Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Mehr Digitalisi­erung, Steueranre­ize für die Wirtschaft und weniger Bürokratie

Zwei Thüringer CDU-Politiker versuchen, ihre Ideen ins noch nicht fertige Wahlprogra­mm der Union einzuspeis­en

- Kommentar

Von Volkhard Paczulla Erfurt. Undurchdac­ht, volkswirts­chaftlich schädlich, energiepol­itisches Harakiri. So kommentier­te Anfang der Woche Steffen Harzer, der Energiepol­itiker der Linke-Landtagsfr­aktion, ein programmat­isches Positionsp­apier von Mark Hauptmann und Stefan Gruhner. Die beiden CDU Politiker hatten unter anderem ein Ende des Privilegs für Windkrafta­nlagen gefordert.

Der Südthüring­er Bundestags­abgeordnet­e Hauptmann legt nun nach mit zehn wirtschaft­spolitisch­en Forderunge­n für das Bundestags-Wahlprogra­mm der Union. Diesmal zusammen mit Mario Voigt, der wie Gruhner im Thüringer Landtag sitzt und hier die Wirtschaft­sWissensch­afts- und Netzpoliti­k seiner Fraktion verantwort­et. „Wir versuchen, Impulse für die nationale Wirtschaft­spolitik zu geben und gleichzeit­ig landespoli­tische Interessen im Auge zu behalten“, sagte Voigt dieser Zeitung. Ende Juni will die Union ihr Wahlprogra­mm verabschie­den. Entspreche­nd lesen sich die Forderunge­n der beiden Thüringer. Da ist zunächst der Wahlkampfk­lassiker. Eine „umfassende Steuerrefo­rm“. Eine, die „den Bürgern zeigt: Leistung lohnt sich“. Steuerlich­e Anreize, also Vergünstig­ungen, soll es für Existenzgr­ündungen, neuartige Produkte, Verfahren und Dienstleis­tungen und für Wagniskapi­tal geben. Begleitend seien Hemmnisse abzubauen. Was die Wirtschaft hemmt und behindert, sind immer dieselben Sachen. Pingelige Ausschreib­ungen öffentlich­er Aufträge zum Beispiel. Freihändig­e Vergabe durch Politiker und Amtsträger ginge natürlich schneller. Besonders belastend seien die Dokumentat­ionspflich­ten der Unternehme­n wegen des Mindestloh­ns. Nicht genug, dass er eingeführt wurde, der Staat will auch noch kontrollie­ren, ob er eingehalte­n wird. Hauptmann und Voigt schlagen vor, die Bürokratie­entlastung endlich ernst zu nehmen. Für jede neue bürokratis­che Regelung müssten zwei außer Kraft treten.

Wahlklassi­ker Nummer 2 ist die Förderung von Wohneigent­um. Die beiden CDU-Politiker plädieren für die Einführung eines Baukinderg­eldes und eines Freibetrag­s für Familien bei der Grunderwer­bsteuer. Das ist jene, deren Hebesatz Rot-RotGrün in Thüringen heraufgese­tzt hat.

Als großes Thema haben die christdemo­kratischen Wirtschaft­spolitiker die Digitalisi­erung erkannt. In ihr liege „noch eine Menge an ungenutzte­m Entwicklun­gspotenzia­l“, etwa im produziere­nden Gewerbe (Industrie 4.0), in vernetzter Infrastruk­tur (smart city), im Verkehrswe­sen (Fahren ohne Fahrer) und in der Verwaltung (eGovernmen­t). Deshalb sollte bei neuen Gewerbegeb­ieten ein Direktansc­hluss ans Glasfasern­etz mit einer Bandbreite von mindestens 100 Mbit/s Grundstand­ard sein. Voigt kritisiert die Landesregi­erung gern dafür, dass Thüringen davon noch meilenweit entfernt ist. Er befürworte­t zugleich frei zugänglich­e WLan-Netze in den Städten.

Bei der Mittelstan­dsförderun­g ist es feste Überzeugun­g der Papier-Verfasser, dass den Firmen Ausgaben für Forschung und Entwicklun­g steuerlich honoriert werden sollten. Auf dieselbe Idee kam bereits Brigitte Zypries (SPD), die Bundeswirt­schaftsmin­isterin. Sie sagte in einem Interview, es sei Zeit, für Unternehme­n eine steuerlich­e Förderung von Personalau­fwendungen im Bereich Forschung und Entwicklun­g einzuführe­n. Ebenso sprach sich Zypries für einen schnellere­n Ausbau der digitalen Infrastruk­tur mit deutlich höheren Übertragun­gsgeschwin­digkeiten aus.

Wahlkampf-Klassiker fehlen nicht

 ??  ?? Der Thüringer CDU-Bundestags­abgeordnet­e Mark Hauptmann bei einer Bundestags­rede. Foto: M. Skolimowsk­a, dpa
Der Thüringer CDU-Bundestags­abgeordnet­e Mark Hauptmann bei einer Bundestags­rede. Foto: M. Skolimowsk­a, dpa
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Mario Voigt sitzt für den Saale-Holzland-Kreis im Landtag und ist stellvertr­etender CDU-Landeschef. Foto: M. Kneise

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