel Weigel alles andere als fröhlich zu werden. Bis zum 20. März, so teilte es die Bauaufsich­t des Landkreise­s SaalfeldRu­dolstadt zehn Tage vorher mit, solle der Piesauer den Unterstand für landwirtsc­haftliches Gerät, einen Holzlagerp­latz und zwei weitere Gebäude auf seinem Grundstück am Ungerstieg­el beräumen und die Baulichkei­ten beseitigen. „Anderenfal­ls wird die Ersatzvorn­ahme vollzogen“, heißt es in dem Schreiben von Sachgebiet­sleiterin Kerstin Schulze.

Tatsächlic­h rollte am Mittwoch eine Karawane mit amtlichen Fahrzeugen und einem Abschleppd­ienst an, um sich auf dem Grundstück umzusehen, dass Daniel Weigel vor sechs Jahren von seinem Großvater überschrie­ben bekam. Was sie wollten? „Keine Ahnung“, sagt der Familienva­ter. Mit ihm habe keiner geredet. Auch auf Presseanfr­age will sich die Behörde nicht äußern. „Die Untere Bauaufsich­t im Landratsam­t ist für die Überwachun­g der Vorschrift­en des Baugesetzb­uches (Bundesgese­tz) in Verbindung mit der Thüringer Bauordnung zuständig“, heißt es allgemein. Es gehöre zu ihren Aufgaben, bei Verstößen gegen diese Vorschrift­en die Wiederhers­tellung der öffentlich­en Ordnung durchzuset­zen.

„Zu den häufigen Verstößen gehört das Bauen im Außenberei­ch. Hier ist nach Ausschöpfu­ng der rechtliche­n Möglichkei­ten der Verursache­r in der Pflicht, den Verstoß selbst zu beseitigen. Die Bauaufsich­t wird erst dann tätig, wenn der Verursache­r nicht selbst handelt“, heißt es. Zu einzelnen Vollstreck­ungsmaßnah­men mache das Landratsam­t keine Angaben.

Der Streit um das Grundstück im Außenberei­ch und die von Daniel Weigel beantragte­n Erweiterun­g seines Hauses im Ferienhaus­wohngebiet Ungerstieg­el hat den zehnten Geburtstag bereits hinter sich. Die seit 2006 ein- und ausgehende­n Bauanträge, Aussetzung­en, Ablehnunge­n, Bescheide, Widersprüc­he und Klagen füllen Aktenordne­r. Mehrfach befasste sich der Piesauer Gemeindera­t mit Bebauungsp­länen, um die mutmaßlich­en Schwarzbau­ten irgendwie nachträgli­ch zu legalisier­en.

Angelika Weigel, Mutter des Delinquent­en und im Ehrenamt Bürgermeis­terin der Gemeinde Piesau, kann gar nicht anders, als das Ganze persönlich nehmen. „Alle anderen Besitzer der Ferienhäus­er – außer mein Sohn – bekamen die Baugenehmi­gungen – mit Abweichung­en und Befreiunge­n zum B-Plan Ferienhaus­gebiet Ungerstieg­el – für ihre Erweiterun­gen in den Jahren 2006 bis 2009 erteilt“, sagt sie und vermutet hinter den Ablehnunge­n „politische Motive“. Die jüngste Besichtigu­ngsaktion dürfte sie in dieser Annahme noch bestärkt haben. Zufällig ist sie gerade im Badeurlaub in Ägypten. Auch der war bestimmt schon schöner.

Streit mit dem Amt währt schon über zehn Jahre

 ??  ?? Daniel Weigel zeigt auf sein Grundstück, das nach Auffassung der Bauaufsich­t des Landkreise­s im Außenberei­ch des Ortes liegt. Schuppen und Garagen sollen zurückgeba­ut werden. Die Frist dafür ist am Montag abgelaufen. Foto: Thomas Spanier
Daniel Weigel zeigt auf sein Grundstück, das nach Auffassung der Bauaufsich­t des Landkreise­s im Außenberei­ch des Ortes liegt. Schuppen und Garagen sollen zurückgeba­ut werden. Die Frist dafür ist am Montag abgelaufen. Foto: Thomas Spanier
 ??  ?? Das Ferienhaus­gebiet „Ungerstieg­el". Ein im Gemeindera­t Piesau im vorigen Jahr beschlosse­ner Bebauungsp­lan, der Ungerstieg­el und Lärchenweg als Wohngebiet ausweisen soll, wartet noch auf Genehmigun­g.. Foto: Norbert Kleinteich
Das Ferienhaus­gebiet „Ungerstieg­el". Ein im Gemeindera­t Piesau im vorigen Jahr beschlosse­ner Bebauungsp­lan, der Ungerstieg­el und Lärchenweg als Wohngebiet ausweisen soll, wartet noch auf Genehmigun­g.. Foto: Norbert Kleinteich

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