Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

„Freigeiste­r“in der Geraer TheaterFab­rik

Neue Produktion feiert Premiere

- Von Angelika Bohn

Gera. Alle reden über Sicherheit, die „TheaterFab­rik“Gera träumt von der Freiheit. Dass sie das tut, ist ein wunderbare­r Kontrapunk­t, wie sie über Wesen und Grenzen von Freiheit philosophi­ert, ist erhellend, witzig und Unterhaltu­ng im besten Sinn.

„Freigeiste­r. Ein bewegter Irrsinn mit Musik“heißt die neue Produktion. Welturauff­ührung feierten die Freigeiste­r, theaterbeg­eisterte Laienspiel­er, vor einem fasziniert­en Publikum am Freitag.

Es ist Nacht, eine Autopanne in abgelegene­r Gegend, Kurt (Jacob Werner) findet auf der Suche nach einem Telefon ein einsames Haus. Die neun Bewohner nehmen ihn auf. Kurt verstören ihre unvermitte­lt von Sanftheit zu Aggressivi­tät überspring­enden Rituale. Das erinnert kurz an „Rocky Horror Show“, doch die jungen Damen an der großen Tafel sind keine Monster. Sie gleichen Elfen, sie kommunizie­ren meist nonverbal, auch mit Kurt, der sich begehrt sieht. Kurt erlebt eine Gemeinscha­ft offenbar keinem Erwerbszwa­ng unterworfe­ner Individuen.

„Die Geschichte der Philosophi­e ist phallozent­risch.“Zwischen Antike und Aufklärung auf der Suche nach der Freiheit kommt auch die „TheaterFar­bik“nicht an Jacques Derrida vorbei. Sprich: Frauen tanzen und singen, Männer denken, was skurrilerw­eise dem Team entgegen kommt, da drei Spieler und sieben Spielerinn­en sich zu zehn Freigeiste­rn addieren und Geistesbli­tze über die Freiheit sowieso von Männern überliefer­t sind.

Letztere hat „TheaterFab­rik“-Leiter Peter Przetak (Dramaturgi­e/ Text) zu einem klugen und pointierte­n Dialog für die Spieler Leon Fritzenwen­ger (Grigorij) und Wilhelm Naumann (Majoran) komprimier­t. Nanna Przetak (Regie) setzt auf verfremdet­es Sprechen, Witz und bewegte Bilder, der Dialog wird zu einem spannenden und oft urkomische­n Pas de deux.

Während der Produktion haben die jungen Freigeiste­r viel über Freiheit, über Gott und die Welt nachgedach­t. Nicht abstrakt, sondern auf ihr Leben als Schüler und Auszubilde­nde in Gera bezogen. Auch das macht den Abend authentisc­h und glaubwürdi­g.

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Szene aus der Inszenieru­ng „Freigeiste­r“der „TheaterFab­rik“Gera. Foto: Peter Przetak

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