Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Stufenweise zurück in einen Job finden
Agenturchef fordert neue Modelle bei der Integration von Langzeitarbeitslosen
Gera/Erfurt. Die hohe Zahl Langzeitarbeitsloser entwickelt sich für die Thüringer Gesellschaft aus Sicht von Landesarbeitsagentur-Chef Kay Senius zunehmend zum Problem. Nötig sei ein erweiterter „Instrumenten-Kasten“, um die Menschen möglichst dauerhaft zu beschäftigen, sagte Senius. Dazu müssten die Erfahrungen bei der Integration anderer Personengruppen in den Arbeitsmarkt stärker berücksichtigt werden. „Sonst kommen wir bei dem Thema nicht weiter“, sagte der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit.
Senius sprach sich für eine stufen- und stundenweise Integration von Langzeitarbeitslosen aus, analog zu den Erfahrungen bei der betrieblichen Wiedereingliederung von Langzeiterkrankten. In Thüringen ist mehr als jeder Dritte Arbeitslose länger als ein Jahr ohne Job, viele auch länger als fünf Jahre. Sie hätten meist eine abgeschlossene Berufsausbildung.
„Jemand, der lange zu Hause war, kann nicht sofort von Null auf 100 wieder im Job funktionieren, zumal sich die Anforderungen im Beruf rasant verändern“, erklärte Senius. Möglichkeiten, Arbeitgebern finanziell und mit der Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen zu helfen, gebe es über die Arbeitsagenturen und Jobcenter.
Senius forderte zudem, die Erfahrungen beim Umgang mit Jugendlichen, die Schwierigkeiten bei der Ausbildung haben, zu nutzen. Für sie gebe es bereits die Möglichkeit, von Sozialarbeitern eines Bildungsträgers begleitet zu werden. „Als Integrationsbegleiter für Langzeitarbeitslose wären sie Ansprechpartner für Arbeitgeber und kümmerten sich gleichzeitig um die Probleme desjenigen während seines beruflichen Wiedereinstiegs.“Außerdem gelte es, darüber nachzudenken, die Erfahrungen bei der Integration von Menschen mit Behinderung zu nutzen.
So sei es denkbar, Langzeitarbeitslosen einen Zugang zu „Integrationsbetrieben“zu ermöglichen. Dort könnten sie zunächst in einem „geschützten Raum“wieder an den Arbeitsprozess herangeführt werden. Sie hätten dabei auch die Perspektive, nach einer bestimmten Zeit wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. „Damit reduzieren wir die Gefahr eines Scheiterns, die mit Enttäuschung und weiterer Isolation für die Betroffenen verbunden ist“, sagte Senius.