Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Meinungsumfrage in Gahma
Freiwillige verteilen Flyer und Fragebögen zum geplanten Abwasser nd Wärmenetz
Gahma. Zurzeit sieht man in Gahma kleine Grüppchen von Haus zu Haus zu gehen. Es handelt sich dabei aber nicht um irgendwelche Handelsvertreter, sondern um ein Trupp Freiwilliger, die Flyer und Frageböden zur zentralen Entsorgung von Schmutzwasser und Versorgung mit Wärme durch einheimisches Brennholz verteilen. Denn in Gahma soll ein thüringenweit einzigartiges Projekt entstehen. Denn Ziel ist es, statt der Kleinkläranlagen im Dorf eine Alternative zu bieten. Zudem könnten Interessierte mit Nahwärme versorgt werden, die aus dem Verbrennen von Restholz gewonnen werden könnte. Denn viele Bewohner Gahmas besitzen Wald.
Damit aber das Projekt vorankommt, müssen erst die Gahmaer befragt werden, ob sie sich für die Alternative zu Kleinkläranlagen und für das Nahwärmenetz interessieren. „Wir brauchen mindestens 25 Bürger, die mitmachen wollen“, so Tino König, treibende Kraft hinter der Initiative.
Für ihn und seine Mitstreiter reicht es nicht, die Briefe einfach bei allen im Dorf in den Briefkasten zu stecken. Sie gehen abends nach Feierabend durch den Ort und überbringen das Material persönlich. „Die Leute haben Fragen und die können wir dann gleich beantworten“, erklärt Katrin Blochberger. Denn obwohl es in Gahma bereits einige
Versammlungen zu den Thema gab, waren manche nicht dabei und können sich nichts unter dem Projekt vorstellen.
Einen Überblick verschafft da eine Hochglanzbroschüre, die in jedem Brief steckt. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Bildung einer Bürgergenossenschaft, die die Planungen, Kostenkalkulationen und den Betrieb der Anlagen sicherstellen soll. „Die Kosten und Aufwendungen für das Schmutzwasser und die Wärmeversorgen sollen möglichst niedrig gehalten werden“, erklärt Tino König.
Die meisten interessieren sich aber verständlicherweise erstmal für die Kosten. Eine Seite der Broschüre befasst sich daher mit einer Kalkulation für einen
Vier-Personen-Haushalt. Der Neubau einer Kleinkläranlage würde im günstigsten Fall rund 5000 Euro kosten. Dazu kommen noch Betriebskosten sowie Grund- und Einleitungsgebühr. In eine Kleinkläranlage müssten daher jährlich rund 1100 Euro investiert werden. Im Gegensatz zu einer zentralen Abwasserversorgung, die nur mit 850 Euro im Jahr zu Buche schlagen würde.
Bei seiner Tour durch den Ort bemerkt Tino König, dass sich vor allem die jüngeren Bewohner für das Projekt interessieren. Wie beispielsweise Marcel Roßner. Er ist mit seiner Familie 2011 in sein neugebautes Heim umgezogen. Eine Kleinkläranlage besitzt er zwar schon, aber wenn die zentrale Abwasserlösung kommen sollte, will er mitmachen. „Aus der Kleinkläranlage mache ich dann vielleicht eine Zisterne“, erklärt er.
Nach der Familie Roßner geht die Tour weiter. Nach Schätzungen von Tino König wohnen rund 140 Menschen in Gahma. Da sind einige Briefe zu verteilen und Fragen zu beantworten. Tino König und Katrin Blochberger müssen dabei immer wieder versichern, dass das Ausfüllen der Fragebögen keine Verpflichtung darstellen, bei dem Projekt auch wirklich mitzumachen. „Es geht erstmal darum, dass wir wissen, ob überhaupt Interesse besteht“, versichert Tino König dann.
Der weitere Zeitplan sieht vor, nach Pfingsten die Fragebögen einzusammeln. Wenn sich genügend Leute zusammenfinden, kann die Bürgergenossenschaft gegründet und die weiteren Maßnahmen eingeleitet werden. „Wir wollen die Fördermittel noch in diesem Jahr beantragen“, verkündet Tino König.