Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Thüringer Johannes Ludwig holt mit Rodel-Team Gold
Auf die deutschen Rennrodler ist auch in der Teamstaffel Verlass. Die Mannschaft um den Oberhofer Johannes Ludwig gewinnt souverän Gold
Auf die deutschen Rodler ist bei Olympia mal wieder Verlass: Natalie Geisenberger, der Thüringer Johannes Ludwig sowie die Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt sind ihrer Favoritenrolle im Teamwettbewerb gerecht geworden. Mit großem Vorsprung holten sie die Goldmedaille. Mit Ludwig hat damit in Pyeongchang der erste Thüringer Olympionike Gold.
Pyeongchang. Im Zielbereich bildete sich ein Berg aus deutschen Rodlern, johlend feierte die Teamstaffel gemeinsam diese historische Goldmedaille. Natalie Geisenberger, Johannes Ludwig, Tobias Wendl und Tobias Arlt sind seit gestern die 1000. Olympiasieger in der Geschichte der Winterspiele – und sorgten zum Abschluss der Rodel-Wettbewerbe für den dritten deutschen Triumph im vierten Rennen. Felix Lochs Niederlage zum Auftakt blieb der einzige Ausrutscher auf der tückischen Bahn in Südkorea.
„Das macht mich einfach stolz“, sagte Bundestrainer Norbert Loch, als er mit feuchten Augen über seine Mannschaft sprach: „Als Team so souverän aufzutreten, das so überragend runterzufahren, ohne einen Wackler, das war sensationell.“Der Überraschungszweite Kanada (+0,355 Sekunden) und Österreich (+0,471) hatten letztlich keine Chance.
Geisenberger wirkte gelöst nach dem Rennen, mit viermal Gold ist sie nun die erfolgreichste Rodlerin der Olympia-Geschichte. Das interessierte sie allerdings nicht wirklich. „Ich mache mir nichts aus Statistiken“, sagte sie. Vielmehr war soeben die Last von vier Jahren Vorbereitung von ihr abgefallen.
Am lautesten hatte nach dem Sieg allerdings keiner der Sportler gebrüllt, sondern der sonst oft knorrige Bundestrainer. Norbert Loch schrie seine Freude über den goldenen Abschluss dieser Südkorea-Reise gleich mehrfach heraus. Es war wohl viel Erleichterung dabei. Denn spätestens nach dem fünften Platz seines Sohnes Felix im Männer-Rennen war klar gewesen, dass diese Spiele mit ein wenig Pech auch zum Reinfall hätten werden können.
Zufall war der Erfolg mit insgesamt sechs Medaillen in vier Wettbewerben aber nicht. „Wir haben uns vier Jahre lang akribisch auf diese Bahn vorbereitet“, sagte Loch: „Wir wussten, wie kalt es hier im Februar ist, haben genau darauf ausgerichtetes Material getestet. Es hätte in jedem Rennen etwas schiefgehen können. Deshalb sind sechs Medaillen sensationell.“
Und auch die persönlichen Geschichten sind besondere. Lochs Unglück war so etwas wie der ultimative Sturz des seit zwei Jahren ein wenig schwächelnden Ausnahmerodlers. Er wird nun wieder aufstehen müssen. Der Abschied Tatjana Hüfners als Vierte von der Olympia-Bühne war tränenreich. Geisenberger baute mit dem zweiten Doppel-Gold nach 2014 weiter an ihrem Denkmal. Genau das Gleiche gelang Wendl/Arlt.
Die ungewöhnlichste Reise war Olympia allerdings für Johannes Ludwig. Der 32-Jährige hatte sich in dieser Saison erstmals für Olympia qualifiziert, im dritten Anlauf. Medaillenchancen waren ihm im Vorfeld kaum eingeräumt worden. Doch dann rodelte der Oberhofer, begünstigt durch Lochs Fehler, unverhofft zu Bronze, bekam als bester Deutscher die Chance in der Staffel. Und darf sich nun für den Rest seines Lebens Olympiasieger nennen.
„Für verrückt“hätte er jeden erklärt, der ihm das im vorigen Jahr gesagt hätte, „das waren schon ganz nette Tage hier in Südkorea“, sagte er grinsend. Er hatte ja schon über sein Karriereende nachgedacht. Nun besitzt Ludwig eine Medaille für die Ewigkeit.
Bundestrainer Loch schreit die Freude heraus