Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Mit Feuer und Flamme zum Erfolg
Die Werkstatt für Schmiedekunst Gerhardt in Knau besteht seit Jahren und ist deutschlandweit gefragt
Knau. Die Wertschätzung für historisches Kulturgut steigt, doch es gibt nicht mehr viele Firmen, die fachlich kompetent sind, es zu erhalten. Die Werkstatt für Schmiedekunst Gerhardt in Knau ist deshalb ein gefragter Partner – und zwar deutschlandweit. Mit Leidenschaft, klassischem handwerklichen Können und hochwertigen Ergebnissen in der Metallrestaurierung behauptet sie sich am Markt und konnte so vor wenigen Tagen ihr 40-jähriges Bestehen feiern. „Jedes Projekt birgt in sich eine Raffinesse“, lässt sich Ralf Gerhardt, Inhaber der Werkstatt für Schmiedekunst, von jedem Auftrag begeistern. Mal ist es die Handwerkskunst, derer die Menschen bereits vor Jahrhunderten fähig waren, mal sind es die interessanten Rechercheergebnisse zum Restaurierungsobjekt, mal ist es das herrliche Umfeld mit tollem Ausblick, welche die neun Mitarbeiter der Werkstatt stets aufs Neue faszinieren.
Begonnen hat die Werkstatt als Ein-Mann-Betrieb. Michael Gerhardt, der den Beruf des Feinblechners erlernt hatte und 1975 den Meisterbrief des Schlosser- und Schmiedehandwerks erlangte, eröffnete sie 1977 in der alten Schmiede des Rittergutes in Knau. Seine Frau Ursula baute die Firma maßgeblich mit auf und übernahm nicht nur die Büroorganisation, sondern arbeitete auch als Zuschlägerin tatkräftig mit. Die Restaurierung des Freitreppengeländers des Barockschlosses Oppurg brachte ihnen 1985/86 den ersten großen öffentlichen Auftrag.
Die Kinder Yvonne und Ralf Gerhardt sind von klein auf mit der Schmiede groß geworden. Während es für Ralf Gerhardt immer klar war, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, ging Yvonne Gerhardt beruflich zunächst andere Wege, ehe sie 1997 ebenfalls im Unternehmen einstieg. „Nebenbei hatte ich schon immer ein bisschen im Büro und beim Vergolden geholfen“, berichtet sie.
Für die allmählich wachsende Mitarbeiterzahl wurde die alte Schmiede schließlich zu klein. Ein Neubau wurde 1993 geplant, in der Straße An der Bahn errichtet und 1995 bezogen. Hier erlernte Ralf Gerhardt bei seinem Vater das Schmiedehandwerk und mit seinem Meisterabschluss 2004 übernahm er die Werkstatt. Mit seiner Schwester führt er heute weiter, was die Eltern begründet haben.
Mit der deutschen Wiedervereinigung veränderte und erweiterte sich für die Werkstatt der Kreis der Auftraggeber. „Früher hatten wir viele private Aufträge wie die Anfertigung von Gittern, Toren oder Lampen. Mit der Wende wurden es schlagartig mehr öffentliche Auftraggeber“, sagt Ralf Gerhardt. Heute sind drei Viertel der Aufträge von der öffentlichen Hand beauftragt, das verbleibende Viertel von privater Kundschaft aus nah und fern, die eine wichtige Stütze sei. „Auch größere Aufträge, richtige Projekte erreichen uns. Das hat sich bis heute manifestiert“, freut sich Ralf Gerhardt. Dank ihrer neun Mitarbeiter ist es der Werkstatt für Schmiedekunst möglich, diese auszuführen. So restauriert sie seit knapp vier Jahren die historischen Messinggeländer in der Staatsbibliothek Unter den Linden in Berlin und ist derzeit in die Sanierung des imposanten ehemaligen Kaufhauses Hertzog in Berlin-Mitte eingebunden. „Dort gibt es zwei Aufzüge von höchster handwerklicher Kunst. Sie beschäftigen uns im Moment am meisten“, berichtet Ralf Gerhardt.
Des Weiteren hat die Werkstatt von den „Freunden Frankfurts“, einem Verein zur Pflege der Frankfurter Tradition, den Auftrag erhalten, die Plastik der Göttin Justitia des Gerechtigkeitsbrunnens und dessen Einfriedung zu restaurieren. Die Werkstatt aus Knau war der ausdrückliche Wunschpartner des Vereins, der die Arbeiten vollständig aus privaten Spenden finanziert. Man hatte sich vor zwei Jahren bei der Restaurierung des Frankfurter Uhrtürmchens kennen gelernt. In guter Erinnerung ist die Werkstatt aus Knau ebenso bei der Stadt Lützen. Hier hatte sie vor 22 Jahren den gusseisernen und 13 Meter hohen SchinkelBaldachin für das Gustav-AdolfDenkmal restauriert, jetzt folgt der zirka 170 Meter lange handgeschmiedete Zaun um das Denkmal. Bis zum 6. November, dem 385. Jahrestag des Beginns der Schlacht bei Lützen, soll er fertig sein.
„Wir bekommen viel positive Resonanz für das Geschaffene und Gestaltete und diese Zufriedenheit der Kunden ist unbezahlbar, weil sie uns motiviert“, sagt Ralf Gerhardt dankbar. Über ihren guten Ruf akquiriert die Werkstatt für Schmiedekunst ihre Aufträge inzwischen ganz von selbst. Derzeit reicht ihr Auftragsbestand bis weit ins Frühjahr 2018. „Es sind alles anspruchsvolle Arbeiten, die uns fordern und mit denen wir zeigen können, was möglich ist“, sagt der Schmied und Restaurator. Hinzu kommt, dass sich die Firma als kleine Familie versteht. „Unsere Jungs und die beiden Frauen sind alle total engagiert und mit Feuer und Flamme bei der Sache“, nennt Ralf Gerhardt ein weiteres Erfolgsrezept.
Ihre Anerkennung für die Leistungen zeigten auch die über 150 Gäste, mit denen die Werkstatt für Schmiedekunst vor zweieinhalb Wochen ihr 40-jähriges Bestehen in der Werkstatt feierte. Freunde, Geschäftspartner, Auftraggeber und weitere machten dem Unternehmen ihre Aufwartung.
Eine kleine Ausstellung zeugte dabei vom Können der Mitarbeiter der Werkstatt.
Werkstatt beginnt 1977 als Ein-Mann-Betrieb Schinkel-Baldachin für Gustav-Adolf-Denkmal