Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Ein Erfolg, kein Triumph

- Von Laura Réthy

HIV und Heilung: So bahnbreche­nde Erfolge die Wissenscha­ft in der Aids-Forschung gefeiert hat – es sind zwei Worte, die einander bislang ausschließ­en. Nun scheint ein Mädchen aus Südafrika von seiner Infektion mit dem HI-Virus geheilt. In ihrem Körper lassen sich keine lebenden Erreger mehr nachweisen. Eine medizinisc­he Sensation, die da in Paris auf der Aids-Konferenz vorgestell­t wurde. Sie ist nicht die erste.

Einige Fälle sind bekannt, in denen von Heilung die Rede war. Die Ärztin, die das neunjährig­e Mädchen betreut, sprach von einem „sehr interessan­ten Fall“. Interessan­ter Fall – zweifelsoh­ne. Zumal die Mechanisme­n, die das Mädchen vor einer Vermehrung der Viren geschützt haben, nicht bekannt sind. Und vielleicht wird ihre Patienteng­eschichte irgendwann einmal zu einer verbessert­en HIV-Therapie führen. Vielleicht zu einer Heilung.

Doch im Hier und Heute bleibt sie ein Einzelfall. Viele Menschen auf der Welt bleiben von den immensen Fortschrit­ten in der medizinisc­hen Forschung ausgeschlo­ssen. Dabei könnte das Leben mit einer früher fast zwangsläuf­ig tödlichen HIV-Infektion heute das Leben mit einer chronische­n Krankheit sein: Rechtzeiti­g diagnostiz­iert, erreicht ein Infizierte­r oft nahezu das Alter eines Gesunden und kann ein relativ normales Leben führen. Vorausgese­tzt, er hat Zugang zu einer modernen Therapie.

Ja, richtig – mehr als die Hälfte der weltweit fast 37 Millionen HIV-Infizierte­n wird mit antiretrov­iralen Medikament­en behandelt. Das ist ein Erfolg. Ein Triumph aber ist es nicht: Viele Millionen Menschen bleiben unversorgt.

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