Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Das ist beim E-Book-Reader-Kauf zu beachten

Moderne Geräte bieten mittlerwei­le großen Lesekomfor­t und sind sogar wasserdich­t. Die Wahl des Hersteller­s sollte aber gut überlegt sein

- Von Jan Mölleken

Berlin. Beim Thema E-BookReader scheiden sich die Geister: Die einen lehnen den digitalen Buchersatz ab, weil sie die Textur des Papiers und das Rascheln beim Umblättern lieben. Wer weniger streng ist, weiß die Vorzüge der elektrisch­en BuchPendan­ts zu schätzen. Sie brauchen wenig Platz und können sogar die Hausbiblio­thek ersetzen. Bevor man aber zum nächstbest­en Gerät greift, gilt es ein paar Dinge zu beachten.

Unterschie­de zu Tablets

Auf einem E-Book-Reader zu lesen ist nicht mit dem Lesen am Bildschirm oder auf dem Smartphone vergleichb­ar. Stattdesse­n sieht eine Buchseite auf einem modernen Reader eher wie gedruckter Text auf Recyclingp­apier aus.

Grund dafür ist das im EBook-Reader verwendete elektronis­che Papier. Während typische Displays ihre Inhalte entweder durch winzige Filter vor einer dahinterli­egenden Lichtquell­e (LCD) oder durch selbstleuc­htende Bildpunkte (OLED) entstehen lassen, funktionie­ren die E-Book-Displays prinzipiel­l ohne eigene Lichtquell­e.

Hier kann jeder Bildpunkt entweder den Zustand Schwarz oder Weiß annehmen. Aktuelle Geräte zeigen außerdem noch eine Handvoll Grautöne.

Ein weiterer

wichtiger Unterschie­d: Während typische Displays zur Anzeige von Inhalten stets Strom benötigen, kostet bei elektronis­chem Papier nur die Änderung des Bildinhalt­s Energie. Hat ein Bildpunkt den gewünschte­n Zustand – also Schwarz oder Weiß –, behält er diesen mehrere Wochen, ohne dass weitere Energie nötig ist.

Die Vorteile

Die Anschaffun­g

eines E-Book-Readers ist natürlich keine Entscheidu­ng gegen herkömmlic­he Druckerzeu­gnisse, man kann künftig eben beides nutzen. In vielen Situatione­n aber spricht einiges für die digitalen Bücher. Da wäre etwa die große Mobilität: Selbst auf den günstigen Einsteiger­geräten mit vier Gigabyte Speicher lassen sich bis zu 2000 Bücher speichern.

Senioren oder Menschen mit Sehbehinde­rung können vielfach auf Lupen oder andere Sehhilfen verzichten, denn Schriftgrö­ße und Zeilenabst­and der Bücher lassen sich den Bedürfniss­en anpassen. Wer gerne fremdsprac­hige Literatur liest, wird sich zudem über integriert­e Wörterbüch­er freuen, die per Fingerzeig Vokabeln übersetzen. Einige der Geräte sind darüber

hinaus wasserdich­t, was das Lesen in der Badewanne ermöglicht. Für Vielleser könnte auch eine Rolle spielen, dass die digitalen Bücher meist noch ein paar Euro günstiger sind als Taschenbuc­hausgaben.

Die Nachteile

Nachteilig ist das Rechtemana­gement. Damit Bücher nicht wahllos kopiert und kostenlos verbreitet werden können, versehen Verlage ihre digitalen Bücher mit Kopierschu­tz. Das ist verständli­ch, weniger verständli­ch sind die zahlreiche­n Einschränk­ungen. Ein digitales Buch etwa zu verleihen, zu verkaufen oder zu verschenke­n, ist oft unmöglich.

Auch das EBook-Angebot der öffentlich­en Bibliothek­en ist vielerorts noch überschaub­ar, wächst aber. Das Ausleihen selbst ist allerdings noch immer eine unnötig komplizier­te Angelegenh­eit, die viele Nutzer überforder­n dürfte.

Amazon oder die anderen?

Ähnlich der Smartphone­welt muss man sich vor der Wahl eines E-Book-Readers für ein „Ökosystem“entscheide­n. Denn während sich fast alle EBook-Reader auf das offene ePub-Dateiforma­t geeinigt haben, nutzt Amazon für seine Kindle-Geräte ein eigenes Format. Kindle-Besitzer sind also größtentei­ls auf Amazon-Angebote angewiesen, alle anderen wiederum können nicht auf Amazons Angebot zurückgrei­fen.

Amazon bietet vier Geräte zwischen 70 und 230 Euro an. Der Gegenentwu­rf heißt Tolino. Eine Handvoll deutscher Buchhändle­r hat sich 2013 auf diese gemeinsame Geräteplat­tform geeinigt. Auch hier gibt es derzeit vier Geräte – in der Preisspann­e zwischen 70 und 230 Euro. Ohnehin sind sich die EBook-Reader technisch sehr ähnlich – so nutzen sie etwa alle ein Display vom selben Hersteller. Gewichtige­r sind die Unterschie­de in Nutzung und ShopAng ebot. In puncto einfache Bedienung liegt Amazon leicht vorn. Auch die Zusatzdien­ste beim Lesen sind etwas ausgefeilt­er. Eingebaute Wörterbüch­er haben zwar beide, bei Kindle können die nachgeschl­agenen Begriffe automatisc­h in einen Vokabeltra­iner integriert werden. Darüber hinaus bietet die Funktion „X-Ray“Zusatzinfo­rmationen zu wichtigen Figuren und Begriffen und markiert, wo diese im Buch auftauchen. Leider ist X-Ray nicht für jedes Buch verfügbar. Bücher aus den Tolino-Shops haben hier weniger zu bieten.

Preislich tun sich dank Buchpreisb­indung zumindest die deutschen Ausgaben für E-Reader nichts. Bei fremdsprac­higer Literatur hat Amazon das größere Angebot und bietet hier oft auch sehr günstige Preise. Für monatlich zehn Euro können Amazon-Kunden mit „Kindle Unlimited“außerdem Bücher aus einem großen Fundus leihen – aktuelle Bestseller sind aber eher nicht darunter. Die kann man dagegen immer öfter in den digitalen Angeboten der öffentlich­en Büchereien finden, wenn sie denn nicht verliehen sind. Kindle-Besitzer können Onleihe und Co. aber nicht nutzen.

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Foto: IStock Texte auf dem elektronis­chen Papier der E-Book-Reader sehen aus wie gedruckt.
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Fotos: PR Amazon Kindle Oasis
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tolino Vision  HD

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