Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
„Freigeister“in der Geraer TheaterFabrik
Neue Produktion feiert Premiere
Gera. Alle reden über Sicherheit, die „TheaterFabrik“Gera träumt von der Freiheit. Dass sie das tut, ist ein wunderbarer Kontrapunkt, wie sie über Wesen und Grenzen von Freiheit philosophiert, ist erhellend, witzig und Unterhaltung im besten Sinn.
„Freigeister. Ein bewegter Irrsinn mit Musik“heißt die neue Produktion. Welturaufführung feierten die Freigeister, theaterbegeisterte Laienspieler, vor einem faszinierten Publikum am Freitag.
Es ist Nacht, eine Autopanne in abgelegener Gegend, Kurt (Jacob Werner) findet auf der Suche nach einem Telefon ein einsames Haus. Die neun Bewohner nehmen ihn auf. Kurt verstören ihre unvermittelt von Sanftheit zu Aggressivität überspringenden Rituale. Das erinnert kurz an „Rocky Horror Show“, doch die jungen Damen an der großen Tafel sind keine Monster. Sie gleichen Elfen, sie kommunizieren meist nonverbal, auch mit Kurt, der sich begehrt sieht. Kurt erlebt eine Gemeinschaft offenbar keinem Erwerbszwang unterworfener Individuen.
„Die Geschichte der Philosophie ist phallozentrisch.“Zwischen Antike und Aufklärung auf der Suche nach der Freiheit kommt auch die „TheaterFarbik“nicht an Jacques Derrida vorbei. Sprich: Frauen tanzen und singen, Männer denken, was skurrilerweise dem Team entgegen kommt, da drei Spieler und sieben Spielerinnen sich zu zehn Freigeistern addieren und Geistesblitze über die Freiheit sowieso von Männern überliefert sind.
Letztere hat „TheaterFabrik“-Leiter Peter Przetak (Dramaturgie/ Text) zu einem klugen und pointierten Dialog für die Spieler Leon Fritzenwenger (Grigorij) und Wilhelm Naumann (Majoran) komprimiert. Nanna Przetak (Regie) setzt auf verfremdetes Sprechen, Witz und bewegte Bilder, der Dialog wird zu einem spannenden und oft urkomischen Pas de deux.
Während der Produktion haben die jungen Freigeister viel über Freiheit, über Gott und die Welt nachgedacht. Nicht abstrakt, sondern auf ihr Leben als Schüler und Auszubildende in Gera bezogen. Auch das macht den Abend authentisch und glaubwürdig.