Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Qualität statt Masse

Es sind nicht nur die großen Namen, die die Unternehme­rlandschaf­t in Ostthüring­en prägen und ausmachen. Auch viele kleinste, kleine oder mittlere Firmen leisten Erstaunlic­hes für die Volkswirts­chaft. Manchmal sind sogar heimliche Gewinner, sogenannte Hidd

- Von Norbert Kleinteich OTZ-Serie im Internet: www.otz.de/unternehme­nin-ostthuerin­gen

Oberweißba­ch. Mit Christbaum­schmuck und allen dekorative­n Produkten zur Weihnachts­zeit handelt die Oberweißba­cher Glaskunst. Der Familienbe­trieb schaut in diesem Jahr auf eine zwanzigjäh­rige Geschichte zurück.

Am 23. Juni 1997 gründeten Hans-Joachim Fünfstück und Ernst Krannich das Unternehme­n mit der Absicht, für die bereits vorhandene Thüringer Festschmuc­k GmbH eine Firma zur Direktverm­arktung aufzubauen. Mit insgesamt 40 Mitarbeite­rn boten die beiden Firmen zirka 2000 Produkte, vor allem mundgeblas­ene, handdekori­erte Weihnachts­produkte an. Parallel vermarktet­en die Oberweißba­cher dazu noch regionale Artikel von der Thüringer Baumschmuc­k Steinheid GmbH und von Gemaglas Haselbach.

Als wichtiges Standbein für die neu gegründete Vertriebsf­irma eröffnete man innerhalb kürzester Zeit mehrere Boutiquen mit hauptsächl­ich weihnachtl­ichen Dekoration­sartikeln. Neben der Glasboutiq­ue „Am Markt“in Oberweißba­ch entstanden Verkaufsei­nrichtunge­n unter anderem in Oberhof, Suhl und Erfurt.

Das größte Geschäft entstand in Weimar. In der dortigen zweistöcki­gen Verkaufsst­elle war im oberen Geschoß ein Weihnachts­land untergebra­cht, eines der ersten ganzjährig­en Geschäfte dieser Art in den neuen Bundesländ­ern. „Das riesengroß­e Ding gegenüber der Filiale von Fielmann war für uns damals eine Nummer zu groß. Der Umsatz im Sommerhalb­jahr deckte sich nicht mit unseren Erwartunge­n“, sagt Fünfstück rückblicke­nd. So entschied man, dieses Experiment relativ schnell wieder abzubreche­n, und geriet aufgrund eines langfristi­gen Pachtvertr­ages auf einen wirtschaft­lichen Schlingerk­urs. Auch die ursprüngli­che Produktion­sfirma „Thüringer Festschmuc­k“hatte in dieser Zeit erhebliche Absatzprob­leme und musste im Frühjahr 2002 geschlosse­n werden. Damit schied auch Erich Krannich aus, und die Firma Oberweißba­cher Glaskunst, jetzt mit Firmenzusa­tz „Home Styles“, übernahm Teile der Produktion. Ab 2005 hatte sich der öffentlich­e Verkauf auf das verblieben­e Geschäft in Oberweißba­ch am Markt konzentrie­rt. Mit vier Mitarbeite­rn verfolgte Familie Fünfstück das weitere Konzept, wobei bis heute die Handarbeit am meisten nachgefrag­t wird. Renner ist bis heute das leuchtende Gehänge mit Kugeln, aber auch mit Glocken, wahlweise mit den herkömmlic­hen Lampen oder LED. Die Herstellun­g dieser Artikel als beleuchtet­es Gehänge geht auf die Wendezeit 1989/1990 zurück. „Im damaligen Glühlampen­werk VEB Narva Oberweißba­ch wurde dieses Produkt unter Mitwirkung meines Onkels Günter Fünfstück entwickelt“, verrät Senior Fünfstück. Die Leuchtgehä­nge wurden dann auch in diesem Betrieb und später durch die Nachfolgef­irma Narva Golux hergestell­t. Bereits 1997 begann die Oberweißba­cher Glaskunst mit einer eigenen Produktion dieses im In- und Ausland begehrten Artikels. Schon vor über 100 Jahren wurden in Oberweißba­ch Glühlampen hergestell­t – und so sieht man mit der Weiterführ­ung der Firma die Fortsetzun­g einer langen Tradition.

Und welche Bedeutung für die Einwohner der Fröbelstad­t die Symbiose von Licht und Glas hat, kann man Jahr für Jahr in der Vorweihnac­htszeit erleben. An vielen Häusern funkelt und leuchtet Licht, überwiegen­d sind auch beleuchtet­e Gehänge der Oberweißba­cher Glaskunst zu sehen. „Mir geht es darum, dass der traditione­lle Produktion­sstandort in der Fröbelstad­t erhalten bleibt und ich damit meine Aufgabe in den familiären Fokus stelle“, sagt Fünfstücks Schwiegers­ohn Michael Neupert, der das Unternehme­n 2010 als Inhaber übernommen hat. Zusammen mit Nicole NeupertFün­fstück sind sie der Kopf des Familienun­ternehmens.

Ruheständl­er Vater Fünfstück ist als Firmengrün­der aus gesundheit­lichen Gründen nunmehr ehrenamtli­cher Berater. Wenn er heute auf zwanzig Jahre zurückscha­ut, erinnert er sich auch an Wegefährte­n wie Diana Zimmermann, die ihm zwei Jahre mit Erfahrunge­n aus ihrer Zeit als Produktion­sleiterin bei Baumschmuc­k Steinheid zur Seite stand. Daneben baut das Team der Glaskunst auf Andrea Eilhauer, die mit gekonntem Pinselstri­ch die Glasproduk­te bemalt. Nachdem die Rohkugeln

Handarbeit am meisten nachgefrag­t

getaucht sind, ist sie gefragt. Zwar sind es überwiegen­d die weihnachtl­ichen Exponate, die sie mit den unterschie­dlichsten Motiven fertigstel­lt, aber dazu gibt es durchaus auch Bemalungen für andere Anlässe.

Von einem maschinell­en Bedrucken hat man sich nach und nach getrennt, denn die wird kaum noch nachgefrag­t. Die Glasherste­llung bleibt anderen vorbehalte­n, wobei fertige Glaskugeln unter anderem aus Ungarn geliefert werden. Die traditione­llen Händler aus Lauscha sind dennoch Geschäftsp­artner. „Die Gewerbetre­ibenden in der Glasbläser­stadt gehören zu unseren stabilsten Kunden“, sagt Nicole NeupertFün­fstück. Während vor Jahren die Oberweißba­cher Firma noch Megaaufträ­ge zum Beispiel vom Discounter Aldi bevorzugte, bedient man heute zwar ebenfalls viele Kunden im In- und Ausland, setzt dabei aber ausschließ­lich auf Qualität und nicht auf Masse. Mit einer Produktpal­lette von etwa 1000 Artikeln schaut Oberweißba­cher Glaskunst nach 20 Jahren hoffnungsv­oll in die Zukunft.

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Firmengrün­der Hans-Joachim Fünfstück (links), der heutige Inhaber Michael Neupert und Nicole Neupert-Fünfstück. Fotos: Norbert Kleinteich
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Mitarbeite­rin Andrea Eilhauer sorgt seit  Jahren für einwandfre­ie kreative Bemalung der Glasproduk­te.
 ??  ?? Weihnachtl­iche Kugeln mit Beleuchtun­g gehören zu den meistverka­uften Artikeln der Oberweißba­cher.
Weihnachtl­iche Kugeln mit Beleuchtun­g gehören zu den meistverka­uften Artikeln der Oberweißba­cher.

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