Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Abgas-Anstieg erhöht Infarktrisiko
Hohe Stickoxidkonzentrationen in der Umgebungsluft schaden der Gesundheit. Steigen die Werte innerhalb von Stunden deutlich an, erhöht sich das kurzfristige Risiko für einen Herzinfarkt, fanden Forscher der Uni Jena heraus.
Jena. Die Ergebnisse sind alarmierend: Ein schneller Anstieg von Stickoxiden vergrößert das Herzinfarktrisiko. Das haben Wissenschaftler der Universität Jena nachgewiesen.
Die Ärzte und Medizinstatistiker werteten dazu Daten von Patienten aus, die mit einem akuten Herzinfarkt in den Jahren 2003 bis 2010 im Universitätsklinikum Jena behandelt wurden und aus einem Umkreis von zehn Kilometer um das Klinikum stammten. Die Werte dieser knapp 700 Patienten wurden dann mit den Aufzeichnungen der Immissionsdaten für Stickoxide, Ozon und Feinstaub der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie abgeglichen. Im Detail untersuchten die Wissenschaftler, ob sich die Konzentrationen der wichtigsten Luftschadstoffe kurz vor den ersten Herzinfarktsymptomen über einen Zeitraum von 24 Stunden ungewöhnlich stark verändert haben. Ergebnis: „Das akute Herzinfarktrisiko in unserer Studie verdoppelte sich in etwa, wenn die Stickoxidkonzentration innerhalb eines Tages um 20 Mikrogramm pro Kubikmeter anstieg“, erklärt Matthias Schwab, Koautor der Studie.
„Die Deutlichkeit des Zusammenhangs hat uns dann doch überrascht, sie ist nahezu linear“, betont Florian Rakers. Der Jenaer Wissenschaftler und Arzt forscht schwerpunktmäßig zum Einfluss von Umwelteinflüssen auf die Entstehung von Krankheiten. „Rasche Anstiege der Stickoxidkonzentrationen treten auch in einer vermeintlich sauberen Stadt wie Jena etwa 30-mal pro Jahr auf. Verantwortlich hierfür ist wahrscheinlich ein ungewöhnlich hohes Verkehrsaufkommen oder meteorologische Faktoren, die eine Smogentwicklung begünstigen“, erläutert Rakers.
Für Feinstaub und Ozon waren die Ergebnisse weniger eindeutig. „Nichtsdestotrotz sind hohe Konzentrationen von Feinstaub und Ozon insbesondere für Patienten mit Lungenerkrankungen schädlich“, betont Christian Schulze, der als Koautor ebenfalls an der Studie beteiligt war.
Die Jenaer Wissenschaftler empfehlen dringend weitere Untersuchungen in größerem Maßstab und anderen geografischen Regionen. Sollten sich dabei die Ergebnisse bestätigen, so sei die Europäische Union gefordert, die bereits bestehenden Grenzwerte um eine dynamische Komponenten zu erweitern.
Stickstoffdioxid entsteht vor allem in Verbrennungsmotoren von Kraftfahrzeugen und insbesondere von Diesel-Autos sowie in Heizanlagen. Es reizt und schädigt nachweislich die Atmungsorgane und erhöht das Herzinfarktrisiko. Die europaweit geltenden Grenzwerte, 200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft als maximaler Stundenwert und 40 Mikrogramm im Jahresmittel, werden deshalb mit einem dichten Netz vom Messpunkten überwacht.