Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Erbe eines Triptiser Meisters
M L Zeitreise vom grünen Samtsofa in das Leben Walter Schwandkes
Triptis. Mit ausladender Geste deutet Manuela Tränkler in ein opulentes Wohnzimmer und beantwortet damit die Frage nach ihrem Lieblingsstück im Museum Haus Schwandke in Triptis. Der ganze Raum des ehemaligen Besitzers Walter Schwandke
Neue Serie
In unserer neuen OTZ-Serie „Mein Lieblingsstück“stellen Mitarbeiter und Verantwortliche von Museen im Orlatal ihre persönlichen Schmuckstücke vor. In Depots und Ausstellungen verstecken sich oft Stücke, hinter denen eine besondere Geschichte schlummert.
imponiere ihr, erklärt die Kulturamtsleiterin.
Doch so leicht lässt die OTZ sie natürlich nicht davon kommen. Da muss es doch ein einzelnes Stück geben, dass sie ganz besonders beeindruckt.
„Ja, tatsächlich“, gibt sie schließlich zu. Am liebsten sitze sie auf dem grünen Samtsofa neben dem farblich harmonierenden Kachelofen und lasse das Zimmer auf sich wirken.
Die Couch also. Und beim Probesitzen wird plötzlich zweierlei deutlich: In Sachen Bequemlichkeit sticht das historische Möbelstück aktuelle Pendants spielend aus. Was heute kurzlebiger Schaumstoff macht, waren damals weiche Federn.
Und aus dieser Wohlfühlatmosphäre heraus beginnt nun auch der gesamte Raum auf den Betrachter zu wirken. Man möchte Manuela Tränkler beipflichten. Schwandke hinterließ hier zahlreiche Gemälde auf Leinwand oder Wandteppichen. Selbst die Holzvertäfelungen sind reich verziert mit kleinen Sprüchlein oder Gesichtern, die in das Zimmer blicken. All das sei noch im Originalzustand und liebevoll rekonstruiert, erklärt Tränkler fasziniert. „Das ist doch klasse“, sagt sie mit leuchtenden Augen.
Zwischen 1929 und 1930 habe Schwandke das Haus für sich und seine Frau erbaut. Der Eingangsbereich des Museum zeugt noch heute vom Geschäftsleben des Malermeisters. Ein historischer Laden birgt alte Malerutensilien, wie Walzen, Farben, Schablonen, zum Teil auch 100 Jahre alte Tapeten sowie eine Kasse und Regale jener Zeit.
Da Schwandke zudem begeisterter Philatelist und Freund des städtischen Kulturlebens war – leinengebundene Belletristik im Wohnzimmer ist Beleg seiner Affinität –, beschloss er, das Haus nach seinem Tod der Stadt zu übereignen. Von seinem Tod im Jahr 1981 dauerte es dann noch bis 1992, als hier das Museum der Stadt seine Heimstatt fand. Seitdem fänden bis zu drei Sonderausstellungen im Jahr statt, sagt Tränkler. Andere Räume zeugen unter anderem von der regionalen Adelsgeschichte, beherbergen historische Landtechnik sowie vielerlei Utensilien, die das Leben der Triptiser in vergangenen Tagen zeigen.