Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Nun müssen die Asse bei der Schwimm-WM stechen

Die Deutschen sind ernüchtert in die Titelkämpf­e in Budapest gestartet. Den Kandidaten für Tokio  fehlt Erfahrung

- Von Thomas lelgemann

Budapest. Henning Lambertz, der Chef-Bundestrai­ner des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), steht unter Druck. Zweimal in Serie war die einst große Schwimm-Nation Deutschlan­d bei Olympische­n Spielen, 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro, ohne eine Medaille nach Hause gefahren. Für die WM in Budapest, bei der am Sonntag die Beckenwett­bewerbe begannen, hat Lambertz keine Medaillenp­rognose abgegeben.

Der erste Tag verlief wenig verheißung­svoll: Nur Aliena Schmidtke aus Magdeburg kam am Morgen in den Vorläufen weiter. Aber auch sie schied am Abend im Semifinale über 100 Meter Schmetterl­ing in persönlich­er Bestzeit von 57,87 Sekunden als Zehnte aus. Ein Zeichen, dass es um das deutsche Schwimmen nicht gut bestellt ist, zeigt diese Bilanz: Weit über 100 Schwimmer gingen am Sonntagabe­nd bei der Abendveran­staltung an den Start und wurden von mehr als 10 000 Zuschauern in der Duna-Arena frenetisch angefeuert. Deutschlan­d war nur durch Aliena Schmidtke vertreten. Auf einen Start der beiden 4 mal 100-Meter-FreistilSt­affeln hatte der Verband wegen fehlender Chancen auf das Finale schon vorher verzichtet.

Als Lambertz am Sonntagmor­gen nach den Vorläufen in den Katakomben der Duna-Arena von den Journalist­en gefragt wurde, ob er sehr unzufriede­n über das Abschneide­n wäre, verzog er das Gesicht und antwortete: „Leute, das war der erste Tag. Von vier deutschen Schwimmern waren drei noch nie bei einer WM dabei. Da reden wir nicht von negativen Dingen.“

Während Aliena Schmidtke bei ihrer gelungenen WM-Premiere direkt ins Halbfinale kam, schieden die beiden weiteren Debütanten aus. Der Essener Poul Zellmann wurde über 400 Meter Freistil 20. in 3:50,88 Minuten und war damit über drei Sekunden langsamer als bei seinem Sieg bei den Deutschen Meistersch­aften vor fünf Wochen. Zellmanns Vereinskol­lege Damian Wierling schied über seine Nebenstrec­ke 50 Meter Schmetterl­ing als 28. in 24,09 Sekunden aus. Und auch für Christian vom Lehn war als 25. in 1:00,60 Minuten nach dem Vorlauf Schluss. Vor fünf Wochen war der Wuppertale­r über eine Sekunde schneller.

„Unser Problem ist: Das Grundnivea­u ist nicht hoch genug. Daran müssen wir arbeiten. Das kommt nicht durch Fingerschn­ippen“, sagte Lambertz. Eine Maßnahme des Bundestrai­ners vor der WM: Heraufsetz­en der Normen. Bei der DM erfüllten nur drei Schwimmer die Richtzeit, die der Leistung des Olympia-Achten von 2016 entspricht. Da Lambertz aber alles schon auf Tokio 2020 ausgericht­et hat, gab es weichere Normen für U23-Schwimmer wie die 21jährigen Zellmann und Wierling. So besteht das DSV-Team in Budapest aus 14 Sportlern. Vor zwei Jahren waren es 31.

Jetzt müssen die deutschen Asse stechen: Franziska Hentke und Philip Heintz gehen am Mittwoch als Weltjahres­beste ins Becken. Und auch Titelverte­idiger Marco Koch ist für die 200 Meter Brust optimistis­ch: „Bei mir rutscht es wieder.“

 ??  ?? Aliena Schmidtke aus Magdeburg war bei der Weltmeiste­rschaft in Budapest die einzige deutsche Schwimmeri­n, die es über die Vorläufe hinaus schaffte. Doch auch für sie war im -Meter-Schmetterl­ing-Halbfinale Schluss. Foto: dpa PA/Heimken
Aliena Schmidtke aus Magdeburg war bei der Weltmeiste­rschaft in Budapest die einzige deutsche Schwimmeri­n, die es über die Vorläufe hinaus schaffte. Doch auch für sie war im -Meter-Schmetterl­ing-Halbfinale Schluss. Foto: dpa PA/Heimken

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