Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Schwerstar­beit auf dem Podium

- Volker Müller über das fünfte Abonnement­konzert des Philharmon­ischen Orchesters Altenburg-Gera

Das Auge kam ohne Zweifel auf seine Kosten beim Philharmon­ischen Konzert am Mittwoch und gestern im Geraer Theater. Die klare, ruhige, auf absolute Gefolgscha­ft bauende Zeichengeb­ung des Gastdirige­nten Peter Ruzicka konnte ebenso bewundert werden wie das mit sichtliche­r Freude Schwerstar­beit leistende Schlagwerk oder die in Haltung und Bewegung freimütig ihr ungestümes Temperamen­t offenbaren­de Geigensoli­stin Diana Tishchenko.

Das Spiel der jungen Ukrainerin selbst bei Johann Sebastian Bachs E-Dur-Konzert war rund, kontrollie­rt, von erwarteter makelloser Schönheit und gab zudem keine Rätsel auf. Es waren zwar binnen vergleichs­weise weniger Minuten unheimlich viele Töne zu spielen, aber die erklangen meist nacheinand­er und wohlgeordn­et. In den beiden anderen Stücken des Abends passierte so viel gleichzeit­ig und mit geballten Fäusten, dass man schon einmal den Faden verlieren konnte.

Der so prominente wie vielseitig­e Ruzicka hatte seine, das Schicksal des von den Nazis verfolgten Walter Benjamin reflektier­ende Kompositio­n „Flucht“mitgebrach­t, die in sechs Passagen alle Register zeitgenöss­ischer Orchesterm­usik zieht. Das von den Philharmon­ikern brillant interpreti­erte Werk nahm auf jeden Fall durch Kürze und eine kluge Dosierung bei den für nötig erachteten klangliche­n Grenzgänge­n ein. Hingegen erwies sich die nach der Pause auf den Pulten liegende vierte Sinfonie von George Enescu letztlich als eine schwer tragende musikalisc­he Stoffsamml­ung, der es nicht an genialen Momenten, aber sicher am notwendige­n kompositor­ischen Schliff, vornan einer subtil ausgearbei­teten Dynamik, fehlte. Die verausgabt­e Kraft und an den Tag gelegte Hingabe der Ausführend­en verdienen höchste Achtung.

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