Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Wenn die Bauaufsicht ernst macht
Während Piesaus Bürgermeisterin im Badeurlaub ist, soll ihrem Sohn der Schwarzbau abgerissen werden
Piesau. Der Frühling verspricht für Daniel Weigel alles andere als fröhlich zu werden. Bis zum 20. März, so teilte es die Bauaufsicht des Landkreises SaalfeldRudolstadt zehn Tage vorher mit, solle der Piesauer den Unterstand für landwirtschaftliches Gerät, einen Holzlagerplatz und zwei weitere Gebäude auf seinem Grundstück am Ungerstiegel beräumen und die Baulichkeiten beseitigen. „Anderenfalls wird die Ersatzvornahme vollzogen“, heißt es in dem Schreiben von Sachgebietsleiterin Kerstin Schulze.
Tatsächlich rollte am Mittwoch eine Karawane mit amtlichen Fahrzeugen und einem Abschleppdienst an, um sich auf dem Grundstück umzusehen, dass Daniel Weigel vor sechs Jahren von seinem Großvater überschrieben bekam. Was sie wollten? „Keine Ahnung“, sagt der Familienvater. Mit ihm habe keiner geredet. Auch auf Presseanfrage will sich die Behörde nicht äußern. „Die Untere Bauaufsicht im Landratsamt ist für die Überwachung der Vorschriften des Baugesetzbuches (Bundesgesetz) in Verbindung mit der Thüringer Bauordnung zuständig“, heißt es allgemein. Es gehöre zu ihren Aufgaben, bei Verstößen gegen diese Vorschriften die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung durchzusetzen.
„Zu den häufigen Verstößen gehört das Bauen im Außenbereich. Hier ist nach Ausschöpfung der rechtlichen Möglichkeiten der Verursacher in der Pflicht, den Verstoß selbst zu beseitigen. Die Bauaufsicht wird erst dann tätig, wenn der Verursacher nicht selbst handelt“, heißt es. Zu einzelnen Vollstreckungsmaßnahmen mache das Landratsamt keine Angaben.
Der Streit um das Grundstück im Außenbereich und die von Daniel Weigel beantragten Erweiterung seines Hauses im Ferienhauswohngebiet Ungerstiegel hat den zehnten Geburtstag bereits hinter sich. Die seit 2006 ein- und ausgehenden Bauanträge, Aussetzungen, Ablehnungen, Bescheide, Widersprüche und Klagen füllen Aktenordner. Mehrfach befasste sich der Piesauer Gemeinderat mit Bebauungsplänen, um die mutmaßlichen Schwarzbauten irgendwie nachträglich zu legalisieren.
Angelika Weigel, Mutter des Delinquenten und im Ehrenamt Bürgermeisterin der Gemeinde Piesau, kann gar nicht anders, als das Ganze persönlich nehmen. „Alle anderen Besitzer der Ferienhäuser – außer mein Sohn – bekamen die Baugenehmigungen – mit Abweichungen und Befreiungen zum B-Plan Ferienhausgebiet Ungerstiegel – für ihre Erweiterungen in den Jahren 2006 bis 2009 erteilt“, sagt sie und vermutet hinter den Ablehnungen „politische Motive“. Die jüngste Besichtigungsaktion dürfte sie in dieser Annahme noch bestärkt haben. Zufällig ist sie gerade im Badeurlaub in Ägypten. Auch der war bestimmt schon schöner.
Streit mit dem Amt währt schon über zehn Jahre