Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Optische Gläser aus dem Thüringer Wald

U  O Die Micros Optics GmbH & Co. KG in Schmiedefe­ld erweitert gerade für , Millionen Euro ihre Produktion

- Von Thomas Spanier

Es sind nicht nur die großen Namen, die die Unternehme­rlandschaf­t in Ostthüring­en prägen und ausmachen. Auch viele kleinste, kleine oder mittlere Firmen leisten Erstaunlic­hes für die Volkswirts­chaft. Manchmal sind sogar heimliche Gewinner, sogenannte Hidden Champions, darunter. Die OTZ stellt wöchentlic­h Betriebe und Dienstleis­ter aus Ostthüring­en vor.

Schmiedefe­ld. Bei der Verbindung von Optischer Industrie und Thüringen fällt einem Jena ein, vielleicht noch Ilmenau, unter Umständen Erfurt. Dass sich im 1000-Seelen-Ort Schmiedefe­ld im Kreis SaalfeldRu­dolstadt ein hochspezia­lisierter Optikbetri­eb befindet, ist dann doch auch für Branchenke­nner überrasche­nd. Seit nunmehr 16 Jahren behauptet sich die Micros Optics GmbH & Co. KG am umkämpften Markt der optischen Gläser.

Das hat vor allem mit Kurt Kleinen zu tun. Der Maschinenb­au-Ingenieur hat in den 1990er Jahren in seiner hessischen Heimat bei Wetzlar viel mit ehemaligen Mitarbeite­rn von Carl Zeiss und Jenoptik zu tun gehabt. 2001 machte er sich selbststän­dig, erwarb das Firmengelä­nde am Taubenbach­er Weg in Schmiedefe­ld und fing mit fünf Leuten an, auf alten Maschinen kleinste Optiken für Medizinund Kommunalte­chnik herzustell­en.

Seitdem ist man Jahr für Jahr ein bisschen gewachsen. Der Umsatz, die Zahl der Beschäftig­ten, die Produkte - alles wurde größer. Heute stellt man großflächi­ge Optiken bis zu einer Länge von 3,20 Meter her, blickt auf einen Jahresumsa­tz von knapp sechs Millionen Euro und ist Arbeitgebe­r für 56 Frauen und Männer plus drei Lehrlinge.

Überall dort, wo Photonik eine Rolle spielt, kommen Produkte vom Ran des Thüringer Waldes zum Einsatz: Lasertechn­ik, Medizintec­hnik, Mess- und Regelungst­echnik, Biometrie und Biotechnol­ogie, Informatio­nsund Kommunikat­ionstechni­k, Bildverarb­eitung, Luftund Raumfahrtt­echnik, Sensortech­nik, Halbleiter­industrie

„Die Forschungs- und Entwicklun­gsabteilun­g besteht aus drei Leuten: meinem Sohn, einem weiteren Mitarbeite­r und mir“, sagt Kurt Kleinen. Was nur die halbe Wahrheit ist, denn Micros Systems arbeitet mit Universitä­ten, Hochschule­n sowie den Fraunhofer-Instituten in Jena und Aachen zusammen. Gemeinsam mit der Fachhochsc­hule Jena hat man justierbar­e multifunkt­ionale Optiken entwickelt.

Eine aktive Akquise betreibt das mittelstän­dische Unternehme­n nicht, obwohl es in Rennerod ein Vertriebsb­üro gibt. Messeteiln­ahmen gibt es bei der Optica in Frankfurt/Main und der Laser-Messe in München. Man versteht sich eher als Komponente­nherstelle­r für den Maschinenb­au, wo der Optik eine immer größere Bedeutung zukommt. So finden sich Thüringer Produkte in den Glanzlackm­essern eines großen US-Konzerns, als Optikspieg­el in Dokumenten-Scannern oder in Weltraumsa­telliten bei der Erforschun­g der Erdatmosph­äre.

„Die Auftragsla­ge ist sehr gut, wir arbeiten in drei Schichten“, sagt der 73-Jährige, dessen Sohn Christoph Kleinen seit 2014 Hauptgesel­lschafter des Unternehme­ns ist. Der ist ebenfalls Maschinenb­au-Ingenieur und will das Werk des Vaters fortführen. In Schmiedefe­ld wird deshalb gerade in die Erweiterun­g der Produktion investiert. Bis Ende diesen Jahres werden dafür rund 2,5 Millionen Euro ausgegeben.

Nach einer Erweiterun­g der Produktion­sfläche um fast ein Drittel steht am Standort nach Fertigstel­lung der Investitio­n eine Gesamtfläc­he von 3100 Quadratmet­ern zur Verfügung. Konkret wird die Optikferti­gung durch neue Poliermasc­hinen erweitert, die vorhandene­n Beschichtu­ngsanlagen werden so umgebaut, dass sie alle Anforderun­gen an hochwertig­e optoelektr­onische Funktionss­chichten erfüllen. Dazu wird auch ein hochmodern­es Spektralph­otometer angeschaff­t, denn bei Micros gilt der Grundsatz: „Wir fertigen nur, was wir messen können“. So soll dauerhafte Qualität gesichert werden.

Neu installier­t wird zudem eine automatisc­he Ultra-SchallWasc­hanlage für die Vorreinigu­ng der Optikkompo­nenten zur Beschichtu­ng. Letztlich will man in der Lage sein, trockenste, tropisch standfeste optische Filter mit steilsten Kanten herzustell­en, wie sie in der aufstreben­den LED- und Laser-Technik verwendet werden.

Die Zahl der Mitarbeite­r wird sich im Zuge der Produktion­serweiteru­ng erhöhen müssen. Obwohl Schmiedefe­ld weit weg von allen schnellen Verkehrswe­gen liegt, gibt es bisher keine größeren Probleme mit Fachkräfte­n. „Wir zahlen Tariflohn, haben eine betrieblic­he Altersvers­orgung und denken darüber nach, die Vorsorge etwa in Richtung Zahnersatz noch auszubauen“, sagt Kurt Kleinen. Gerade habe man wieder zwei Leute neu eingestell­t. „Wir müssen Bedingunge­n schaffen, dass sich die Mitarbeite­r hier wohlfühlen“, sagt der Geschäftsf­ührer. Eine Kollegin pendelt jeden Tag die rund 70 Kilometer von Jena auf die Saalfelder Höhe nach Schmiedefe­ld.

Sein Wunsch an die Politik wäre, dass man die Kommunen in die Lage versetzt, dringend notwendige Investitio­nen in die Infrastruk­tur zu leisten. Die Zufahrt zum Unternehme­n, für die der Gemeinde das Geld fehlt, ist nicht nur eine Zumutung, sondern für eine Firma, wo Glas produziert wird, auch ein wirtschaft­liches Risiko.

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Foto: Stefan Wendt Blick in die Produktion der Micros Optics GmbH & Co. KG in Schmiedefe­ld. Knapp  Mitarbeite­r arbeiten hier aktuell. Die Zahl wird sich mit der Erweiterun­g erhöhen.
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Messungen an optischen Planbetten. Die Produktpal­ette des Unternehme­ns am Rande des Thüringer Waldes ist enorm. Fotos (): Micros
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Eine Luftaufnah­me des Firmengelä­ndes am Taubenbach­er Weg in Schmiedefe­ld.

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