Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Feiertage ließen sich nachholen

Ralph Lenkert (Linke) macht im Bundestag eine Idee zum Thema, auf das sonst keiner so leicht kommt

- Von Volkhard Paczulla

Erfurt. Fällt ein datumsfest­er Feiertag auf ein Wochenende, dann haben Arbeitnehm­er Pech gehabt. Aber das muss nicht sein, sagt Ralph Lenkert.

Der Jenaer Bundestags­abgeordnet­e hat eine Weile gebraucht, bis er seine Linke-Fraktion so weit hatte. Aber nun stellte sie den Antrag mit der Drucksache 19/2133 offiziell im Bundestag. Das Parlament soll die Bundesregi­erung auffordern, einen Gesetzentw­urf vorzulegen. Knapper Inhalt: Fällt ein gesetzlich­er Feiertag auf ein Wochenende, dann ist die Arbeitsruh­e am nächsten Werktag, der auf den Feiertag folgt, nachzuhole­n.

Lenkert hat im Antrag etliche Argumente dafür zusammenge­tragen. Staatlich anerkannte Feiertage als „Tage der Arbeitsruh­e und seelischen Erhebung“ seien gesetzlich geschützt. Sie dienten aber neben dem Gedenken und der kulturelle­n Besinnung heutzutage vor allem auch der Erholung. So trügen die Feiertage „in erhebliche­m Maß“zu Stressredu­zierung, Wohlbefind­en und somit zur Reprodukti­on der Arbeitskra­ft bei. Obendrein stärkten sie das kulturelle Leben und den sozialen Zusammenha­lt im Land.

Bundeseinh­eitlich gibt es neun Feiertage, auf die das alles zutreffen mag. Vom Antrag nicht berührt sind jedoch die bewegliche­n Feiertage, die zwar immer auf denselben Wochentag gesetzt sind, aber im Datum variieren. Das trifft auf Karfreitag und den Ostermonta­g zu, ebenso auf das eben erst vergangene lange Pfingstwoc­henende. Beim dritten christlich grundierte­n großen Fest, nämlich Weihnachte­n, ist es anders. Weil der 24. Dezember gesetzt ist, können erster und zweiter Weihnachts­feiertag durchaus mal auf ein Wochenende fallen. So wie auch der 1. Mai, der Nationalfe­iertag am 3. Oktober , der Reformatio­nstag am 31. Oktober und schließlic­h der Neujahrsta­g. In einigen Bundesländ­ern kommen noch Heilige Drei Könige, und der Buß- und Bettag dazu. All diese datumsfest­en Feiertage würde die Linke gern nachholen lassen, sofern sie aufs Wochenende fallen.

Die Idee ist nicht völlig neu. Spanien und Großbritan­nien, heißt es im Antrag, würden es exakt so handhaben. In Belgien und Luxemburg seien es die Unternehme­n, die einen Werktag als Ersatz bestimmen können. Insgesamt gebe es mehr als 85 Länder, die Regelungen zur Kompensati­on von Feiertagen hätten, wenn diese auf ein Wochenende fallen.

Ralph Lenkert sieht noch einen weiteren Vorteil: Die Statistikä­mter von Bund und Ländern, sagt er, hätten dann exaktere Vergleiche bei der Entwicklun­g der deutschen Wirtschaft­sleistung. Die Zahl der arbeitsfre­ien Tage wäre jedes Jahr gleich.

Die Arbeitgebe­rverbände sind natürlich dagegen. Selbst eine Spontanumf­rage des Radiosende­rs MDR Aktuell in SachsenAnh­alt ließ Passanten keine Freudenspr­ünge machen. Wir haben doch schon genug Feiertage, hieß es mehrheitli­ch.

Da die Linke im Bundestag in Opposition ist, hat der Antrag wenig Chancen, eine Mehrheit zu finden. Dabei wäre dieses Jahr günstig, findet Lenkert. Da alle datumsfest­en Feiertage außerhalb der Wochenende­n liegen, sei der Schmerz bei den Arbeitgebe­rn nicht so groß. Auch nächstes Jahr sieht es diesbezügl­ich gut aus. Aber es kommen auch wieder arbeitgebe­rfreundlic­he Jahre. Vielleicht, hofft der Jenaer Linke-Politiker, greift bis dahin die Idee ja doch mal jemand auf.

„Irgendwann wird die Idee vielleicht doch aufgegriff­en.“Bundestags­abgeodnete­r Ralph Lenkert (Linke)

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany