Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Kommunismus nie ausgeprägt
Zum Leserbrief „Ideologischer Atheismus in der DDR hat gereicht“(OTZ, 14.7.2017).
Zum einen muss ich dem Leser zustimmen: Es ist falsch zu sagen, dass Kirche keinen Nutzen bringt; Kirchen als Gebäude zählen zu den beeindruckendsten Bauten auf der ganzen Welt, sie gehören zu unserem kulturellen Erbe. Auch die Kirche als Institution hilft, das Gemeinschaftsleben zu stärken, denn der gleiche Glaube verbindet die Menschen. Deshalb kann man auch nicht „allen Mitarbeitern in den Kirchen [...] absprechen, dass sie arbeiten“, gerade viele Ehrenamtliche helfen mit vollem Einsatz, das Gemeindeleben in den Kirchen als auch die Kirchen zu erhalten.
Doch eine Aussage setzt meiner Meinung nach einen bedeutenden Philosophen des 19. Jahrhunderts herab. Er schreibt: „[...] in dem mörderischen und ganze Völker vernichtenden Kommunismus der Sowjetunion und Chinas [...]“, was ich ja gar nicht leugnen möchte. Doch scheinbar weiß er gar nicht, dass der eigentliche Kommunismus, wie ihn sich der bereits angesprochene Philosoph Karl Marx beziehungsweise auch sein Mitstreiter Friedrich Engels vorgestellt haben, nie ausgeprägt wurde. Vielmehr kann in der Sowjetunion und China nur die Rede von einem Sozialismus sein, also der „Diktatur des Proletariats über die Bourgeoisie“. Dass diese Form der Gesellschaftsordnung mehr oder weniger übertrieben gebraucht und missbraucht wurde, ist eine andere Sache. (gekürzt) Karl Webeus, Auma-Weidatal