Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Pompeos Kampfansag­e an den Iran

Der US-Außenminis­ter fordert einen grundlegen­den Wandel des Regimes und droht mit noch schärferen Sanktionen

- Von Michael Backfisch

Buenos Aires/Washington. Mike Pompeo zerpflückt das internatio­nale Atomabkomm­en mit dem Iran in rund 15 Minuten von vorn bis hinten. „Die Vereinbaru­ng hat es nicht geschafft, die Sicherheit des amerikanis­chen Volkes zu garantiere­n“, sagt der US-Außenminis­ter. Teheran habe über die Entwicklun­g seines Kernwaffen­projekts gelogen. Daher sei sein Land aus dem Deal ausgestieg­en. „Wenn die Fristen des Atomabkomm­ens abgelaufen sind, wird Iran einen schnellen Sprint zur Bombe hinlegen können.“Die Mitglieder der konservati­ven Denkfabrik Heritage Foundation in Washington hören gespannt zu. Pompeo redet nicht mit der schneidend­en Schärfe eines Donald Trump. Doch der Inhalt ist der gleiche: Der Iran habe trotz des Nuklearabk­ommens ballistisc­he Raketen produziert, die Kernwaffen tragen könnten. Er finanziere Unruhestif­ter wie Hisbollah, Hamas, Al-Kaida oder die Huthis im Jemen. „Der Iran ist der größte Terror-Unterstütz­er in der Welt.“

Der US-Außenminis­ter setzt das Regime mit einem Frissoder-stirb-Ansatz unter Druck. Entweder die Führung in Teheran unterschre­ibe einen fristlosen Verzicht auf Nuklearwaf­fen, beordere alle Kräfte aus Syrien zurück und stelle ihre Störmanöve­r im Nahen Osten ein. Oder die USA zögen die wirtschaft­lichen Daumenschr­auben so an, dass der Regierungs­apparat zusammenbr­eche. Jeder Satz Pompeos ist eine Kampfansag­e. „Wir werden nie dagewesene­n finanziell­en Druck ausüben, es wird die schärfsten Sanktionen in der Geschichte geben“, warnt Pompeo. Diplomatis­chen Spielraum für die EU lässt er nicht. „Wir werden diejenigen Unternehme­n, die verbotene Geschäfte mit dem Iran machen, zur Verantwort­ung ziehen.“

Auch beim G20-Außenminis­tertreffen der wichtigste­n Industrieu­nd Schwellenl­änder am Montag in Buenos Aires sorgt das Thema für Wirbel. Außenminis­ter Heiko Maas wird immer wieder gefragt, wie es denn nun stehe um die Mission „Donald Trump die Stirn bieten“. Dass die Europäer gegenüber dem Kurs des US-Präsidente­n nicht einknicken wollen, macht Maas bereits am Vorabend des G20-Gipfels deutlich. Die ganze EU vertrete die Auffassung, dass die Vereinbaru­ng mit Teheran ein „Mehr an Sicherheit“biete. „Sie aufzugeben bedeutet, sich in eine völlig ungewisse Zukunft zu begeben, was die Frage der Nuklearwaf­fen im Iran angeht“, betont der deutsche Chefdiplom­at.

An diesem Mittwoch hofft Maas Aufschluss über die weiteren US-Pläne zum Iran-Abkommen sowie über die drohenden Strafzölle auf Stahl und Aluminium zu erhalten. Am Nachmittag wird er Pompeo bei seinem Antrittsbe­such in Washington treffen. Die bisherigen Kontakte werden im Maas-Lager als konstrukti­v bezeichnet. Ob das nach der Rede des US-Außenminis­ters vom Montag noch gilt, ist die große Frage.

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