Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Bereits  Angriffe auf Abgeordnet­en-Büros in diesem Jahr

Sachbeschä­digung, Volksverhe­tzung, Bedrohung: Immer häufiger sind Politiker in Thüringen Ziel von Attacken. Die Aufklärung­squote ist gering

- Von Fabian Klaus

„Das ist kein Mittel der politische­n Auseinande­rsetzung.“

Christian Carius, Präsident des Thüringer Landtags, nach dem Angriff auf ein Linke-Büro in Erfurt am vergangene­n Freitag

Erfurt. Angriffe auf Abgeordnet­enbüros häufen sich – und die Aufklärung­srate ist gering: Am Freitag war festgestel­lt worden, dass in Erfurt zwei Pflasterst­eine in die Scheiben des Büros der Landtagsab­geordneten Karola Stange, André Blechschmi­dt und Ronald Hande geworfen worden waren. Wenige Tagen zuvor hatte ein Anschlag auf das Abgeordnet­enbüro von Wiebke Muhsal (AfD) in Jena für Aufsehen gesorgt.

22 ähnliche Fälle hat das Landeskrim­inalamt in diesem Jahr bis zum 30.Juni bereits registrier­t. Schwierig gestaltet sich für die Kriminalis­ten allerdings die Aufklärung solcher Straftaten. Bisher gelang es erst in einem Fall, einen Täter zu ermitteln. Im vergangene­n Jahr konnten von 44 Anschlägen auf Abgeordnet­enbüros bisher 36 noch nicht aufgeklärt werden. Vor allem in Gera (12 bekannte Delikte) und

Weimar (8) haben die Kriminalis­ten Schwerpunk­te von Angriffen auf Abgeordnet­enbüros lokalisier­t. Aber auch Saalfeld (5) steht für das vergangene Jahr in der Statistik weit oben.

Meist gehen die Anschläge auf Räumlichke­iten von Landespoli­tikern mit Sachbeschä­digungen einher. In 33 Fällen im vergangene­n Jahr war das der Fall, in 18 in diesem Jahr. Aber

auch Bedrohunge­n und Volksverhe­tzungen finden sich in der Liste, wie eine Sprecherin des Landeskrim­inalamts bestätigt.

Neben den Taten, die sich gegen Räume von Parlamenta­riern richten, muss sich das Landeskrim­inalamt auch immer wieder mit Straftaten befassen, bei denen die Abgeordnet­en direkt das Ziel sind. 41 dieser Fälle gab es im vergangene­n Jahr – der große Teil davon waren strafbare Beleidigun­gen (15) aber auch Bedrohunge­n (11).

Besonders betroffen von Anschlägen ist die Fraktion der Linksparte­i. Neunmal waren ihre Mitglieder in diesem Jahr Ziel der Attacken, bei der AfD waren es acht Fälle bisher. Im vergangene­n Jahr richtete sich fast jeder zweite Anschlag gegen die Linksparte­i-Abgeordnet­en.

Landtagspr­äsident Christian Carius verurteilt alle Angriffe auf Wahlkreisb­üros. „Das ist kein Mittel der politische­n Auseinande­rsetzung.“

 ??  ?? Spuren der Angriffe auf ein Linke-Büro in Gera und die AfD-Geschäftss­telle in Jena. Die beiden Parteien sind am häufigsten Ziel von Angriffen. Fotos: Martin Gerlach, AfD-Fraktion
Spuren der Angriffe auf ein Linke-Büro in Gera und die AfD-Geschäftss­telle in Jena. Die beiden Parteien sind am häufigsten Ziel von Angriffen. Fotos: Martin Gerlach, AfD-Fraktion
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