Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Alte Dame noch gut in Form
M L: Andrea Niepel, Leiterin des Regionalmuseums Bad Lobenstein, präsentiert ihren Besuchern eine historische Handtiegelpresse
„Die Besucher sind immer wieder begeistert, dass eine so alte Maschine noch funktioniert.“Andrea Niepel
Bad Lobenstein. Schwarz glänzt die Farbe auf der Platte der Handtiegelpresse in einem Raum des Bad Lobensteiner Regionalmuseums. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert, ist also nicht mehr die Jüngste. Dennoch ist sie immer noch in Betrieb. Museumsleiterin Andrea Niepel führt die Maschine gern ihren Besuchern vor. Die Presse stammt aus der Bad Lobensteiner Druckerei der Familie Fröb. „Seit Mitte der 1980er-Jahre steht sie nun schon bei uns“, erklärt Andrea Niepel.
Mit geübten Handgriffen bedient sie die Maschine. Walzen aus Hartgummi verteilen die Farbe von der Platte auf das Klischee, das dann eine Darstellung des Alten Turms auf ein kleines Blatt Papier presst. „Jetzt muss das erstmal trocknen“, sagt sie und legt das Papier auf einen alten Schaukasten, in dem sich viele weitere Klischees befinden. Die Wand dahinter ist über und über mit historischen Plakaten beklebt. Sie alle stammen aus dem Druckerei von Franz Fröb. Es sind Poster, die früher auf die verschiedenen Veranstaltungen hingewiesen haben, beispielsweise das Festprogramm zum 100-jährigen Bestehen der Bad Lobensteiner Feuerwehr oder ein Volksfest anlässlich des Richtfestes des Kulturhauses in der Kurstadt.
Die Handtiegelpresse ist die kleinste Maschine im Druckereizimmer des Regionalmuseum. Dennoch ist sie der Favorit von Andrea Niepel. „Sie ist unkompliziert in der Handhabung und kann eigentlich gar nicht kaputtgehen.“Die Druckerfarbe für die Presse stammt auch aus den alten Beständen der Druckerei Fröb.
Kerstin Stark, Urenkelin des Gründers Franz Fröb, schaut ab und zu mal in Regionalmuseum vorbei. Für sie ist das eine Reise in die Vergangenheit: „Ich bin quasi in der Druckerei großgeworden.“Sie kennt sich also aus, zumal sie selbst eine Lehre als Schriftsetzerin absolviert hat. „Da musste man sich zunächst richtig reinfuchsen“, erklärt sie. Die Zeichen mussten ja spiegelverkehrt und auf dem Kopf gesetzt werden. Diese Kunst beherrscht sie bis heute.
Zu jeder der Maschinen weiß Kerstin Stark eine Geschichte zu erzählen. Beispielsweise über die große Schwester der Handtiegelpresse, die an einem der Fenster im Raum steht. „Auf der hat mein Opa früher das Notgeld während der Inflation gedruckt.“Der Vorgang sei streng kontrolliert worden. „Aber manchmal ist meinem Großvater ‚aus Versehen‘ ein bedruckter Bogen in eine kleine Nische in der Maschine gerutscht“, erzählt sie mit einem Lächeln.
So beeindruckend die großen Pressen, Schneidmaschinen oder alten Hefter für Broschüren aus sind, Herzstück der Druckereiausstellung ist die Handtiegelpresse. „Die Besucher sind immer wieder begeistert, dass eine so alte Maschine noch funktioniert“, so Andrea Niepel.