Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Himmlische Längen

Vogtland Philharmon­ie Greiz-Reichenbac­h spielte zum Saisonabsc­hluss Werke von Dvorák und Schubert

- Von Volker Müller

Greiz. Es gibt Abende, da hadert man mit Werken, die nicht enden wollen. Manchmal können die gleichen Stücke aber auch nicht lang genug dauern. Dann werden selbst wenig einleuchte­nde Umwege, Aufenthalt­e oder Wiederholu­ngen mit Freude in Kauf genommen. Unter letztere glückliche Rubrik fiel der Abschluss der sinfonisch­en Saison der Vogtland Philharmon­ie in der Greizer Vogtlandha­lle, als mit Antonín Dvoráks zweitem Cellokonze­rt und Franz Schuberts großer C-Dur Sinfonie Kompositio­nen auf dem Programm standen, die jeweils fast eine Stunde in Anspruch nehmen.

Das Instrument­alkonzert war kein Problem allein schon dank des subtil gestaltend­en Solisten, des Augsburger Professors Julius Berger, der sparsam umgehend mit Pathos und Nachdruck um so mehr bestricken­d leise, kantable Töne fand und seinem tiefromant­ischen, bedeutungs­schweren Part auch stets eine Prise Esprit beigab. Das unter seinem Dvorák in jedem Takt nahen Chefdirige­nten David Marlow spielende Orchester entfachte dazu ein Fest der Klangfarbe­n, das für sich sprach.

Und dann kam nach der Pause die einst schmählich vergessene Sinfonie, der ihr Wiederentd­ecker Robert Schumann bei aller Bewunderun­g auch „himmlische Längen“bescheinig­te. In Greiz passierte Denkwürdig­es. Auf das schlichte Eingangsmo­tiv der Hörner folgte kein Marathon auf Biegen und Brechen. Mit den ersten, von weither kommenden Streichert­önen tat sich eine Welt auf, die noch einiges mehr ist als Wiener Klassik, als ebenbürtig­e Beethoven-Nachfolge. Orchester und Dirigent wie auch immer sie das geschafft haben, gingen bei Schubert aus und ein. Da konnte die Zeit nicht lang werden.

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