Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Optische Gläser aus dem Thüringer Wald
U O Die Micros Optics GmbH & Co. KG in Schmiedefeld erweitert gerade für , Millionen Euro ihre Produktion
Es sind nicht nur die großen Namen, die die Unternehmerlandschaft in Ostthüringen prägen und ausmachen. Auch viele kleinste, kleine oder mittlere Firmen leisten Erstaunliches für die Volkswirtschaft. Manchmal sind sogar heimliche Gewinner, sogenannte Hidden Champions, darunter. Die OTZ stellt wöchentlich Betriebe und Dienstleister aus Ostthüringen vor.
Schmiedefeld. Bei der Verbindung von Optischer Industrie und Thüringen fällt einem Jena ein, vielleicht noch Ilmenau, unter Umständen Erfurt. Dass sich im 1000-Seelen-Ort Schmiedefeld im Kreis SaalfeldRudolstadt ein hochspezialisierter Optikbetrieb befindet, ist dann doch auch für Branchenkenner überraschend. Seit nunmehr 16 Jahren behauptet sich die Micros Optics GmbH & Co. KG am umkämpften Markt der optischen Gläser.
Das hat vor allem mit Kurt Kleinen zu tun. Der Maschinenbau-Ingenieur hat in den 1990er Jahren in seiner hessischen Heimat bei Wetzlar viel mit ehemaligen Mitarbeitern von Carl Zeiss und Jenoptik zu tun gehabt. 2001 machte er sich selbstständig, erwarb das Firmengelände am Taubenbacher Weg in Schmiedefeld und fing mit fünf Leuten an, auf alten Maschinen kleinste Optiken für Medizinund Kommunaltechnik herzustellen.
Seitdem ist man Jahr für Jahr ein bisschen gewachsen. Der Umsatz, die Zahl der Beschäftigten, die Produkte - alles wurde größer. Heute stellt man großflächige Optiken bis zu einer Länge von 3,20 Meter her, blickt auf einen Jahresumsatz von knapp sechs Millionen Euro und ist Arbeitgeber für 56 Frauen und Männer plus drei Lehrlinge.
Überall dort, wo Photonik eine Rolle spielt, kommen Produkte vom Ran des Thüringer Waldes zum Einsatz: Lasertechnik, Medizintechnik, Mess- und Regelungstechnik, Biometrie und Biotechnologie, Informationsund Kommunikationstechnik, Bildverarbeitung, Luftund Raumfahrttechnik, Sensortechnik, Halbleiterindustrie
„Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung besteht aus drei Leuten: meinem Sohn, einem weiteren Mitarbeiter und mir“, sagt Kurt Kleinen. Was nur die halbe Wahrheit ist, denn Micros Systems arbeitet mit Universitäten, Hochschulen sowie den Fraunhofer-Instituten in Jena und Aachen zusammen. Gemeinsam mit der Fachhochschule Jena hat man justierbare multifunktionale Optiken entwickelt.
Eine aktive Akquise betreibt das mittelständische Unternehmen nicht, obwohl es in Rennerod ein Vertriebsbüro gibt. Messeteilnahmen gibt es bei der Optica in Frankfurt/Main und der Laser-Messe in München. Man versteht sich eher als Komponentenhersteller für den Maschinenbau, wo der Optik eine immer größere Bedeutung zukommt. So finden sich Thüringer Produkte in den Glanzlackmessern eines großen US-Konzerns, als Optikspiegel in Dokumenten-Scannern oder in Weltraumsatelliten bei der Erforschung der Erdatmosphäre.
„Die Auftragslage ist sehr gut, wir arbeiten in drei Schichten“, sagt der 73-Jährige, dessen Sohn Christoph Kleinen seit 2014 Hauptgesellschafter des Unternehmens ist. Der ist ebenfalls Maschinenbau-Ingenieur und will das Werk des Vaters fortführen. In Schmiedefeld wird deshalb gerade in die Erweiterung der Produktion investiert. Bis Ende diesen Jahres werden dafür rund 2,5 Millionen Euro ausgegeben.
Nach einer Erweiterung der Produktionsfläche um fast ein Drittel steht am Standort nach Fertigstellung der Investition eine Gesamtfläche von 3100 Quadratmetern zur Verfügung. Konkret wird die Optikfertigung durch neue Poliermaschinen erweitert, die vorhandenen Beschichtungsanlagen werden so umgebaut, dass sie alle Anforderungen an hochwertige optoelektronische Funktionsschichten erfüllen. Dazu wird auch ein hochmodernes Spektralphotometer angeschafft, denn bei Micros gilt der Grundsatz: „Wir fertigen nur, was wir messen können“. So soll dauerhafte Qualität gesichert werden.
Neu installiert wird zudem eine automatische Ultra-SchallWaschanlage für die Vorreinigung der Optikkomponenten zur Beschichtung. Letztlich will man in der Lage sein, trockenste, tropisch standfeste optische Filter mit steilsten Kanten herzustellen, wie sie in der aufstrebenden LED- und Laser-Technik verwendet werden.
Die Zahl der Mitarbeiter wird sich im Zuge der Produktionserweiterung erhöhen müssen. Obwohl Schmiedefeld weit weg von allen schnellen Verkehrswegen liegt, gibt es bisher keine größeren Probleme mit Fachkräften. „Wir zahlen Tariflohn, haben eine betriebliche Altersversorgung und denken darüber nach, die Vorsorge etwa in Richtung Zahnersatz noch auszubauen“, sagt Kurt Kleinen. Gerade habe man wieder zwei Leute neu eingestellt. „Wir müssen Bedingungen schaffen, dass sich die Mitarbeiter hier wohlfühlen“, sagt der Geschäftsführer. Eine Kollegin pendelt jeden Tag die rund 70 Kilometer von Jena auf die Saalfelder Höhe nach Schmiedefeld.
Sein Wunsch an die Politik wäre, dass man die Kommunen in die Lage versetzt, dringend notwendige Investitionen in die Infrastruktur zu leisten. Die Zufahrt zum Unternehmen, für die der Gemeinde das Geld fehlt, ist nicht nur eine Zumutung, sondern für eine Firma, wo Glas produziert wird, auch ein wirtschaftliches Risiko.