Resozialisierung durch Rapmusik

Mit der Greizer Bibliothek haben Insassen der JVA Hohenleuben eine CD produziert

Greiz/Hohenleuben. Zugegeben, nicht jeder der Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Hohenleuben, die sich im Rahmen des Rap-Workshops mit der Greizer Bibliothek und den Produzenten Christian Kießling und David Hummel auf der CD „Straftataufarbeitung“verewigt haben, ist zum Rappen geboren. Dennoch lohnen sich einige durchdachte Texte auch für keine Fans des deutschen Sprechgesangs. Wer mit Aggressivität, ob in der Stimme oder in den Worten, rechnet, wird eines Besseren belehrt. Vielmehr wird der Hörer zunächst von sanften Klängen empfangen – und einem Zugeständnis der Schwäche im Angesicht der Gefängniszelle, wenn Pagoratic (jeder Rapper hat, um seine Identität zu wahren, einen Künstlernamen gewählt) von „Tränen, die fließen hinter eisernen Gitterstäben“spricht. Für (vorgetäuschte) Härte vor den Mitinsassen plädiert im Kontrast Cubastar in „Gitterbeißer“. Entscheidungen im Leben, zwischen Arbeitslosigkeit und Alkohol, Straftat und einem unspektakulären Leben, greifen CJ Fux und Rodweiler im gemeinsamen Rap auf, einigen bekannt aus der letzten Theaterproduktion mit Anke Hartmann, mit dem passenden Titel „Jekyll oder Hyde“. OldschoolHip-Hop-Beats treffen auf der CD auf soulig, jazzige Rhythmen wie in „Echte Brüder“. „Wir mussten durch die Hölle gehen, um ein helles Licht zu sehen. Doch auch dieses war nur Lug und Trug, könnt ihr verstehen?“, fragt Rodweiler. Erfahrungen, die man auch in der Stimme hört, nicht gekünstelt, sondern direkt – auch mal mit arg überspitzter Politik- und Gesellschaftskritik oder im Freestyle mit fragwürdigem Selbstbefriedigungsthema ohne tiefere Intention. Damit literarische Anspielungen wie Pagoratics Verweis auf Alexandre Dumas‘ Graf von Monte Christo in „Straßensymphonie“keine Seltenheit bleiben, soll der Erlös der CD in Lese- und Schreibprojekte mit der Bibliothek fließen.

„Straftataufarbeitung“kann gegen Spende in der Greizer Bibliothek erworben werden.