Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Eigentlich idyllisch
Nach Einbrüchen in der Verwaltungsgemeinschaft Seenplatte lässt man sich in Knau nicht aus der Ruhe bringen
Oettersdorf/Knau. Nach einer Einbruchsserie im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Seenplatte ermittelt die Polizei. Betroffene – etwa in Knau – lassen sich von den Vorkommnissen nicht beunruhigen.
Oettersdorf/Knau. An ihrem östlichen Rand zeigt die Gemeinde Knau ein sehr freundliches Gesicht. Am Ende der Hopfgasse steht eine Holzbank zum Verweilen neben einem blühenden Rapsfeld. Gegenüber knabbern drei wuschelige Rinder auf einer Weide an ein paar Halmen. Ein freundlicher Kutschen-Fahrer stoppt kurz zum Gespräch und setzt dann die Fahrt mit seinem Gespann fort.
Doch an dieser Stelle sind nicht nur so wohlmeinende Menschen unterwegs, das mussten die Bewohner von fünf Grundstücken vor Kurzem feststellen. Bei ihnen wurde eingebrochen. Und nicht nur Knau ist betroffen. Auf dem Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Seenplatte ereigneten sich seit Mitte April mehrere solcher Taten. Der Sprecher der Landespolizeiinspektion Saale-Orla, Eddy Krannich, dazu: „Bisher wurden bei der aktuellen Einbruchsserie 16 Fälle seit dem 18. April 2018 registriert.“Es traf neben Knau auch die Orte Kospoda, Moßbach, Tanna und Oettersdorf. Das Ziel der Einbrecher waren zumeist Schuppen,
Keller oder Garagen. Sie entwendeten laut einem Betroffenen in Knau sowohl in der Hopfgasse als auch im Rosenweg benzingetriebene Arbeitsgeräte wie Motorsägen oder -sensen und auch ein Schweißgerät. Der Mann zeigt seinen Schuppen her und erklärt. Er habe geschlafen und nichts mitbekommen in der Nacht. Der oder die Täter müssten wohl von hinten, vom Feld aus aufs Grundstück gelangt sein. Er lebe seit 35 Jahren hier am Ende des Rosenwegs und so etwas sei seitdem nie geschehen. Dennoch bereitet ihm der Einbruch keine
größeren Sorgen. „Ich sehe das beinahe als normal an. Unser Leben geht weiter.“
Zumindest in Knau zeigen sich die Anwohner abgebrüht. Im Konsum der Gemeinde heißt es, die Leute redeten zwar darüber, aber mehr Angst als zuvor habe niemand. Eine nicht betroffene Nachbarin sagt, sie lasse sich nicht beunruhigen: „Die ziehen weiter. Jetzt wurde Knau heimgesucht, danach suchen die sich einen neuen Ort.“
Laut Polizei gab es im vergangenen Jahr im Saale-Orla-Kreis 291 Einbruchsdelikte, also Einbrüche beziehungsweise Diebstähle unter erschwerten Bedingungen. Derzeit werde noch in alle Richtung ermittelt. „Aufgrund der hohen Anzahl an ähnlich gelagerten Delikten wird ein Zusammenhang, also eine Tätergruppe vermutet. Ob es sich um einheimische oder überörtliche Täter handelten, ist derzeit noch unklar“, formuliert Polizeisprecher Krannich den Stand der Ermittlungen. Als konkrete Reaktion der Ordnungshüter zählt er vier Punkte auf:
■ verstärkte Streifentätigkeit,
auch mit Zivilkräften
■ intensive Spurensicherung an den Tatorten, um durch Auswertung Täter zu bestimmen ■ Zeugenaufrufe in den Medien, auch um zur Obacht aufzurufen
■ Vergleich der Einzelfälle, um auf Tätergruppe schließen zu können
Auch einige Menschen in Knau gehen von einer Tätergruppe – Vermutungen gehen in Richtung einer osteuropäischen Herkunft – aus, die auf Bestellung teure Benzingeräte beschaffen. Tätern, die auf frischer Tat ertappt werden, droht eine Strafe wegen besonders schweren Diebstahls nach Artikel 243 Strafgesetzbuch. Die liegt bei drei Monaten bis zehn Jahren Freiheitsstrafe.
Die Bürgermeisterin von Knau, Kathrin Göring, mag das allerdings dennoch nicht als eine Art Normalität betrachten: „Ich denke, es ist ein Weckruf, dass alle vorsichtiger sein müssen.“Und Zivilstreifen zeigten in Knau sowieso viel Präsenz.
„Wir waren schockiert und hoffen sehr auf ein schnelles Ergebnis der Ermittlungsarbeit der Polizei.“Kathleen Mertz, Vorsitzende der VG Seenplatte