Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Über Tod und ewiges Leben
Manchmal muss etwas zu Ende gehen, damit etwas Neues beginnen kann. Dafür gibt es genügend Beispiele in Geschichte und Politik, in der Natur und im Leben.
Viele trösten sich so über den Tod eines Menschen: Ein Mensch muss gehen, damit ein anderer kommen kann. Das klingt zu einfach, denn die Erfahrung zeigt, dass es nicht leicht ist, wenn ein Menschenleben zu Ende gegangen ist: Trauer überwiegt über Freude, Ängste stehen über Hoffnungen, Sinnfragen werden gestellt. Jesus sprach in einem Bild offen über sein bevorstehendes Ende und über die Hoffnung, die darin verborgen ist: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“So lautet der Wochenspruch für die neue Woche (Johannes 12,24). Weizenbrot war zur Zeit Jesu das Hauptnahrungsmittel schlechthin. Die dafür notwendigen Weizenkörner wurden aber zu einem Teil auch wieder als Saatgut benötigt. Zur Zeit der Aussaat wurde also kostbare Nahrung auf dem Acker ausgeworfen, damit neues Getreide wachsen, geerntet und zu Mehl verarbeitet werden kann. Ängste und Hoffnungen zugleich waren mit der Aussaat verbunden, denn das Risiko war hoch. Die Frucht wurde damals, wenn alles gut lief und es überhaupt zur Ernte kommen konnte, im Verhältnis 1:3 zum Saatgut erwartet. Heute liegt das Verhältnis bei 1:20 beim Weizenkorn, bei anderen Pflanzen sogar noch höher! Wer ein Samenkorn in die Hand nahm, der hatte dabei ein Gefühl für die Hoffnung. Deshalb spricht Jesus gerade mit diesem Bild vom Weizenkorn über seinen Tod am Kreuz und sein Auferstehen.